GRIP 40
5/1/2009
Wachablösung in Frankfurts Wirtschaftsdezernat
Wie wird es weitergehen in dem Sektor der Kreativwirtschaft unter dem neuen Wirtschaftsdezernenten Markus Frank (CDU)?
Von Dieter Brockmeyer
Nur ein Jahr im Amt, hatte der Frankfurter Wirtschaftsdezernent, Boris Rhein (CDU) einiges für die Kreativwirtschaft der Mainmetropole auf den Weg gebracht. Gleich zu Beginn seiner Frankfurter Amtszeit gab der CDU-Politiker, der jetzt als Staatssekretär der Hessischen Landesregierung angehört, eine Standortstudie in Auftrag. Untersucht wurde in dem Bericht der gesamte Bereich der "creative industries", der Verlage, Music, Film und Fernsehen, aber auch Games, Werbung, Mode, Architektur umfaßt.
Aus den Ergebnissen der Studie zog Rhein sofort erste Konsequenzen, indem er etlichen Unternehmungen im Kreativsektor seine Unterstützung zusicherte. So erhielt das eDIT-Filmmakers’ Festival 2008 wieder einen Zuschuß, um den Fortbestand des Festivals zu gewährleisten. Auch der deutsche Werbefilm-Oscar, der vdw Award, um den bundesweit auch andere Standorte buhlen, wurde erst einmal am Main gehalten - durch nicht unerheblichen Einsatz der Stadt. Und ein „Inkubator“ wurde angestoßen, eine Art Gründerzentrum für kreative Neueinsteiger, damit Frankfurt attraktiver werde für potentielle Talente, die ansonsten abwandern in die Metropolen wie etwa Berlin oder München.
Wie aber wird es nun weitergehen unter dem neuen Wirtschaftsdezernenten Markus Frank (CDU), der als bisheriger Chef der CDU-Römerfraktion nachgerückt ist? Ist er bereit, sich ähnlich visionär abzuheben und die Potentiale auszubauen, die sein Vorgänger in den Möglichkeiten der Creative Industries sah?
Gerade in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise besteht die Gefahr, dass Frank den Fokus auf die wirtschaftlichen Schwergewichte richten wird, also auf Finanz-, Versicherungs- und Luftverkehrssektor wobei andere Zweige aus dem Blickfeld geraten. Dabei sind die negativen Auswirkungen der Krise längst auch Im Bereich Kreativwirtschaft für Frankfurt spürbar geworden.
Abwandern wird der renommierte Suhrkamp-Verlag, nach Berlin gelockt mit Finanzmitteln aus dem Länderfinanzausgleich, in den Hessen im übrigen 2008 als stärkster Nettozahler eingezahlt hat. Schon im Dezember hat der internationale Wirtschaftsfernsehsender CNBC Europe seine Mannschaft in Frankfurt radikal verschlankt. Berichte von der Frankfurter Börse und andere Programmzulieferungen wurden massiv reduziert. Erst kürzlich verkündete der amerikanische Nachrichtenkonzern Bloomberg das komplette Aus seines in Frankfurt ansässigen Senders Bloomberg TV mit etwa 100 Beschäftigten.
Ungewiß ist auch die Zukunft der Frankfurter Rundschau, die jüngst ihre neuen Redaktionsräume am Südbahnhof in Sachsenhausen bezogen hat, denn die Gefahr einer Fusion mit der Berliner Zeitung, die sich beide im Besitz der Kölner Verlagsgruppe M. Du Mont Schauberg befinden, ist nicht vom Tisch.
Auch die Nachrichtenagentur dpa überlegt, ihre Redaktion in Berlin zu bündeln. Davon betroffen wäre neben dem Stammsitz Hamburg auch Frankfurt mit seinen 35 Redakteuren der zentralen Bildredaktion. Und ob sich unter Umständen weitere Verlage zurückziehen, muß abgewartet werden.
Doch schon jetzt läßt sich aus all diesen Indikatoren ableiten, dass der Kreativsektor in Frankfurt womöglich noch schweren Wettern ausgesetzt sein wird, und damit auch für die hiesigen Filmschaffenden das Dasein komplizierter wird. Es bleibt zu hoffen, dass die Frankfurter Wirtschaftspolitik den eingeschlagenen Weg des früheren Ressortchefs Rhein weiterverfolgt - zum langfristigen Vorteil nicht nur von Filmern und Medienmachern, sondern in letzter Konsequenz auch zum Vorteil von Stadt und Region.
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Politiker*in, Filmförderung, Wirtschaftsförderung, Kulturförderung, Filmwirtschaft
