GRIP 50
5/1/2014
Ein fahrender Kinomann
Durch den Service von Fritz Mettal ist Kino überall möglich – jetzt auch digital
Von Birgit Schweitzer
Die Zeit der nostalgischen 35mm Filmrollen geht unweigerlich dem Abschied zu. Die kommerziellen Filmtheater und die Programmkinos haben die Umrüstung zur Digitalprojektion weitestgehend vollzogen, und auch den kleinen Kinos wird der Wandel à la longue nicht erspart bleiben. Damit eine vielfältige Kinolandschaft mit Kommunalen Kinos und Arthousekinos gesichert ist, wird die Umstellung seit längerem staatlich gefördert. Bei der letzten Entscheidung der Kulturellen Filmförderung des Landes Hessen im Rahmen der Abspielförderung wurde auch das mobile Kino von Fritz Mettal nun mit 20.000 Euro für die Digitalisierung bedacht.
Fritz Mettal ist einer der letzten fahrenden Kinomänner. Mit seiner in Darmstadt beheimateten Firma Fritz Mettal Film- und Tontechnik ist er in der hessischen Filmbranche fest verankert und stets zur Stelle, wenn es einerseits um klassische Tonfilm-Kinovorführungen an ungewöhnlichen Orten und andererseits um Stummfilmaufführungen geht. Gerade für Stummfilme mit Orchesterbegleitung gilt er deutschlandweit als der Spezialist. Er hat schon die Technik für Stummfilmpräsentationen auf der Seebühne in Bregenz geliefert und ist mit seiner Ausrüstung auch schon nach Shanghai gereist.
Zusammensteckbare Aluminiumtraversen und spezielle Hublifte lassen eine Leinwand frei stehen, wenn zum Beispiel in historischen Gebäuden keine Haken oder Bühnenzüge vorhanden sind. Mettal verfügt ferner über sogenannte Air Screens, aufblasbare Leinwände, die für Open-Air-Kino das Aufstellen von Leinwandgerüsten ersparen.
Sein umfangreiches Technikarsenal hat Fritz Mettal in seiner 160 Quadratmeter großen beheizten Lagerhalle mit angegliederter Werkstatt auf vielen laufenden Metern auf 2,5 Meter hohen Regalen verstaut. Fünf mobile 35 mm Projektoren, drei mobile 16 mm Standardprojektoren und zwei Super 8 Projektoren für Großbildprojektion nennt er sein Eigen sowie die zugehörige Tontechnik, eine ganze Batterie an Objektiven, dazu Lautsprecher, diverse Leinwände sowie schwer entflammbarer imprägnierter schwarzer Molton in vielen verschiedenen Größen, der die unscharfe Bildkante bei Filmprojektionen auf der Leinwand rundum scharf begrenzt. Alle Geräte, über die er verfügt, sind mobil und überall einsetzbar. Dazu liefert er seine unerschöpfliche Expertise. Sein zweites Standbein ist ein Service- und Reparaturdienst, den er Kinos für ihre Vorführtechnik anbietet.
Dabei hat der 58–jährige ursprünglich Geologie an der TH Darmstadt studiert, geriet dann aber in den studentischen Filmkreis, wo er bei vielen Filmprojekten mitwirkte. Sein Interesse galt frühzeitig der Tontechnik. So bildete er sich in dem Fachgebiet weiter und war lange als freier Tonmann im Fernsehen tätig, bis er sich mit seiner Firma selbstständig machte.
Die 20.000 Euro Fördermittel der Hessischen Filmförderung will Mettal nun in einen Sony 4K-Projektor investieren. „Das Beste, was es im Moment gibt“, behauptet er. "Bei dem 4K-Gerät ist die Auflösung, sprich die Pixelanzahl pro Zeile doppelt so hoch wie bei bisherigen Projektoren. Die Pixel sind kleiner und das Pixelgitter auch von nah nicht erkennbar." Dadurch sei der Bildeindruck homogener, das Bild habe einen schöneren Kontrast und nähere sich damit absolut der Qualität des 35 mm Films an. Allerdings gehen die Anschaffungskosten an die 65.000 Euro, so daß er für den Hauptteil der Kosten einen Kredit bei seiner Hausbank aufnehmen musste.
Für die hessische Festivalszene ist es ein Segen, dass Fritz Mettal nun auch digitalen Service anbieten kann. „Die Existenzsicherung von Fritz Mettal als Partner für die hessische Film- und Kinoszene ist fundamental", begrüßt Erwin Heberling, Geschäftsführer des Film- und Kinobüros Hessen, die Förderentscheidung. „Wenn es Fritz Mettal nicht gäbe, könnten viele Veranstaltungen gar nicht stattfinden. Aber er ist mehr als nur Techniklieferant. Er ist Cineast - durch und durch. Wenn sich Fritz Mettal für ein Kino oder Festival engagiert, dann haben die Veranstalter einen unermüdlichen Mitstreiter gewonnen, auf den sie sich jederzeit verlassen können.
Kategorie: Firmenportrait (GRIP FACE)
Schlagworte: Filmkultur, Kino, Digitalisierung, Filmförderung, Institution
