GRIP 57

01.11.2017

Ein junges Unternehmen im Aufwind

Mit internationalen Koproduktionen will sich die Frankfurter Neopol-Film etablieren

Von Claudia Prinz

Seitdem Neopol-Film eine Zusage aus der neuen Talent-Paket-Förderung des Landes bekommen hat, blicken die beiden Gesellschafter Tonio Kellner und Jakob Zapf deutlich hoffnungsvoller in die Zukunft. Neopol-Film ist eine junge Produktionsfirma mit Sitz in Frankfurt, die ihre Haupttätigkeit in der Herstellung internationaler Spielfilme sieht.

Bisher hat der Betrieb nur Kurzfilme realisiert, mehrere Langfilmprojekte sind aber in Vorbereitung, darunter vier Stoffe, die im Rahmen der Talentförderung entstehen sollen, die die Film- und Medien GmbH im Frühjahr erstmals aufgelegt hat. Pro Jahr stehen 450.000 Euro für drei Firmen zur Verfügung, das heißt, jede Firma kann bis zu 150.000 Euro beantragen für die Entwicklung von drei bis maximal fünf Stoffen, von denen mindestens drei bis zur Drehreife gebracht werden müssen, um die Fördermittel abrufen zu können.

„Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir die Nachwuchsförderung erhalten haben“, sagt Jakob Zapf. „Das sind Vorschusslorbeeren, und wir müssen sehen, dass wir dieses Vertrauen in den nächsten drei Jahren mit unseren Arbeiten auch einlösen.“

Die beiden Firmeninhaber lernten sich während ihres Studiums der Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Frankfurter Goethe-Universität kennen. Sie schlossen das Studium auch ab. Doch das genügte ihnen nicht, denn es war ihnen zu theoretisch. So gründeten sie 2014 Neopol-Film und produzierten den Kurzfilm „Sein Kampf“ (Drehbuch: Tonio Kellner, Jakob Zapf; Regie: Jakob Zapf) mit Günter Lamprecht in der Hauptrolle. Ein Film, der auf über dreißig Festivals rund um die Welt gezeigt wurde.

Für Tonio Kellner war das die Eintrittskarte für eine Weiterbildung im Atelier Ludwigsburg-Paris, einem Zusammenschluss der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg und der Pariser La Fémis, wo er internationales europäisches Koproduzieren lernte. Daraus erwuchs ganz automatisch der Schwerpunkt internationaler Koproduktionen, den Neopol heute hat. So sind zur Zeit zwei deutsch-französische, ein deutsch-niederländisches und ein deutsch-israelisches Projekt in der Entwicklung.

Nicht Teil der Nachwuchsförderung sind dagegen zwei Vorhaben, die schon weiter vorangeschritten sind. Bereits in der Postproduktion befindet sich der aufwendig hergestellte und von Hessen geförderte Kurzspielfilm "Der Dritte König" (Regie Christoph Strunck), während man für den Langfilm "Licht", ebenfalls mit einer Produktionsförderung aus Hessen ausgestattet, mitten in der Finanzierung steckt.

Bei "Licht" wird Zapf, der zusammen mit der Co-Autorin Ashu B.A. das Drehbuch verfasst hat, auch Regie führen: „Es ist eine deutsche 'Kriegsvergangenheit trifft Kriegsgegenwart"–Geschichte, in der ein traumatisierter alter Mann einen traumatisierten geflüchteten Jungen trifft. Bei dem einen sieht man, wie sich das Trauma in der Lebensgeschichte bereits manifestiert hat, bei dem anderen, wo es angelegt ist und sich eventuell entwickeln kann oder vielleicht auch nicht. Es wird ein Drama, das skurrile Elemente enthält“.

Neben der Entwicklungsförderung durch den deutsch-französischen Mini-Traité (35.000 Euro) hat „Licht“ auch von Hessen-Film eine Bewilligung von 500.000 Euro erhalten. Mit im Boot ist außerdem der Hessische Rundfunk, also ein durch und durch hessisches Projekt: hier geschrieben, hier produziert und bisher überwiegend mit hessischen Mitteln gefördert.

Teil des Talent-Paketes ist hingegen die deutsch französische Serie "Influence", die auf europäischer Ebene in der Politik- und Lobby-Szene spielen soll. Sie ist im Straßburger Parlament, in der Brüsseler Kommission und in der Pharmabranche angesiedelt und bearbeitet ein echtes europäisches Thema, das in dieser Form auch existiert und die europäischen Beteiligungen ganz natürlich mitbringt.

Auf der französischen Seite gibt es neben dem Produktionspartner La Belle Affaire Productions bereits einen weiteren, großen Produzenten und es wird ebenfalls mit einer großen deutschen Film- und Serienproduktionsfirma verhandelt, so dass insgesamt mindestens vier Firmen beteiligt sein werden, zwei große und zwei kleine. Damit wird sich Neopol dann eine ganz neue Dimension erschließen.

Kategorie: Firmenportrait (GRIP FACE)

Schlagworte: Filmproduktion, Filmförderung, TV/Rundfunk, Spielfilm, Kurzfilm

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