GRIP 67

10.07.2023

Walk of Fame auf dem Kulturcampus?

Am 30. Juni 2023 wurde der Hannelore-Elsner-Platz feierlich eingeweiht. Mit dieser Namensgebung ehrte die Stadt die 2019 verstorbene hochtalentierte Schauspielerin und Wahl-Frankfurterin. Der Platz befindet sich an der Bockenheimer Warte, auf dem Areal des zukünftigen Kulturcampus. Es steht sogar im Raum, dort noch weiteren Frankfurter Schauspieler*innen, etwa Rosemarie Fendel, zu gedenken. Nicht mit Sternen, aber mit Straßennamen.

Von Claudia Prinz

Hannelore Elsner, bekannt aus über 200 Film- und TV-Rollen, lebte von 1990 bis zu ihrem Tod im Westend. Sie war mit Sohn Dominik ihrem damaligen Lebensgefährten Uwe B. Carstensen von München nach Frankfurt gefolgt, als dieser Leiter der Theaterabteilung im S. Fischer Verlag wurde. Anfangs gefiel ihr die Stadt überhaupt nicht. Frankfurt war zu wenig Filmstadt und der mittelalterliche Grundriss der Straßen zu eng im Vergleich zu der großzügigen Bauweise der Residenzstadt München. Aber sie lernte Frankfurts Vorzüge zu schätzen: „… das Multikulturelle hat mir sehr gefallen. Das Polyglotte. Das Internationale. Die Wolkenkratzer. Das Moderne. Und dass ich mich hier ziemlich frei bewegen konnte, ohne in irgendwelchen Klatschspalten zu stehen“, schreibt sie in ihrer Autobiografie. Schnell fand sie Anschluss an die lokale Kulturszene, arbeitete an der Oper, am TAT und nahm Hörbücher auf.

Von der Frankfurter Ermittlerin zum Kinostar
Dass sie fast 30 Jahre blieb, lag aber nicht zuletzt an der Fernsehrolle, der sie in 66 Folgen ihren Stempel aufdrückte: „Die Kommissarin“ wurde von 1994 bis 2006 im Abendprogramm des Ersten ausgestrahlt und wird gelegentlich in den ARD-Sendern wiederholt. Die Serie zeigt den Frankfurter Arbeitsalltag der Hauptkommissarin Lea Sommer, im deutschen Fernsehen eine der ersten Ermittlerinnen. Wendepunkt in ihrer Karriere aber war ihre Rückkehr auf die Kinoleinwand. In dem Spielfilm „Die Unberührbare“ von Oskar Roehler verkörperte sie die letzte Lebensphase der Schriftstellerin Hanna Flanders, orientiert an Gisela Elsner, der Mutter des Regisseurs. Für diese Darstellung erhielt sie im Jahr 2000 den Deutschen Filmpreis, den Preis der deutschen Filmkritik und den Bayerischen Filmpreis. Seitdem drehte sie bis zu ihrem Tod 2019 mehrmals pro Jahr mit der Crème de la Crème deutscher Regisseur*innen, darunter auch Doris Dörrie.

Initiatorin setzte sich im Ortsbeirat durch
Obwohl in der Politik nie ein Zweifel bestand, dass Hannelore Elsner eine würdige Kandidatin ist, wurde im Ortsbeirat 2, zuständig für die Stadtteile Bockenheim und Westend, lange über die Namensgebung diskutiert. Suzanne Turré, Fraktionsvorsitzende der CDU im Ortsbeirat, hatte gleich nach dem Tod der Schauspielerin die Idee, den Platz vor dem alten Uni-Areal nach ihr zu benennen und brachte den Vorschlag zum erstmöglichen Zeitpunkt ein. Auch weil Innenstadtplätze, die noch keinen Namen tragen, äußerst selten vorkommen. Unterstützung erhielt sie von der SPD und der Fraktion der Linken, während sich die Vertreter*innen der Grünen und der FDP dafür aussprachen, erst einmal den Architekturwettbewerb für den Kulturcampus abzuwarten. Damit wollte sich Turré aber nicht zufriedengeben: „Das Projekt Kulturcampus liegt jetzt seit 20 Jahren in der Schublade und es passiert nichts. Wenn Orte bereits Namen haben, können sie in die Aufgabenstellung einbezogen werden und die Entwicklung des Kulturcampus vielleicht voranbringen.“ Der Platz passe auch deshalb, weil gerade hier der Bau für die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst geplant sei, argumentierte Turré. Damit hatte sie sich am Ende durchgesetzt.

Kategorie: Personenportrait (GRIP FACE)

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