GRIP 52
5/1/2015
Ein Panorama regionaler und internationaler Filme
Besucherrekord beim 8. Lichter Filmfest, doch die finanzielle Zukunft ist derzeit ungewiss
Von Alexander Jürgs
Es hat schon etwas Absurdes, dass genau in dem Jahr, in dem das internationale Langfilmprogramm des Lichter Filmfests unter dem Leitthema „Geld“ steht, offensichtlich wird, dass die finanzielle Absicherung des beliebten Kinofestivals im kommenden Jahr mehr als schwierig wird. Neue Unterstützer müssen gefunden werden, damit das Festival, das ganz offiziell den etwas zungenbrecherischen Namen „Lichter Filmfest Frankfurt International“ trägt, auf gleichem Niveau weiter stattfinden kann. Die Daumen sollten also fest gedrückt werden – denn wie lohnenswert, wie lebendig und vielfältig das „Lichter Festival“ ist, das haben die Macher im März 2015 mit ihrer achten Ausgabe wieder einmal bewiesen.
Nicht nur jede Menge Filmpremieren (von der Welt- bis zur Hessenpremiere) standen auf dem Programm, sondern auch ein hochkarätig besetztes Begleitprogramm zum Schwerpunktthema „Geld“, außergewöhnliche Filmscreenings im Außenraum, eine neue Ausgabe des „Lichter Art Awards“ mit Videokunst-Produktionen sowie einige Partys und Konzerte. Auch Gregor Maria Schubert, der Festivaldirektor, zog nach sechs Tagen Filmfest eine durchweg positive Bilanz. „Wir hatten über 30 Premieren im Programm, konnten zahlreiche Filme zeigen, die sonst kaum ihren Weg auf die große Leinwand finden und haben uns über ausverkaufte Kinosäle gefreut“, sagte er. „Wir haben Filmschaffende mit Experten und Publikum ins Gespräch gebracht und in viele zufriedene Gesichter geblickt.“
Eröffnet wurde das „Lichter Filmfestival“ mit dem wunderbaren Film „Hedi Schneider steckt fest“, der auch schon das Rennen um den Hessischen Filmpreis für sich entscheiden konnte. Nach der Vorführung standen die Darsteller Laura Tonke und Hans Löw sowie Regisseurin Sonja Heiss sichtlich gerührt auf der Bühne, freuten sich über reichlich Applaus und Zuspruch.
Noch so ein besonderer „Lichter“-Moment war die ausverkaufte Vorstellung von „Carlo, Keep Swinging“, einer Dokumentation über den Frankfurter Jazztrompeter Carlo Bohländer – inklusive anschließendem Konzert mit der Musikerlegende Bill Ramsay. Der Film von Regisseurin Elizabeth Ok war schließlich auch die Nummer eins in der Gunst der Zuschauer: Er errang den Publikumspreis des Festivals.
Den ersten Platz im Lichter-Langfilm-Wettbewerb teilten sich die Macher der Filme „Sin & Illy still alive“ (Regisseurin Maria Hengge erzählt darin eine Mutter-Tochter-Geschichte im Frankfurter Fixermilieu) und „Conduct! Jede Bewegung zählt“ (eine Dokumentation über den Sir-Georg-Solti-Dirigentenwettbewerb). Als bester Kurzfilm wurde „Ein bisschen Normalität“ von Michael Schaff und Thomas Toth ausgezeichnet. Der in diesem Jahr erstmals vergebene „Lichter Courage Preis“ ging an den Frankfurter Michel Klöfkorn für seinen großartigen Animationsfilm „Gewobenes Papier“. Den „Lichter Art Award“ gewann der in Antwerpen lebende Künstler Jonathan Van Essche. Beinahe 12.000 Besucher kamen zu „Lichter“ – ein neuer Besucherrekord für das Festival.
Die meisten Veranstaltungen fanden im Cantate-Saal am Großen Hirschgraben statt – der alte Theatersaal hat sich dabei als hervorragender Kino-Ort bewährt. Im Keller des Gebäudes entstand eine Bar, DJs legten dort auf, Bands spielten hier – die typische, entspannte „Lichter“-Atmosphäre eben. Doch weil rund um den Cantate-Saal im Sommer oder Herbst bereits die Bauarbeiten für das neue Frankfurter Romantik-Museum beginnen, wird das Festivalteam den Ort schon im kommenden Jahr nicht mehr nutzen können. Zu den Finanzierungsproblemen addiert sich also noch die Suche nach einem neuen Festivalzentrum.
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Filmkultur, Festival, Auszeichnung, Kulturförderung, Dokumentarfilm, Spielfilm
