GRIP 50

5/1/2014

Crowdfunding im Internet - Fördermöglichkeit der Zukunft?

Aventis Foundation und Wirtschaftsministerium beteiligen sich an neuen Modellen

Von Birgit Schweitzer

Seit ein paar Jahren ist das Crowdfunding im Internet eine neue Möglichkeit, seine Film- und Kreativprojekte finanzieren zu lassen. Auch in Deutschland boomt das Konzept. Der Film zur TV-Serie Stromberg, der im Jahr 2011 über Crowdfunding eine Million Euro generiert hat, ist dabei indes die Ausnahme. Die durchschnittliche Summe, die auf der Plattform www.startnext.de realisiert wird, beläuft sich auf cirka 6.000 Euro.

Auch Förderinstitutionen in Hessen sind nun auf den Zug aufgesprungen. Letztes Jahr wurden sowohl von der Aventis Foundation als auch vom Hessischen Wirtschaftsministerium Crowdfundingprojekte mit zusätzlichen Fördergeldern bedacht. Bei der Initiative "Kulturmut" der Aventis Foundation ist eine Summe von insgesamt 200.000 an 18 Projekte vergeben worden, die auf der Plattform startnext.de am erfolgreichsten für sich geworben hatten. Deren so eingeworbene Summen sind von Aventis dann um zusätzliche Beträge aufgestockt worden. Unter den 18 Spitzenreitern war nur ein Filmvorhaben, nämlich der Dokumentarfilm „Tokat - das Leben schlägt zurück“ der Regisseurinnen Andrea Stevens und Cornelia Schendel. Sie hatten über die Crowd 15.500 Euro für Dreharbeiten und die Postproduktion eingesammelt. Andrea Stevens würde diese Art der Finanzierung wieder in Betracht ziehen, allerdings erst kurz vor Fertigstellung eines Projektes. „Bei einer Entstehungszeit von drei bis vier Jahren wie bei unserem Dokumentarfilm, ist es schwer, die Menge so lange bei der Stange zu halten.“ Denn die Supporter wollen auf dem Laufenden gehalten werden. Das Schreiben eines Blogs, das Pflegen der Facebookseite und das Einstellen aktueller Informationen auf der Projektseite von startnext.de koste einfach viel Zeit. Zu einem Crowdfunding Projekt gehört offenkundig eine Menge Marketing und Selbstdarstellung, damit es funktioniert. Denn nur etwas mehr als die Hälfte der Projekte erreicht das Förderziel. „Dafür hat man aber gleich auch schon ein Publikum, wenn der Film herauskommt, die Arbeit zahlt sich also aus“, hält Andrea Stevens aber entgegen.

Bei der Crowdfunding Initiative des Wirtschaftsministeriums sollten ursprünglich die drei Projekte mit den meisten Supportern mit insgesamt 3.500 Euro unterstützt werden. Doch der Gewinner, der Online-Krimi „Auriga“, konnte sein Finanzierungsziel nicht erreichen. Daher flossen auch die Fördergelder des Ministeriums nicht. So lautet das Alles-oder-Nichts-Prinzip des Modells. Wird die Finanzierungssumme nicht erreicht, kommt das Projekt nicht zustande. Das interaktive Musikvideo „Johann-App“ rückte damit nach und bekam 1.500 Euro Preisgeld für den ersten Platz. „Tiere allein im Wald“, ein Zeichentrickfilm, kam auf Platz zwei und erhielt 1000 Euro. Das Team von „Auriga“ konnte jedoch noch ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro aus einem Live-Pitch während der Biennale ergattern, da es das Publikum am meisten begeisterte.

Es sei ein sehr demokratischer Weg zu entscheiden, welche Projekte Unterstützung bekommen sollen. Dementsprechend liefere Crowdfunding auch wertvolle Hinweise auf die Erfolgsaussichten des jeweiligen Vorhabens, war das Statement aus der Presseabteilung des Wirtschaftsministeriums, das diese Art der Förderung weiter verfolgen will. Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir beabsichtigt, die Kreativwirtschaft im Rhein-Main Gebiet zu stärken und hat dafür im Ministerium eigens ein entsprechendes Referat eingerichtet. Kathrin Ahrens ist Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle Kultur und Kreativwirtschaft der Hessen Agentur für die Kreativen. Sie sagt, es sei denkbar, dass Schwarmfinanzierung vom Wirtschaftsministerium in Zukunft auch für Produktdesignprojekte eingesetzt werde. „Crowdfunding ist hier in der Region bisher nicht so verbreitet und könnte sich künftig noch entwickeln“, so ihre Einschätzung.

Eugen Müller, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Aventis Foundation, gibt sich zurückhaltender: „Wir werden das Projekt "Kulturmut" weiterverfolgen, in welcher Form und in welchem Zeitplan ist jedoch noch nicht entschieden.“

Kategorie: Hintergrundbericht (GRIP FORUM)

Schlagworte: Filmförderung, Filmwirtschaft, Wirtschaftsförderung, Dokumentarfilm, Webformat

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