GRIP 34

2/1/2006

Der Technikbegeisterung treu bleiben

Mit der MBF ist in Frankfurt ein führender Verleih für Film- und Lichttechnik beheimatet

Von Cornelia Tüxsen

Wenn die »Kommissarin« im rechten Licht erscheint, dann werden die Kriminalfälle im Rhein-Main-Gebiet nicht zuletzt dank MBF (Mobiler Bühnen- und Filmlichtverleih) erhellt. Aber nicht nur Hannelore Elsner und Thomas Scharff profitieren vom Angebot der Frankfurter Firma. Denn längst bietet sie ihren Service deutschlandweit an: die Vermietung von Lichttechnik aber auch Kameras, Bühnen und Zubehör für Film- und Fernsehproduktionen. Der Kauf teurer Filmtechnik rechnet sich selbst für große Produktionsfirmen zumeist nicht. Dementsprechend macht der Verleihservice eine erhebliche ökonomische Größe in der Film- und Fernsehbranche aus.

Die MBF ist ein echtes »Frankfurter Kind«. Seit seiner Gründung vor über 20 Jahren hat sich das Unternehmen zu einer namhaften Institution für Filmschaffende weit über die Region Rhein-Main hinaus gemausert. In der bewegten Frankfurter Künstler- und Studentenszene Anfang der 1980er Jahre fanden bei diversen TV- und Kinoproduktionen fünf Filmtechniker zusammen: Die vier Beleuchter Peter Matthäi, Michael Schäfer, Peter Schulz und Uwe Heller sowie der Kameraassistent Hans Hager.

Allesamt waren sie alles andere als zufrieden über die karge bundesdeutsche Verleihstruktur von Film-Equipment. »Wir konnten uns nicht mit dem Zustand abfinden, dass es damals nur in München und Berlin einen Verleih gab, wir wollten für die hiesige Filmszene eigenes Material in hoher Qualität und Auswahl anbieten«, erklärt der Geschäftsführer Peter Matthäi den Impuls zur Firmengründung. Seitdem stellen sie – anfangs noch als Kollektiv – für die Filmschaffenden eine breite Palette an Ausrüstung vor Ort zur Verfügung. Die Freude an gutem Material und Unterstützung von Regisseuren, Kameraleuten und Beleuchtern, um diese Werkzeuge optimal einzusetzen, ist bis heute die Geschäftsphilosophie der fünf Firmengründer. Matthäi bringt es auf den Punkt: »Wir sind unserer Technikbegeisterung treu geblieben.«

Vom ersten Auftrag für den Film »Der fliegende Robert« (1982) bis zur Ausstattung der kompletten Serie »Die Kommissarin« (seit ihrem Sendebeginn 1994) wuchs MBF parallel zum aufstrebenden Fernseh- und Werbegeschäft zu seiner heutigen Bedeutung heran. Die Firma hat mittlerweile 22 feste Mitarbeiter. Der Hauptsitz, direkt an der A648 im Frankfurter Stadtteil Sossenheim gelegen, wird heute ergänzt durch eine Dépendance in Hamburg sowie Büros in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Zudem sind etwa 60 freiberufliche Kameraassistenten und Beleuchter mit MBF assoziiert, die als Experten im Umgang mit dem angebotenen Material empfohlen werden können.

Im Vordergrund steht bei MBF der Verleih von Equipment jeder Art für die Herstellung von Film- und Fernsehproduktionen, wie auch nachrangig der Verkauf des Materials. Die Palette umfasst gängige und neueste Kameramodelle für Film (16mm, 35mm) ebenso wie für Video (Beta, Digi-Beta, HD Cam, HD VariCam) sowie alles, was dazu gehört: von den Optiken über Dollies, Kräne, Remoteköpfe und kleine Bühnenelemente, Mikrofone und Rekorder zur Tonaufzeichnung bis zu eigenen Stromaggregaten. Der Clou im Bereich Licht ist zur Zeit die neue ARRIMAX mit 24 Kilowatt zur Erzeugung von Tageslicht. Für eine besonders schnelle Postproduktion kann ein mobiler Avid-Schnittplatz geliehen werden. Damit Kameraleute, Kameraassistenten und Beleuchter die Produkte optimal nutzen können, bietet MBF zudem Informationsveranstaltungen und Seminare an.

Und sollte der Fluch der Technik während eines Drehs zuschlagen, so sorgt ein »Reparatur-Notdienst« für schnelle Abhilfe zu jeder Tages- und Nachtzeit, um unnötige Verzögerungen zu verhindern. Als bei einem Dreh der TV-Serie »Einsatz Hamburg-Süd« der Kameraassistent mitsamt Arbeitsgerät in die Elbe stürzte, konnte neben dem Techniker durch schnelles Handeln der MBF-Experten auch die Kamera gerettet werden: Bevor das Wasser ganz aus dem Gerät gelaufen war, lag es schon auf dem Reparaturtisch.

Dank diesem breiten Serviceangebot wird die MBF von großen Film- und Fernseh-Produktionsfirmen gleichermaßen genutzt wie von Werbeagenturen. So wurde beispielsweise die komplette Ausleuchtung des Frankfurter Hauptbahnhofes für einen Fotografen realisiert. Aber auch soziale Filmprojekte werden unterstützt wie der mit einer Jugendgruppe entstandene Episodenfilm »Bankgeflüster« (2005) unter der Regie von Birgit Lehmann. Die Tätigkeit als kommerzieller Dienstleister und zugleich Förderer von sozialen und experimentellen Filmvorhaben stellt für Geschäftsführer Matthäi keinen Widerspruch dar: »Uns war es immer wichtig, auch die kleinen Projekte und besonders Debütanten mit unserem Material zu unterstützen. Dazu gehört unter anderem auch die Zusammenarbeit mit der Filmhochschule Ludwigsburg, aber auch die Hilfe für Auszubildende und Praktikanten bei Arbeitsproben und ersten Versuchen«. Denn langfristig, so Matthäi, profitierten beide Seiten voneinander. Die Unterstützung junger kreativer Filmemacher sieht die MBF als Investition in die Zukunft, im Sinne einer für die Branche notwendigen Belebung der heimischen Filmszene.

In den letzten Jahren ist aufgrund der wachsenden Konkurrenz das Preisniveau der Verleihservice-Anbieter allerdings stark gesunken, so dass eine möglichst hohe Auslastung der teuren Geräte auch für MBF immer wichtiger wird. Durch den engeren Spielraum in der Preisgestaltung erschwert sich die Unterstützung sozialer Projekte und kleinerer unabhängiger Produktionen. Angesichts des verstärkten Preiskampfes befürchtet Matthäi, dass grundsätzlich der Service unter dieser Discounttendenz leiden werde. Und das in einer Branche, in der Zuverlässigkeit, der persönliche Kontakt mit den Spezialisten sowie eine individuell auf das Projekt abgestimmte technische Ausstattung elementar seien.

Matthäi erhofft sich daher für die Zukunft zur Unterstützung eines breiten und qualitativ hochwertigen Marktangebots eine stärkere finanzielle Förderung des Filmstandorts Rhein-Main. Seit 2002 gibt es die hessische Filmförderung Hessen-Invest, die der hiesigen Filmindustrie Impulse geben soll, wie dies mit großen »Landesförderprogrammen« in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Berlin schon seit langem praktiziert wird. An der lokalbezogenen Förderung von Filmproduktionen sollen damit auch heimische Unternehmen wie beispielsweise Verleiher, Postproduktions- und Werbefirmen sowie Catering-Anbieter, Schauspielagenturen und Locationscouts teilhaben. Bleibt zu hoffen, dass die Förderung die heimische Filmindustrie weiterhin stärkt und die Spanne von aufwändigen Produktionen bis hin zu ersten Gehversuchen möglich bleibt.

Kategorie: Firmenportrait (GRIP FACE)

Schlagworte: Filmtechnik, Dreharbeiten, Filmproduktion, Filmförderung, Wirtschaftsförderung

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