GRIP 01

75/AUSSEN/NACHT/RADWEG

Der unendliche samtblaue Kosmos am sternenübersäten Frühlingshimmel. Vollmond. Grillen zirpen.

FELIX’ STIMME:

Es begann in Hüttengesäß, hinter der Seligenstädter Schleuse, wo man das Ravolzhausener Wäldchen links liegen läßt... Zwei Katzenaugen blitzen auf, gehen erst nach einer Weile auf und ab.

EVA Off, gequältes, fauchendes Stöhnen.

FELIX’ STIMME:

Ich hatte ihr schwören müssen, nicht zu murren, wenn wir uns nachmittags für ein paar Stunden zum Schmusen in die Sonne legen würden...

Nach einer Weile schwenkt die Kamera hinunter in die Dunkelheit. Außer zwei Radscheinwerfern und den auf- und niedergehenden Pedalreflektoren ist nix zu sehen. Felix und Eva auf einer Radtour. Nacht über einer nur zu ahnenden friedlichen deutschen Flußlandschaft.

FELIX’ STIMME . :

Um nach Karben 3 einzubiegen, rechter Hand Bruchköbel, Wilhelmsbad, Hochstadt 4, Bergen Enkheim um in Bad Vilbel wieder an den Main zu kommen... Wir waren einen Schnitt von 25,7 gefahren. Ich hatte ihr schon in Rendel fest versprochen, daß wir nicht mehr als fünfzig Kilometer fahren würden... also höchstens bis zur Rumpenheimer Fähre.

76/INNEN/NACHT/WOHNUNG

Wohnungstür mit Spion von Innen. Entfernt sind die beiden mit Schritten und Fahrradgerumpel zu hören. Das Licht geht aus. Jemand stolpert. Schlüsselklappern. Eva, gerädert, und Felix kommen an seiner Wohnung an. Evas Bewegungen sind abgehackt und müde. Sie kommen in die dunkle Wohnung und schließen die Tür. Gerumpel. Eva liegt verheddert mit einem neuen Mountain - Bike auf dem Boden des Flurs.

FELIX’ STIMME:

Jetzt waren es doch wieder 120 Kilometer geworden.

Felix will ihr hochhelfen, doch sie zieht energisch ihren Arm zurück. Sie wirft das Mountain - Bike von sich.

FELIX’ STIMME:

Ab Hanau merkte sie, daß ich ihr falsche Angaben über die Entfernungen machte.

EVA fast in die Kamera:

Ich bin ja nicht bescheuert!

Die Kamera folgt Felix, der Eva hinterherläuft.

Die nacheinander angeschalteten Lichtquellen exponieren die Wohnung ein Radenthusiasten. Der Tisch ist wie Werkbank überladen mit Werkzeug und Ersatzteilen. An der Decke hängt ein Fahrrad, über dem Ofen des Schlafzimmers ein weiteres Rad. Ein italienisches Filmplakat: Fahrraddiebe. In einer Plexiglasvitrine ein italienisches Rennrad vor einem Fausto-Coppi Poster. Eva geht zum Kleiderschrank. Wütend packt sie ihre Sachen, reißt wahllos Radklamotten aus dem Kleiderschrank und schleuderte sie in Richtung eines kleinen spotförmig beleuchteten Altars neben dem Fernseher, auf dem ein Heimtrainer steht. Die Tür fällt ins Schloß. Schritte und unverständliches Geschimpfe entfernen sich. Felix geht zur Tür, späht durch den Spion. Die Schritte nähern sich wieder.

FELIX’ STIMME: Ich hatte wirklich Angst, daß ich sie diesmal für eine ganze Weile nicht mehr sehen würde. Felix schaut erneut durch den Spion. Eva ist ein letztes Mal verzerrt im Spion zu sehen. EVA Da kannst Du aber Gift drauf nehmen. Sie schlägt gegen die Tür. Felix springt zurück. Unter der Tür - zwischen seinen Füßen - wird ein Schlüssel durchgeschnickt. Die Schritte entfernen sich wieder. Felix rutscht mit dem Rücken an der Tür herunter.

77/INNEN/TAG/DOK KONOPKA, Sportarzt

Es gibt Situationen im Eheleben, in denen die Frau sagt: Du, das mit dem Rennrad ist langsam zu viel, entweder Du entscheidest Dich für das Rennrad oder für mich ! Diese Frage ist nicht sehr klug, denn man hat verschiedene Erfahrungen schon und verschiedene Beispiele gesehen, daß sich meistens doch der Mann für das Rennrad entscheidet, leider....