GRIP 60,5

01.11.2019

Im internationalen Geschäft angekommen

Die Neopol Film nutzt die breite Palette der Hessischen Filmförderung

Von Birgit Schweitzer

Die Frankfurter Neopol Film von Tonio Kellner und Jakob Zapf ist derzeit gut unterwegs. Die aufstrebende Produktionsfirma, 2014 an den Start gegangen, kam 2017 in den Genuss der Talent-Paketförderung, einer Förderzusage von Hessen Film über mehrere Jahre, die Sicherheit verschaffen soll, damit sich vielversprechende Talente am Filmmarkt etablieren können. Drei von Neopol eingereichte Projekte werden wohl, wie in den Regularien gefordert ist, innerhalb von drei Jahren zur Marktreife gelangen: die im Umfeld der Pharmalobby angesiedelte deutsch-französische Thriller-Serie „Influence“, die Sitcom-Serie „Doc Jäger“ sowie Lukas Rinkers B-Movie „Laserpope“.

In "Doc Jäger", einer schwarzen Satire über die Probleme eines unfreiwillig zum Vampirzahnarzt erwählten Doktors lässt Tonio Kellner als Autor seiner Kreativität freien Lauf. Die kurzen Episodenlängen von 15 Minuten eignen sich für den Vertrieb auf digitalen Kanälen. Ein junger Zahnarzt übernimmt darin die Praxis seiner Eltern. Diese floriert besonders nachts, seit er von Vampiren entdeckt worden ist. „Laserpope“, ein 90-minütiges Actiondrama ist der Marktreife schon näher. Sollte die Finanzierung klappen, werden Ende 2020 die Dreharbeiten stattfinden.

Dank der neuen hessischen Förderrichtlinien für Filmnachwuchs (verstärkte Förderung von Erst- und Zweitfilmen) konnte sich Neopol zudem über eine hohe Förderzusage von 500.000 Euro für Jakob Zapfs Langfilmdebüt „Eine Handvoll Wasser“ freuen. Gerade ist diese deutsch-französische Koproduktion (mit La Belle Affaire Productions), die noch unter dem Arbeitstitel „Licht" eingereicht worden war, abgedreht worden. Die Locations befanden sich allesamt in Frankfurt und Umgebung, unter anderem in Eschborn, in einem Reihenendhaus, dem Wohnort der Hauptfigur (Kamera Tristan Chenais).

Obgleich es sich um ein Low-Budget-Projekt handelt, gelang es, für die Hauptrolle Jürgen Prochnow an Bord zu holen. Er spielt einen verbitterten alten Mann, der sich immer mehr von der Umwelt abgeschottet hat. Als sich ein Flüchtlingsmädchen, die 12-jährige Thurba, die mit ihrer Mutter und ihren kleinen Brüdern seit einem Jahr aus dem Jemen auf der Flucht ist, bei ihm versteckt, müssen sich die beiden miteinander arrangieren. Dadurch fängt die Mauer, die der alte Mann um sich aufgebaut hat, an zu bröckeln.

Neben der Entwicklung und Realisierung eigener Stoffe hat sich Neopol Film noch ein weiteres Standbein aufgebaut: als ausführender Produzent für auswärtige Unternehmen, zuletzt für die Dreharbeiten von „Max und die Wilde 7“ in der Regie von Winfried Oelsner (Produktion: die Münchner Rat Pack mit der Krefelder Westside Filmproduktion). „Das Vertrauen von Rat Pack in uns hat uns sehr gefreut und uns auch geholfen in der Außenwirkung unserer Firma“, so Tonio Kellner, der diese Schiene weiter ausbauen möchte.

Tonio Kellner ist Absolvent des Atelier Ludwigsburg-Paris, einer renommierten Weiterbildung für europäische Film-Koproduktion. So legt die Firma bewusst einen ihrer Schwerpunkte auf internationale Koproduktion. Gerade ist die britisch-deutsche Romantic Comedy „Love Sarah“ (produziert von Miraj Films, Rainstar Productions und Neopol Film) abgeschlossen worden. Die Postproduktion des Films fand in Hessen statt. Es ist das Debüt von Eliza Schroeder mit Celia Imrie in der Hauptrolle („Best Exotic Marigold Hotel“, „Ein Fisch namens Wanda“). Noch während des Drehs hatten sich Firmen international die Rechte daran gesichert. Unterstützt wurde die Neopol auch in dieser Koproduktion von Hessen-Film – in dem Fall mit 100.000 Euro.

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Filmproduktion, Filmförderung, Nachwuchs, Filmemacher*in, Dreharbeiten, Filmwirtschaft

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