GRIP 59
01.11.2018
Grünes Kino bundesweit
Beispiele für nachhaltiges Handeln
Von Erwin Heberling
Ein einzelnes Kino hat sich schon 2012 um das Thema Nachhaltigkeit verdient gemacht. Das Kino Waldhorn in Baden-Württemberg ließ den „CO2-Fußabdruck„“ ermitteln, den der Betrieb des Kinos verursacht und unterstützt seitdem als Ausgleichsmaßnahme ein Klimaschutzprojekt in Togo. Bis heute ist es das einzige Kino europaweit, das sich klimaneutral nennen darf. Richtig ins Rollen kam das Thema 2016 durch den Nachhaltigkeitspreis in Hessen, mit dem „Best Practice„“-Maßnahmen ausgezeichnet werden. Vom Waldhorner Beispiel angestoßen, hat der Filmladen Kassel, hessischer Nachhaltigkeitspreisträger 2018, seine drei Kinos in ein wissenschaftliches Pilotprojekt eingebunden, mit dessen Ergebnissen die Basis für eine klimaneutrale Ausrichtung geschaffen werden soll.
Seit diesem Jahr ist das Grüne Kino auch auf Bundesebene angekommen. Bei der Filmkunstmesse der AG Kino im September stellten die Cineplex-Gruppe, die FFA und die AG Kino gleich drei bundesweite Initiativen vor, die 2018 an den Start gegangen sind. Die Journalistin Birgit Heidsieck präsentierte das von ihr verfasste und von der FFA herausgegebene „"Grüne Kinohandbuch". Auf 170 Seiten werden die Bereiche Energieeffizienz, Ökostrom, Concession und Abfallmanagement erläutert sowie einzelne, bereits erprobte Lösungsansätze vorgestellt. (Online unter www.grueneskino.de)
Unter dem Titel „Kino natürlich„“ möchte auch die AG Kino Empfehlungen für umweltfreundliches Handeln aufstellen. Dazu wurde eine detaillierte Befragung der Kinos in den Bereichen Ressourcen, Abfallmanagement, Mobilität und Filmangebot vorgenommen. Unter den rund 50 Kinos, die an der Umfrage teilnahmen, werden beispielgebende Referenzkinos ausgewählt. Mit dem Slogan „"2020: 100 Prozent Kinos natürlich" hat sich das von der Nachhaltigkeitsexpertin Korina Gutsche geleitete und vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt ein ehrgeiziges Ziel gesetzt.
Die dritte bundesweite Initiative ist bei der Cineplex-Gruppe angesiedelt, zu der bundesweit rund 90 mittelständische Filmtheater zählen. Das Thema hat damit auch die wirtschaftlich stärkeren Kinos erreicht, die als Eigentümer der Gebäude über zusätzliche Handlungsspielräume verfügen.
Allen Initiativen gemeinsam ist der Leitgedanke, dass Grünes Kino großes, über Umweltschutzmaßnahmen hinausgehendes Potential für die Weiterentwicklung der Lichtspielhäuser enthält. Richtig verstanden ist es ein Zukunftsthema, von dem jedes auch noch so kleines Kino profitieren kann: ökonomisch, ökologisch, sozial und kulturell.
* Der Autor ist Geschäftsführer des Film- und Kinobüros Hessen
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Kino, Ökologie, Filmpolitik