GRIP 64
06.01.2022
Klein aber fein
Die 32. Hessischen Film- und Kinopreise wurden wieder im festlichen, aber kleineren Rahmen vergeben, diesmal hybrid. Der aus Wiesbaden stammende Regisseur und Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff erhielt den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten. Für eine Überraschung sorgte der Dokumentarfilmpreis.
Von Andrea Wenzek
Dass der nach zwei Jahren reaktivierte rote Teppich diesmal recht unbelebt wirkte, rührte daher, dass coronabedingt nur 350 Gäste die Gala beehren durften. Die Geladenen hätten in der Frankfurter Alten Oper wie ein versprengtes Häuflein gewirkt, deshalb entschied sich das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst für das Offenbacher Capitol. Trotz alledem wähnte man in den Gesichtern der Gäste nichts anderes als die pure Freude: Endlich wieder gemeinsam feiern! Kein Abstand, keine Masken, denn es galt die 2G-Regel. Es wurde auch geherzt und geküsst, die von Expert*innen vorausgesagte vierte Welle schien Mitte Oktober noch weit entfernt. Ein Fotograf konstatierte allerdings einen veränderten Dresscode: „Was dem Zoomer die Jogginghose unterm Tisch, ist beim Filmpreis nun das Sakko ohne Schlips!“ Nur zwei lange Abendkleider waren zu sichten.
Mit Waffen für die Befreiung der Frau
Sei‘s drum, entscheidend sind die mit insgesamt rund 247.500 Euro prämierten hessischen Filme und Kinos. Den Preis in der Kategorie Spielfilm erhielt die Regisseurin Lisa Bierwirth für ihren Film LE PRINCE, eine berührende Liebesgeschichte zwischen einem kongolesischen Geschäftsmann und einer Frankfurter Kuratorin. In der Kategorie Dokumentarfilm ging der Preis an THE OTHER SIDE OF THE RIVER von Antonia Kilian. Darin begleitet die Autorin eine junge syrische Frau während ihrer Ausbildung in einer feministischen Verteidigungseinheit, die sich für die Befreiung der Frauen im Nahen Osten starkmacht. Der Preis überraschte das Publikum, galt doch Maria Speths mehrfach prämierter Film HERR BACHMANN UND SEINE KLASSE als Favorit. Der mit 7.500 Euro dotierte Newcomerpreis wurde von Angela Dorn, Ministerin für Wissenschaft und Kunst, persönlich ausgewählt. Dieser ging an den Kasseler Regisseur Aliaksei Paluyan für seinen Dokumentarfilm COURAGE über die Protestbewegung gegen den belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko.
Ein „großer intellektueller Geist“
Die Journalistin und Moderatorin Bärbel Schäfer und der Frankfurter Schauspieler, Drehbuchautor und Komödiant Rainer Ewerrien führten im gekonnten Dialog durch den Abend. Highlight war die Verleihung des Ehrenpreises des Ministerpräsidenten an den Regiealtmeister Volker Schlöndorff. „Neben seinem herausragenden künstlerischen Schaffen würdige ich mit der Verleihung des Ehrenpreises auch einen großen intellektuellen Geist in unserem Land, der so leidenschaftlich die Belange der Filmkultur vertritt“, begründete der auf die Leinwand zugeschaltete Volker Bouffier seine Auswahl. Diesmal gingen rund 150.000 Euro an die gewerblichen und nicht gewerblichen Kinos für ihre herausragende Programmgestaltung. Vor allem die gewerblichen Programmkinos haben die Preisgelder bitter nötig, denn für sie geht es aktuell und auch nach der Pandemie ums Überleben.
Die Preisträger sind zu finden unter: https://www.hessischerfilmpreis. de/hfkp_2021/

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Auszeichnung, Filmemacher*in, Corona, Dokumentarfilm, Spielfilm
