GRIP 59
01.11.2018
Kunst und Politik – beides braucht Mut
Förderinstrumente in Hessen für den Film- und Mediennachwuchs
Von Philipp Mehler
Es ist ein bekanntes Phänomen. Auf Filmfestivals wie dem Max Ophüls Festival werden zig vielversprechende Filme von begabten Newcomern gezeigt, deren Namen danach aber kaum ein zweites Mal mehr über die Leinwand flimmern. Um sich aber einen Namen zu machen, der bleibt, braucht es meist mehrere Anläufe, und bekanntlich ist kein Film schwerer zu realisieren als der zweite. Preise für den filmischen Nachwuchs gibt es viele. Auch in Hessen. Doch für Kontinuität in der Entwicklung und der Weiterentwicklung des eigenen Schaffens brauchen junge Filmschaffende vor allem eines: Freiräume, sich ohne großen Marktdruck profilieren zu können.
Hilfreich sind dabei Institutionen wie die 2008 gegründete hessische Film- und Medienakademie (hFMA). So sorgt die hFMA als engmaschiges, gut funktionierendes Netzwerk aller 13 hessischen film- und medienorientierten Hochschulen dafür, die Qualität der Lehre sowie die Berufseinstiegschancen der Studierenden zu verbessern. Speziell hessische Filmstudenten werden mit Programmen wie den Hessen Talents gefördert und bundesweit sichtbarer gemacht. Aber neben Preisen, Auszeichnungen und Workshop-Angeboten ist es auch und vor allem die finanzielle Unterstützung, die die Risiken und Herausforderungen einer Existenzgründung erleichtert.
Im Zuge der Umgestaltung der hessischen Filmförderung wurde deshalb im Jahr 2017 die sogenannte Talent-Paketförderung der Hessen-Film GmbH formiert. Jedes Jahr werden von einer Jury junge Start-Ups ausgewählt, die sodann für die folgenden drei Jahre mit einer finanziellen Starthilfe ausgestattet werden. Diese Subventionen können sich durchaus sehen lassen: Jeweils 400.000 Euro wurden in den beiden zurückliegenden Jahren ausgeschüttet, die sich auf die drei ausgewählten Unternehmen in etwa gleicher Höhe verteilen, das heißt pro Antragsteller sind rund 135.000 Euro bewilligt worden. Dieses Förderprogramm soll jungen Film- und Medienschaffenden Anreize bieten, nach ihrer Ausbildung in Hessen auch hier zu bleiben und zu arbeiten.
Die Hochschulabschlussfilme werden in Hessen dagegen schon seit vielen Jahren institutionell unterstützt. Pro Hochschule können bis zu 25.000 Euro bei der Filmförderung beantragt werden. Und mit 7.500 Euro ist der Hessische Hochschulfilmpreis verbunden, der jährlich für den besten Abschlussfilm verliehen wird.
Aber auch Debüt- oder Zweitfilme können über die Nachwuchsförderung der Hessen-Film GmbH mit Zuwendungen rechnen, solange die Produzenten ihren Wohnsitz in Hessen haben. Mit der weiteren Erhöhung des Förderbudgets in Hessen auf insgesamt 11,5 Millionen Euro sollen sich die Fördermöglichkeiten noch weiter verbessern.
Eine andere Möglichkeit der Existenzgründung ist das Programm "Hessen Ideen - Stipendium", ausgeschrieben von der hessischen Landesregierung. Danach bekommen Antragsteller, deren wissensbasierte, unternehmerische Geschäftsidee von einer Jury als marktvalides Konzept eingestuft wird, für ein halbes Jahr ein monatliches Stipendium von 2.000 Euro plus fortlaufender Beratung im Rahmen eines Coaching- und Mentoringprogramms, das als sogenannter "Ideen Akzelerator" an der jeweiligen Hochschule angegliedert ist.
Bewerben können sich – egal ob als Einzelperson oder im Team – hessische Studierende oder Hochschulabsolventen, deren Abschluss allerdings nicht länger als fünf Jahre zurückliegen darf. Gewährt wird das Stipendium von 2.000 Euro jeweils pro Teilnehmer, bis zu drei Teilnehmern maximal je Team. Eine Begrenzung auf einzelne bestimmte Wissenschaftsbereiche ist nicht vorgesehen.
In den anderen Bundesländern haben Nachwuchsförderprogramme über den Abschlussfilm hinaus wie das Startbüro Babelsberg oder das Medien Gründer Zentrum NRW bereits Früchte getragen. Ob die Fördermaßnahmen in Hessen ebenfalls zur einer nachhaltigen Entwicklung führen, wird sich zeigen. Und am Ende spielen auch die Kreativität und der Mut, Neues zu wagen, eine wichtige Rolle. Das gilt für Filmschaffende ebenso wie für die Politik, die jene fördern will.
Kategorie: Hintergrundbericht (GRIP FORUM)
Schlagworte: Filmförderung, Nachwuchs, Ausbildung/Weiterbildung/Studium, Filmproduktion, Filmwirtschaft