30 Jahre Filmhaus Frankfurt

Pressemitteilungen

16.12.2019

Filmhaus Frankfurt feiert 30-jähriges Jubiläum im Kaisersaal

• seit Dezember 1989 bietet der Verein in Frankfurt am Main Aus- und
Weiterbildung, Technikverleih sowie Information, Beratung und
Vernetzung für lokale Filmschaffende, Festival- und Kinobetreiber
• Jubiläumsfeier im Frankfurter Kaisersaal am 17. Dezember
(mit Einladung)

Frankfurt am Main (16. Dezember 2019) – „Zweck des Vereins ist die Förderung
des Umgangs mit audiovisuellen Medien in der Gesellschaft.“, so steht es
verallgemeinernd in der von der Gründungsversammlung am 11. Dezember 1989
beschlossenen Satzung des Filmhaus Frankfurt e.V. Seit 30 Jahren trägt der
gemeinnützige Verein in Frankfurt am Main mit seinen Informations- und
Ausbildungsveranstaltungen zur Film- und Medienpraxis, seiner Förderung der
Zusammenarbeit von Filmschaffenden und Institutionen der freien Kulturszene sowie
mit dem Bereitstellen geeigneter Räumlichkeiten und filmtechnischer Geräte zur
Etablierung und Sichtbarmachung der Frankfurter Filmszene bei. Gegründet wurde
der Verein von Filmemacherinnen und Filmemachern zu einer Zeit, in der die
Länderfilmförderung und die hochschulinternen Ausbildungsangebote noch spärlich
waren, weswegen die Filmemacher quasi auf Selbsthilfe setzten. Die Geschäftsstelle
befindet sich seit Juni 2016 an prominenter Lage in der Fahrgasse 89 im 4. Stock,
bestehend aus zwei Büros, zwei Veranstaltungsräumen und zwei Schnittplätzen,
welche wie die vorhandene Film- und Tontechnik zu geringen Preisen vermietet
werden. Die teils mehrtägigen Seminare und Infoveranstaltungen richten sich an
etablierte Filmschaffende, aber auch an Hochschulstudenten und interessierte
Privatpersonen, wodurch dem Verein in der heute wichtiger denn je erscheinenden
Nachwuchsförderung eine bedeutende Rolle zufällt.

Zudem vertritt der Verein seit jeher die Interessen der regionalen Filmemacher vor
den Gremien der Kulturpolitik und Filmförderung, beispielsweise als eines von vier
Mitgliedern der Initiative Hessen Film. Heute nicht mehr weg zu denkende
Einrichtungen und Angebote hat das Filmhaus mit entwickelt, darunter der Jour Fixe
der hessischen Filmbranche, der Runde Tisch und die Location Touren für
Produzenten, die Film Commission Hessen und die hessische Film- und
Medienakademie hFMA. Auch die 2002 in Hessen eingeführte wirtschaftliche
Filmförderung wurde seitens der Mitglieder des Filmhauses begleitet wie auch alle
Schritte auf dem Weg zu der erfolgten Reform der Filmförderung und des Aufbaus
der heutigen HessenFilm und Medien GmbH.

Zur Verwirklichung seiner Ziele wird der Verein seit 1990 maßgeblich vom Kulturamt
der Stadt Frankfurt gefördert, seit 1999 als institutionelle Förderung. Mit den
Fördergeldern und Projekt-Einnahmen realisiert der Verein in erster Linie die
Durchführung des Seminar-Programms, welches von Filmhaus-Mitgliedern bzw.
namhaften VertreterInnen der Branche zu Themen wie Drehbuchschreiben,
Produktionskalkulation und Rechteklärung angeboten wird, sowie die Herausgabe
der Fachzeitschrift GRIP, welche seit 1992 zwei Mal jährlich an Mitglieder und
Filminteressierte kostenfrei verschickt wird und über aktuelle Entwicklungen in den
Bereichen Filmförderung und -produktion, Festivals und Kinos im RheinMain-Gebiet
berichtet. Außerdem beteiligt sich der Verein an der Durchführung von zahlreichen
lokalen Filmfestivals, in erster Linie an dem Jugendmedienfestival Visionale, welches
in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen aus der Medien- und Jugendarbeit zu
einem renommierten Nachwuchsfilmfestival mit bislang 31 Ausgaben heranwuchs.

Zur Würdigung seiner langjährigen Dienste als Impulsgeber und Plattform für das
heimische Filmschaffen richtet die Stadt Frankfurt am Dienstag, 17. Dezember 2019,
um 18 Uhr einen Empfang im Kaisersaal im Römer aus. Vor Vertretern der
hessischen und Frankfurter Kulturpolitik, Mitgliedern und Wegbegleitern des
Filmhauses sprechen die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Dr. Ina Hartwig, der
scheidende Filmhaus-Geschäftsführer Ralph Förg, der Produzent, Regisseur bzw.
Filmhaus-Mitglied Rolf Silber sowie Christiane von Wahlert, neuer Vorstand der
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Zum Einlass berechtigt eine Einladung.

Zur Geschichte des Filmhaus Frankfurt e.V.
Die Gründungsversammlung tagte am 11. Dezember 1989 und verabschiedete die
bis heute mit nur geringfügigen Änderungen versehene Satzung, die Eintragung ins
Vereinsregister (VR 9465) erfolgte am 2. Februar 1990; kurz darauf folgte die
Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Die Gründungsinitiative setzte sich aus ca. 30
Persönlichkeiten aus der Frankfurter und hessischen Filmszene zusammen, welche
größtenteils dem Filmbüro Hessen (heute: Film- und Kinobüro Hessen) entstammten,
das sich seinerzeit um eine nachhaltige Struktur einer kulturellen Filmförderung
bemühte. Die engagierten Autoren, Produzenten und Regisseure orientierten sich
konkret am Filmhaus in Hamburg, um ein solches Filmhaus-Gebäude auch in
Frankfurt einzurichten und dabei konkret filmpraktische Entwicklungsarbeit mit Fokus
auf die lokale Filmszene zu betreiben. Der Verein besteht aktuell aus 74 Mitgliedern,
davon zahlen drei Firmen einen erhöhten Beitrag. Zahlreiche Mitglieder begleiten
den Verein seit seiner Gründung und beteiligen sich aktiv an der Vereinsarbeit,
geben Seminare, teilen Kontakte, technisches und theoretisches Wissen. Neue
engagierte Mitglieder sind jederzeit willkommen. Ein mit drei Mitgliedern besetzter
Vorstand verantwortet die Geschicke des Vereins, aktuell sind dies der Medienanwalt
Guido Hettinger (seit Dezember 2005), der Produktionsleiter Robert Malzahn (seit
Dezember 2005) sowie die Filmemacherin und Dozentin Erika Surat Andersen (seit
November 2012). Die Geschäftsstelle besteht aus einem Geschäftsführer, zwei
festen und zwei ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern. Die Geschäfte des Vereins leiteten
Bruno Schneider (1990-1992; in 1990 teilweise vertreten durch Christiane von
Wahlert), Ernst Szebedits (1992-1998) und Ralph Förg (1998-2019); zum 1.1.2020
übernimmt Dr. Felix Fischl die Geschäftsführung. In den Anfangsjahren unterstützte
ein Kuratorium, dem namhafte Vertreter der Filmproduktion, -kultur und
-wissenschaft wie Hilmar Hoffmann, Heide Schlüpmann und Helmut Herbst
angehörten, die Vereinsführung.

Die Seminare zur Aus- und Weiterbildung zur Filmpraxis und -theorie sind seit 1990
ein Herzstück der Filmhaus-Arbeit, die Themenbandbreite ist groß und deckt die
wesentlichen Gewerke des Filmschaffens ab. Von der Drehbuchentwicklung,
Produktionsvorbereitung über Aufnahmeleitung, Lichtgestaltung bis hin zum Digitalund
Tonschnitt. Zu den Info-Veranstaltungen zählen heute etwa Beratung in
Rechtefragen und Musikgestaltung sowie Wissensvermittlung in den Bereichen
Virtual Reality und Web-Serien. Die sich in den letzten Jahrzehnten rasend schnell
wandelnde Medienwelt wie auch die bessere Ausrichtung der hiesigen
Filmhochschulen haben das Seminar- und Info-Angebot verändert, aber keinesfalls
obsolet werden lassen. Das Filmhaus versteht sich als kostengünstiger
Ausbildungsort, welcher für Spezialisten Nischen-Themen anbietet und dem
Nachwuchs Schnupper-Möglichkeiten gewährt. Ermäßigte Preise gelten für
StudentInnen; jeder Teilnehmer erhält eine Teilnahmebestätigung.

Das Seminarprogramm des nächsten Halbjahres wie auch Berichte, Nachrichten und
Porträts enthält die seit 1992 zwei Mal jährlich erscheinende Fachzeitschrift GRIP
(benannt nach der Bezeichnung des beim Dreh für die Kamera zuständigen Stabs
oder Mitarbeiters), finanziert mit Mitteln der Wirtschafts- und Infrastrukturbank
Hessen; die Ausgaben der letzten 15 Jahre sind online abrufbar. Außerdem
verantwortete der Verein die Branchenzeitschrift „Filmland Hessen“ (2006-2015, 2x
jährlich; gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst), HRSendeplätze
für hessische Kurzfilme (1992-1993), Filmproduktionen wie die von
Frankfurter Filmemachern realisierte Kompilation „15 x 3 oder 6000 Frankfurt“ (1990,
48 Min., 16mm), „Hobby Shopping“ (2002, 29 Min., DV) und „Freudenhaus“ (2001, 6
Min., 35mm; zusammen mit Bundesverband Jugend und Film), die DVD „Wagnis,
Wahn und Wirklichkeit“ (2005), das „Handbuch für Film, Fernsehen und neue
Medien“ (1992) und das „Film- und Medienhandbuch Hessen“ (2000).

Der Verein beteiligt sich an zahlreichen lokalen Filmfestivals, sei es als inhaltlich
beteiligter Ko-Veranstalter wie im Fall der Visionale (seit 2001) und Open Minds –
Channel for young Refugees (2017-2020; gefördert vom Hessischen Ministerium für
Soziales und Integration und Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main), ein
umfassendes Workshop-Angebot zur Filmgestaltung für Mädchen und junge Frauen,
oder durch geringfügige finanzielle oder personelle Unterstützung wie etwa bei
Türkisches Filmfestival (seit 2003), Africa Alive (seit 2014), Cuba im Film (seit 2002),
Lichter – Filmfest Frankfurt International (seit 2009) und Werkstatt der jungen
Filmszene (2001-2017). Eigene Filmveranstaltungen realisierte es u.a. in Form der
Frankfurt Screenings (2004-2006) und des Literaturfilmfestivals CLiC – Celebrating
Literature in Cinema (2003-2004).

Film- und Kulturschaffende empfing das Filmhaus bereits an verschiedenen Orten:
Die Gründungsinitiative traf sich zunächst in den Räumlichkeiten des Filmbüros in
der Schweizer Straße 6 (1988-1990), bevor mit zwei Büros in der Kaiserstraße 39
(1990-1993) das erste offizielle Domizil bezogen wurde. Danach folgten als
Standorte die Hamburger Allee 45 (1993-1998), die Schützenstraße 12 (1998-2007),
die Ostbahnhofstraße 15 (2007-2016) und schließlich die Fahrgasse 89 (seit Juni
2016), wo es zusammen mit den Institutionen Bundesverband Jugend und Film,
Bundesverband Kommunale Filmarbeit und Film- und Kinobüro Hessen eine
Büroetage nutzt; das Medienzentrum Frankfurt befindet sich im selben Gebäude im
2. Stock. Bis heute besteht demnach mit gleichgesinnten filmkulturellen
Vereinigungen eine enge Partnerschaft in Form von Bürogemeinschaften. Diversen
Initiativen, Festivals, Verbänden und Vereinen stellt das Filmhaus die eigenen
Räume für Versammlungszwecke zur Verfügung. Zahlreiche Institutionen,
beispielhaft sei Pro Quote Film genannt, nutzen das Filmhaus seit deren Gründung.

Der von Beginn an existente Wunsch nach einem eigenen Gebäude bleibt bislang
jedoch unerfüllt. Die geplante Übernahme von Räumlichkeiten im ehemaligen
Elektrizitätswerk in Bockenheim (Boschfabrik), das – fest geplant – vom Filmhaus mit
bildenden Künstlern gemeinsam bezogen werden und neben Büros auch
Sichtungsräume und ein Kino enthalten sollte, scheiterte 1990 aus Geldmangel
seitens der Stadt. Auch der Standort Hanauer Landstraße 54 im Jahr 2006 blieb dem
Verein verwehrt. Zusammen mit Mitgliedern gleichgesinnter Vereine und Institutionen
fordert das Filmhaus Frankfurt zur besseren Durchführung von Branchen- und
Nachwuchsförderung bis heute eine eigenständige Immobilie mit Produktionsbüros,
Schnittplätzen, Sichtungs- und Veranstaltungsräumen.

Filmhaus Frankfurt e.V. wird institutionell gefördert vom
Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main