GRIP 37
11/1/2007
Wahlprüfsteine für die Parteien
Mit einem Positionspapier geht die Vereinigung der Hessischen Filmwirtschaft in den Hessen-Wahlkampf 2008
Von Daniel Güthert
Der Termin steht: am 27. Januar 2008 sind Landtagswahlen in Hessen. "Da ist es nur legitim, dass wir wissen wollen, woran wir sind" stellt Ernst Szebedits (Neue Pegasos), die Haltung seines Verbandes, der Vereinigung der Hessischen Filmwirtschaft, klar. Im Sinne einer Standortbestimmung hat die Vereinigung unlängst ein dezidiertes Positionspapier verabschiedet, mit dem einerseits die Erwartungen der Hessischen Filmbranche an die Landesregierung formuliert sind. Andererseits dient dieses Papier als Grundlage dafür, den Dialog mit allen Parteien des Landtags zu suchen und mit ihnen die film- und medienpolitischen Weichenstellungen für die Zukunft zu diskutieren. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden. Im Herbst möchte die Vereinigung zu einem medienpolitischen Forum mit allen Parteien einladen, so Ernst Szebedits, der Sprecher der Vereinigung.
Zwei zentrale Forderungen hat die Filmwirtschaft in ihrem Grundlagenpapier zum Ausdruck gebracht, um eine wirksame, sprich existenzsichernde Standortförderung für die Medienbranche in Hessen auf Dauer verlässlich erreichen zu können. Zum einen wird der Erwartung vertreten, die wirtschaftliche Filmförderung mittelfristig auf jährlich 12 Millionen Euro aufzustocken, und zum anderen spricht sich die Vereinigung dafür aus, eine mit vergleichbaren Institutionen in den anderen Bundesländern kompatible, professionelle und unabhängige "film und medien gmbh hessen" ins Leben zu rufen, die den Film- und Medienstandort Hessen auch in den Gesamtverbund Focus Germany integrieren soll.
Aus Sicht von Karl-Eberhard Schäfer (U5 Filmproduktion), Gründungs- und Vorstandsmitglied des Verbandes, gehe es dabei nicht darum, das Finanzprogramm Hessen Invest Film in Frage zu stellen oder die Arbeit der Investitionsbank Hessen (IBH), die das Programm administriert, zu kritisieren. "Durch den damaligen FDP-Staatssekretär Hirschler im Wirtschaftsministerium ist viel angestoßen worden, was auch Kunstminister Corts mit großer Dynamik fortgesetzt hat." Aber, so Schäfers Einwand, inzwischen sei etwas Sand im administrativen Getriebe. Moniert wird vor allem, dass der Finanzfonds sich zunehmend zu einem Bankenprodukt entwickelt habe. Dabei widerspreche eine Beurteilung der eingereichten Vorhaben nach reiner Wirtschaftlichkeit diametral der ursprünglichen Philosophie. "Gucken Sie sich nur den Wortlaut der Richtlinie von Hessen Invest Film an; da heißt es, 'mit dem Programm sollen die Qualität der Film- und Fernsehproduktionen gesteigert, eine vielfältige Kulturlandschaft gewährleistet und die Standortbedingungen für die Filmproduktion in Hessen weiter verbessert und gestärkt werden.' Insofern fordern wir eine Rückkehr zu den ursprünglichen Prüfungsmaßstäben, die den vier Kriterien Qualität, Standortförderung, Image und Rückflusserwartung (Wirtschaftlichkeit) gleichermaßen Rechnung tragen."
Unzufrieden sei man allerdings auch mit der organisatorischen Seite der Vergabepraxis und der Rolle, die die Investitionsbank Hessen (IBH) in dem Zusammenhang spiele. Rechtsanwalt Guido Hettinger (Kanzlei Brehm & v.Moers), ebenfalls im Vorstand der Vereinigung, sieht die Aufgabe einer Bank vornehmlich in ihrer Funktion als ausreichende Bank für die Darlehensabwicklung. Als zuerkennde Einrichtung einer Filmförderung hält er eine Bank dagegen für ungeeignet.
Vor diesem Hintergrund plädiert der Verband schon seit langem für die Einrichtung einer Film- und Medien GmbH, ähnlich den Modellen anderer Bundesländer. Damit wäre eine branchenspezifische Geschäftsstelle geschaffen, bei der beide Säulen der Filmförderung - die kulturelle wie die wirtschaftliche - zusammengefasst wären.
In finanzieller Hinsicht macht sich der Verband für eine dauerhafte Anhebung des Förderbudgets stark, von derzeit 5 Millionen auf künftig 12 Millionen Euro jährlich; eine für Szebedits allemal gerechtfertigte Größenordnung: "Als Wirtschaftsstandort pocht Hessen stets auf eine Spitzenposition. Aber Standortförderung ist nun mal nicht zum Nulltarif zu haben."
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Filmpolitik, Wirtschaftsförderung, Filmproduktion, Filmförderung
