GRIP 60,5

01.11.2019

Filmhaus mit Ausblick

Sich den Herausforderungen der Zukunft stellen

Von Felix Fischl

Wenn man bedenkt, wie viele Politiker, Institutionen und Festivals das Filmhaus in den letzten 30 Jahren hat kommen und gehen sehen, fällt es nicht schwer zu sagen, das Filmhaus ist der Fels in der Brandung. An den vielen film- und kulturpolitischen Errungenschaften der letzten Jahre, von denen auch in dieser Jubiläumsausgabe zu lesen ist, hatten Ralph Förg und die verschiedenen Vorstandsmitglieder außerdem erheblichen Anteil. Dabei fällt auf, dass das Filmhaus viele Aufgaben erfüllt und Ralph Förg als langjähriger Geschäftsführer die sportliche Herausforderung gemeistert hat, die diversen Angebote, das heißt Seminare, Verleih, Beratung und das offene Netzwerk zu einem schlagkräftigen Ganzen zusammenzuführen. Hierzu möchte ich ganz herzlich gratulieren!

Dass dies nicht immer einfach gewesen war, kann ich mir gut vorstellen. Denn welche Wege das Filmhaus eingeschlagen hat – und welche es einschlagen wird –, dazu gab und gibt es sicherlich unterschiedliche Meinungen. Steht beispielsweise ein Fortbildungsangebot für Webserien nicht sogar im Widerspruch zur weitreichenden Unterstützung einer Kino- und Festivalszene, welche diesen sozialen Ort am Leben halten möchte? Nein, denn wir haben es dabei mit den verschiedenen Spielarten einer sich fortentwickelnden Filmkultur zu tun, die zu gleichen Teilen ihre Daseinsberechtigung haben. Das Filmhaus hat diese Entwicklungen nicht gegeneinander ausgespielt, sondern sie ohne Weiteres getragen und damit weiterentwickelt. Der Lohn ist ein fester Platz in der hiesigen Kulturförderung, auf den wir auch in den nächsten Jahren bestehen werden.

Was sind Frankfurts Herausforderungen der nächsten Zeit? Das ersehnte Festivalkino, klimagerechte Drehbedingungen, soziale Mindeststandards bei Film- und Festivalarbeit, Ausbildungsangebote am Zahn der Zeit, zeitgemäße technische Ausrüstung und immer wieder: Nachwuchsförderung. Zum Suchen und Finden neuer Mitglieder, die für sich das Filmhaus brauchen und die auch das Filmhaus braucht, bedarf es eines niedrigschwelligen Zugangs. Auch zukünftig also offene Türen, attraktive Angebote und, vor den Türen, eine Branche, in der es sich zu arbeiten lohnt. Dabei ist weiterhin die Vernetzung mit Institutionen aus Ausbildung, Produktion sowie Abspiel und Vertrieb außerordentlich wichtig. Das Filmhaus agiert nicht allein!

In der Vergangenheit hat sich Ralph Förg gekonnt in Debatten eingemischt und auch Konflikte nicht gescheut, etwa wenn er Dinge beim Namen genannt oder festgestellt hat, wenn sich die Institutionen gegenseitig das Leben schwer machen, anstatt gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Dabei hat er gezeigt, was in der Kulturpolitik Frankfurts allgemein vonnöten ist: Mit Herzblut bei der Sache zu sein, diplomatisch aufzutreten, aber dennoch in entscheidenden Momenten beharrlich zu bleiben. Nicht zuletzt hatte er stets ein offenes Ohr und hat es geschafft, die Akteure der Film- und Kinoszene zusammenzubringen.

Als umtriebiger Freiberufler möchte ich mich beim Filmhaus bedanken, dass es mir in der Vergangenheit mehrfach zur Seite gestanden hat, etwa als Ansprechpartner für den von mir mitgegründeten Verein Filmkollektiv Frankfurt oder als offizieller Kooperationspartner bei diversen Veranstaltungen des Filmforum Höchst. Als neuer Geschäftsführer möchte ich meinem Vorgänger dafür danken, dass er ein optimal aufgestelltes Filmhaus hinterlässt, dessen guter Ruf für meine Arbeit Ansporn sein wird.

Den persönlichen Treffen mit Mitgliedern, Partnern und Förderern in den nächsten Monaten sehe ich mit Vorfreude entgegen.

Kategorie: Hintergrundbericht (GRIP FORUM)

Schlagworte: Filmhaus Frankfurt, Institution, Festival, Filmpolitik, Filmkultur

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