GRIP 64

06.01.2022

Teamarbeit wird geschätzt

Die HessenFilm und Medien GmbH versucht der Nachwuchsmisere bei den filmschaffenden Berufen seit gut einem Jahr mit der Qualifizierungsoffensive und Praktikumsförderung STEP zu begegnen. Zwei junge Nachwuchskräfte haben mit der GRIP über ihre Produktionspraktika und ihre Ziele gesprochen.

Von Bernd Jetschin

Luana Almeida Pees, Studentin der Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Uni Frankfurt und derzeit im Erasmus-Programm ein Jahr in Paris, hatte schon direkt nach der Schule als Setrunnerin erste Eindrücke gewonnen. In den ersten zwei Wochen fühlte sie sich nach dem Job zwar ausgelaugt, aber das hielt sie nicht auf, weiterzumachen. Es folgten Praktika in Kurzspielfilmen und Miniserien als Setaufnahmeleiterin, zuletzt assistierte Pees der Ersten Aufnahmeleiterin und Produktionsleiterin für den Kurzfilm ERINNERUNGEN EINER VERGESSENEN KINDHEIT der Frankfurter MAPP media. Eine spannende neue Erfahrung war für sie hier, im Team die Dreharbeiten vorzubereiten und zu organisieren. Weil mit einem Kind gedreht wurde, musste spätestens nach fünf Stunden pausiert werden. Da musste alles reibungslos funktionieren.
Pees Neugierde auf das große Ganze beim Film ist nicht zu stillen, denn als Werkstudentin arbeitete sie auch einige Monate in Frankfurt bei jip film & verleih. Sie hatte an dem wegen des Lockdowns über Kino.de erfolgten Streamingstart des Dokumentarfilms SILENCE RADIO mitgewirkt. Diese Vermarktungserfahrung im Distributionsbereich fand Pees sehr lehrreich. Reizvoller bei jip film war für sie aber die Stoffentwicklung, die dort gerade in der Coronazeit auf der Tagesordnung stand. Pees möchte nun in den kreativen Produktionsbereich; nach Abschluss ihrer Bachelorarbeit wird sie sich an einer Filmhochschule bewerben.

Praxisorientierte Studiengänge
Paul Ziesche macht im kommenden Semester seinen Bachelor im Studiengang „Sound and Music Production“ an der Hochschule Darmstadt mit Schwerpunkt auf den Film. In der Praxis hat er als Praktikant beim Tonstudio FunDeMental gearbeitet und anschließend bei den Dreharbeiten des Debütspielfilms ACH DU SCHEISSE der Frankfurter Neopol Film an der Seite des hessischen Tonmeisters Tobias Schinko als Assistent am Originalton mitgewirkt. Er ist dem STEP-Programm der hessischen Filmförderung dankbar, weil er so schon neben dem Studium Produktionspraxis sammeln konnte. Nach Abschluss des Studiums will Ziesche am Ball bleiben und sieht seine Zukunft im Tonbereich für Filmproduktionen.
Paul Ziesche macht sich auch Gedanken über die weitere Entwicklung der Filmlandschaft in Hessen: „Was ich mir für die Zukunft erhoffe: Mehr Experimente wagen und sich mehr trauen, ganz genreunabhängig. Dann kann in Kombination mit wachsenden Ausbildungsmöglichkeiten wie etwa durch das STEP-Programm einiges Interessantes auf die Beine gestellt werden.“

Falsche Vorstellungen und doch viele Chancen
Die Filmbranche biete gewiss attraktive Möglichkeiten, erklärt Luana Almeida Pees, sie sieht aber noch Potenzial in der Außendarstellung der Branche. Denn viele Praktikant*innen kommen mit idealisierten Vorstellungen an, weil sie vielleicht an den Glamour denken und nicht daran, dass es zuallererst harte Arbeit ist. Wer am Set einer Soap-Produktion eines Senders einsteige, wo die Drehtage schon mal sehr lang werden können, werde erst einmal abgeschreckt. Unattraktive Arbeitszeiten, hoher Zeitdruck und nicht immer die beste Bezahlung in der Filmbranche schrecken Paul Ziesche überhaupt nicht: „Der Job hat mir bisher Spaß bereitet“, betont er und bewertet es auch als Chance, „dass nicht immer alles automatisch gegeben ist“. Besonders reizvoll findet er die Teamarbeit: „Man muss sich verständigen und auch kritikfähig sein. Der Austausch mit den Anderen ist die Basis, sich zu verbessern und so zu einem guten Ergebnis zu kommen“, sagt er. Dies gelte nicht nur für Ton, sondern auch für die anderen Gewerke.

Kategorie: Hintergrundbericht (GRIP FORUM)

Schlagworte: Filmförderung, Nachwuchs, Ausbildung/Weiterbildung/Studium, Filmproduktion, Filmwirtschaft

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