GRIP 40

5/1/2009

Die Kommunikation stärken

Die Entwicklung des "m² MedienMittwoch"

Von Axel Dielmann

Die Stadt am Main Frankfurt hat es über die zurückliegenden Jahre gelernt, sich nicht immer nur als Banken-Standort und Flugverkehrsknoten zu verkaufen, sondern auch ihre anderweitigen Stärken und Potentiale zu entwickeln. Sie ist in der Wahrnehmung ihrer Einwohner und Besucher zur Buch- und Literaturstadt geworden, sie ist in manchen Disziplinen zum internationalen Forschungsplatz avanciert, sie ist als anspruchsvolle Museumsmeile und in Aspekten als Freizeitpark präsent, und - Frankfurt ist zur Film- und Medien-Stadt geworden.

Einige der Medien-Schaffenden vor Ort haben bereits im Jahr 2001 die Lebendigkeit des Medien-Arbeitsplatzes Frankfurt erkannt. So entstand ein Zirkel um Harald Metz, Betreiber der Berger-Kinos, um Joerg Weber, Berater mit Weber networking, Torsten Waack, Werbe-Spezialist, und um Manuela Schiffner von der Wirtschaftsförderung Frankfurt sowie Fabian Schiffer und Robert Breithaupt. Daraus ist die Initiative m2 MedienMittwoch mit Wolfgang Borgfeld, Publizist für Medienthemen sowie Matthias Müller von der IHK und Tobias Kirchhofer, Entwickler interaktiver Markenwelten bei Bluemars hervorgegangen. Sie alle trafen sich, weil sie an einer nachhaltigen Darstellung des Medien-Standortes Frankfurt interessiert waren: Jeweils am zweiten Mittwoch im Monat sollte ein Vortrag oder eine Gesprächsrunde aufs Podium gebracht werden und ein Aspekt der Medienwelt thematisiert werden.

Am 9. Januar 2002 fand in der IHK Frankfurt der erste m2 MedienMittwoch statt. Titanic-Redakteur Hans Zippert zeigte in der IHK einen launigen Lichtbildvortrag, eine collagierte Zusammenstellung von Film-Stills, durch deren Kommentierung er Probleme der Medienschaffenden und Techniken der Medienwirtschaft präsentierte.

Weniger satirisch, aber nicht minder kritisch war der zweite m² unter dem Titel „sendungs/bewusst/sein“ im Februar 2002. Es ging um Anspruch und Wirklichkeit von TV-Programmplanungen, sehr passend dazu im Hessischen Rundfunk durchgeführt. Im folgenden März hieß es im King Kamehameha-Club „Music makes the world go round“ und m² sprach kontrovers über Phänomene des Musikmarktes.
Inzwischen gab es 87 Referate, Vorträge oder Podiumsdiskussionen an verschiedenen Orten nicht nur Frankfurts, sondern des gesamten Rhein-Main-Gebietes. Die Besucher des MedienMittwoch werden über einen Mail-Verteiler eingeladen. Veranstaltungsorte waren unter anderem das Kurhaus Bad Homburg, die Stadthalle Oberursel, das Rhein-Gau-Musik-Festival oder mehrfach das Kommunikations-Museum.

Die Bereitschaft, den MedienMittwoch zu beherbergen und als Sponsor die Location bereit zu stellen, ist hoch. Denn der Zuspruch aus der Branche ist groß: Obwohl die klassischen Medien bislang wenig über die Abende berichtet haben, waren nur ein Mal, im Januar 2005, weniger als 200 Gäste da: In den Kammerspielen Frankfurt waren feuerpolizeilich nur 192 Besucher zugelassen. Die Zahl der Anmeldungen zu dem Vortrag von brand-eins-Redakteur Ralf Grauel über „Die fünf Pforten der Manipulation“ war hingegen doppelt so groß! In der Commerzbank-Arena fand im September 2005 das Gespräch „Bedeutung und Auswirkung der Weltmeisterschaft 2006 für die Region“ vor gut 800 Gästen statt
Im Anschluss an jeden MedienMittwoch wird eingeladen zu informellem Kennenlernen und Gespräch - ein Net-Working, das durch anzusteckende Namenskärtchen erleichtert wird und zu reger Kommunikation führt. Daß sich die Medienleute dabei vor allem über die engen Fach- und Arbeitsgebiete hinaus austauschen, ist den m²-Machern wesentlich.

Der Kreis der heute zehn Kuratoren und Betreiber ist in den sieben Jahren organisch zusammengewachsen, so daß eine in seltener Weise offene und geradezu basisdemokratische Diskussionskultur zur Auswahl der jeweiligen Themen und Referenten führt. Es sind mit den Organisatoren die wichtigsten medialen Felder vertreten, jüngst haben Katja Böhne von der Werbeagentur Fischer Appelt und Verleger Axel Dielmann den Medien-Mix von m² ergänzt und Martin Schitto von Schitto Schmodde Werbung hat Torsten Waack in der Organisationsleitung abgelöst.
Die durchgängig ehrenamtliche Tätigkeit für den MedienMittwoch hat 2008 dazu geführt, aus dem engagierten Unterfangen eine Stiftung zu machen. Es bleibt zu hoffen, daß der m² MedienMittwoch beherzte Zustiftungen erfährt, um die Gesprächskultur in der Medien-Region Frankfurt/Rhein-Main noch lange mit seinen vielfältigen Veranstaltungen zu bereichern und die Kommunikations-Branche auch intern zu dem zu bringen, was sie beherzt tut: kommunizieren.

* Axel Dielmann ist Geschäftsführender Gesellschafter der axel dielmann – verlag KG in Frankfurt am Main.

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Filmpolitik, Kulturförderung, Wirtschaftsförderung, Filmwirtschaft

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