GRIP 40
5/1/2009
Viva la Revolución
Das Frankfurter Festival "Cuba im Film" vom 14. – 20. Mai bietet einen Rückblick auf 50 Jahre kubanisches Kino
Von Klaus-Peter Roth* und Daniel Güthert
Schon wenige Monate nach dem Sturz von Dikatator Batista und dem Sieg der kubanischen Revolution wurde vor 50 Jahren, im März 1959, das kubanische Filminstitut Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematogáficos (ICAIC) gegründet, mit dem die Blüte des kubanisches Kinos begann. Eine Filmhochschule von internationalem Rang, die eine Vielzahl bedeutender Filmemacher aus Kuba und ganz Lateinamerika hervorbrachte.
Dieses Jubiläum nimmt das 14. Festival des Kubanischen Films, das vom 14. bis 24. Mai im Filmforum Höchst stattfindet, zum Anlaß, einen Rückblick auf diese Ära zu werfen. Gezeigt werden etliche Klassiker des kubanischen Films, wie beispielsweise "Geschichten aus der Revolution" (1960) von Tomás Gutiérrez Alea, einem der Mitbegründer des ICAIC, dessen Werk im Mittelpunkt des Festivals steht. So werden von ihm unter anderem noch der Kinohit "Erdbeer und Schokolade", ausgezeichnet mit dem Silbernen Bären 1994, und "Guantanamera" (1995) gezeigt, beides Filme, die Alea in Zusammenarbeit mit Juan Carlos Tabio realisiert hat.
Und schließlich steht im Programm der gerade erst fertig gestellte Dokumentarfilm "Titón, de la Habanna a Guantanamera", der das Lebenswerk des 1996 verstorbenen Filmemachers nachzeichnet. Eine Hommage der Ehefrau Aleas, der Schauspielerin Mirta Ibarra an diesen bedeutenden Pionier des kubanischen Kinos.
Weitere Höhepunkte in der Retrospektive werden die Filme von Humbero Solas ("Lucia", 1968), von Sara Gomez ("In gewisser Hinsicht", 1974) oder von Daniel Diaz Torre ("Lieb mich und du wirst sehen", 1994) und Fernando Perez mit "Madagascar" (1995) sein. Alles prominente Namen, die maßgeblich die kubanische Filmkunst über Jahrzehnte prägten, eng angelehnt an die gesellschaftliche Entwicklung und mit kritischem Blick auf das Alltagsleben der Menschen in der kubanischen Gesellschaft.
Doch jenseits dieser Rückschau in die Filmgeschichte Kubas widmet sich das Festival auch dem aktuellen Filmschaffen der Karibikinsel mit einem weiten Querschnitt neuer Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme.
So wird das Festival am 14. Mai in Anwesenheit des Regisseurs mit "Omerta" von Pavel Giroud eröffnet. Giroud steht für ein junges kubanisches Kino, das den künstlerisch anspruchsvollen Unterhaltungsfilm in den Fokus nimmt und durch seine formale Perfektion besticht. Ein weiterer Vertreter dieses Kinos ist Alejandro Brugues, dessen Film "Personal Belongings" das Festival als deutsche Erstaufführung ebenfalls im Programm hat.
Ein anderer Beitrag im Panorama aktueller Werke ist schließlich der bewegende Dokumentarfilm "La reine del Condon", von Silvana Ceschi und Reto Stamm, der die Arbeit von Monika Krause-Fuchs, ehemals Leiterin des Nationalen Zentrums für Sexualerziehung in Cuba, portraitiert. Monika Krause-Fuchs, die auch zur Präsentation des Filmes anwesend sein wird, hat in den siebziger und achtziger Jahren in Kuba eine beispiellose Arbeit zur Sexualerziehung geleistet. Dies zeichnet der Film eindrucksvoll nach.
Fester Bestandteil des Programms ist traditionell die Kurzfilmreihe, die auch in diesem Jahr fortgesetzt wird. Vorgestellt wird eine Auswahl von 20 Abschlußarbeiten kubanischer Studenten, von aus denen erstmals ein Preisträger durch eine Jury der Hochschule für Gestaltung (HfG) ermittelt wird.
Freuen dürfen sich die Festivalbesucher heuer aber noch auf einen ganz besonderen Ehrengast. Angekündigt ist Jorge Perugorria, einer der unbestritten berühmtesten Darsteller des Landes, der in Deutschland vor allem durch seine Rolle des Diego in "Erdbeer und Schokolade" bekannt geworden ist. Diesen Film wird er in der Retrospektive vorstellen, aber er wird auch den neuen Film von Juan Carlos Tabio "El cuerno de la abundancia" ("Das Füllhorn") vorstellen, in dem er eine der Hauptrollen spielt.
*Klaus-Peter Roth ist Leiter des Filmforum Höchst
Kategorie: Gastbeitrag (ehemals Selbstdarstellungen von institutioneneigenen Mitarbeitern / ab GRIP 63)
Schlagworte: Kino, Festival, Filmkultur
