GRIP 50

5/1/2014

Keine Angst vor DCP

Ein Workshop des Film- und Kinobüros zur DCP-Erstellung

Von Uwe Lauer

Der Träumer braucht kein DCP, das sogenannte Digital Cinema Package. Er schließt bloß die Augen und schon sieht er seinen eigenen Film. Alle anderen aber, die so wie ich darauf aus sind, handfeste Kurz- oder Langfilme zu produzieren, kommen an der Umwandlung ihrer Daten in ein gängiges DCP-Format nicht vorbei; denn erst dann sind sie für digitale Kinoprojektoren in Kinos und auf Festivals abspielbar.

Somit ich enschloss ich mich, den vom Kino- und Filmbüro angebotenen Workshop "DCP - Filme für den digitalen Kinoeinsatz aufbereiten“ zu besuchen, der in Kooperation mit der Magna Mana Bildbearbeitungs-GmbH, den FunDeMental Studios und der hessischen Film- und Medienakademie (hFMA) stattfand, mit dem Ziel, einen Einblick in Workflow einer DCP-Produktion zu bekommen - vom digitalen Ausgangsmaterial bis zum digitalen DCP-Master.

Insgesamt waren wir 32 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Berufen, darunter Filmemacher, Studenten, Laboringenieure, ein freischaffender Bildhauer, mehrere Kinoleiter und eine große Anzahl von Festival- und Kinomitarbeitern. Und die frappierend überraschende Erkenntnis war: Das Erstellen einer DCP ist doch kein Teufelswerk, so fremdartig einem zunächst die Welt der Codecs, Normen, Workflows und Spezifikationen erschienen war.

Axel Mertes, der Geschäftsführer von Magna Mana, brachte einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Begriffe und historischen Entwicklungen der digitalen Cinematographie. Oliver Achatz von den FunDe Mental Studios übernahm ebenso sachkundig die Einführung in die Welt des Kinosounds. Filmemacher sollten sich darüber im Klaren sein, dass eine technisch höherwertige Qualität des Ausgangsmaterials eine Menge Kopfschmerzen in der Postproduction, und dort vor allem im Bereich des Color Gradings und der Soundbearbeitung erspart. Und um weiteren Ärger zu vermeiden, sollte man seinen Film mit 24 Vollbildern (24p) progressiv aufzeichnen.

Sind diese Anforderungen erfüllt, kann es mit der Erstellung der DCP losgehen. Dazu braucht es die erforderliche Software. Da gibt es verschiedene Anbieter. In unserem Lehrgang wurde zunächst die Freeware-Variante OpenDCP vorgestellt und genutzt, daneben aber auch die Version easy-DCP vom Fraunhofer Instituts und schließlich das Programm Final-DCP von Magna Mana. Wobei man sich als Teilnehmer gewünscht hätte, wenn der kleine Kritikpunkt erlaubt ist, daß der Anteil an Praxisbezug noch etwas umfangreicher hätte ausfallen können, sowohl im Bereich DCP-Erstellung, als auch beim Thema Sound.

Die Erfahrung zeigte aber, dass, wer genügend Zeit und ein Händchen für Software hat, mit Open-DCP durchaus zurande kommen kann. Einfacher ist es jedoch mit easy-DCP oder Final-DCP, von denen es kostenlose Trial-Angebote gibt, die voll funktionsfähig sind. Da kann selbst jeder No-Budget-Filmemacher, der mit einer Digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) arbeitet, sein 8bit 4:2:0 Material ausprobieren. Fraunhofer und Magnamana bieten auch Player in ihrer Trial-Version an.

Wem jedoch etwas mehr Geld zur Verfügung steht, der sollte Kontakt zu einem Postproduktionshaus aufnehmen und sich über deren Angebote für Color Grading und DCP-Erstellung informieren. Wer seine Soundmischung mit einem Profi im Kinosaal erstellt, bekommt den wahren Sound geliefert. Ein professionelles Color Grading auf Leinwand via gradierten Beamer liefert das echte Kinobild. Aber unabhängig davon kann ich nach den zwei Tagen Workshop nur sagen: Der Besuch hat sich gelohnt und ist jedem, der nicht nur seinen Film träumen will, wärmstens empfohlen. Und wie es aus dem Film- und Kinobüro heißt, sei eine Wiederholung des DCP-Workshops geplant.

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Digitalisierung, Institution, Ausbildung/Weiterbildung/Studium, Postproduktion

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