GRIP 57

01.11.2017

Alles klar Herr Kommissar

Ulrich Tukur als strahlender Ehrenpreisträger beim 28. Hessischen Film-und Kinopreis

Von Daniel Güthert

Stehende Ovationen für Ulrich Tukur in der Alten Oper, als er von Volker Bouffier (CDU) den Ehrenpreis für sein Lebenswerk entgegennahm. Tukur habe in aberzähligen herausragenden Rollen auf der Bühne und im Film brilliert, habe unendlich vielen Charakteren mit seiner fulminanten Schauspielkunst Ausdruck verliehen, nicht zuletzt auch als Ermittler beim LKA Wiesbaden, als Kommissar Murot, so der Ministerpräsident in seiner Würdigung. Tukur scheue sich nicht, "sich auch in der Auslegung seiner Tatort-Figur bei den klassischen Elementen der Bühnenkunst zu bedienen".

Und statt einer pathosschweren Laudatio schmetterten drei Jungakteure (Dietrich Brüggemann, Tom Lass und Jerry Hoffman) einen launig-amüsanten Spaßsong auf den Preisträger, der sich - ganz Entertainer - ebenso humorvoll bedankte – auf Hessisch, womit er auf seine Wurzeln anspielte. Denn in Hessen sei er geboren und aufgewachsen, hier sei im Kindergarten, im Anglerverein und in der Tanzstunde gewesen. Mit Wohnsitz heute freilich in Venedig.

Mehr als in der Vergangenheit war bei der diesjährigen Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreises Lockerheit und unbekümmerte Heiterkeit angesagt. Ein Humor, der nicht immer zündete, aber mit dem man wohl behutsam einer falschen Selbstüberschätzung entgegenwirken wollte. So war die Gala, von Jochen Schropp moderiert, mit zweieinhalb Stunden Dauer etwas lang geraten, hat aber wohltuend ihre Bodenhaftung bewahrt und in den durchweg würdigen Preisträgern gezeigt, welches Potential an Talenten in Hessen steckt. Bestes Beispiel: der Drehbuchpreis, der an den Frankfurter Autor David Ungureit gegangen ist für sein Skript "Schneegestöber", für dessen Realisierung er seit 16 Jahren beharrlich streitet. Jetzt hat er die U5-Filmproduktion im Rücken und hofft auf eine Kinoadaption unter der Regie von Rolf Silber.

Überzeugend auch die Vergabe des Dokumentarfilmpreises an Thomas Frickel für "Wunder der Wirklichkeit", eine Reminiszenz an den Filmemacher Martin Kirchberger, der vor 25 Jahren bei Dreharbeiten im Flugzeug abgestürzt und ums Leben gekommen ist. Auch der Gewinner in der Kategorie Hochschulfilmpreis lässt aufhorchen: "Ink of Yam" von Tom Fröhlich, ein Film über ein Tattoo-Studio inmitten Jerusalems – sieben Quadratmeter konfliktfreie Zone gewissermaßen, über alle Religionsgrenzen hinweg.

Und mit dem Gangsterdrama "Nur Gott kann mich richten" hat sich ausgemachtes Genrekino durchgesetzt gegen die leichtere Kost des Sequels "Ostwind 3" und der DDR-Komödie "Vorwärts immer" von Franziska Maletzky. Wie immer großer Jubel und Beifall um die Gewinner der Kinopreise und als Höhepunkt dann die Vergabe der Schauspielertrophäen, die mit Jens Harzer und Corinna Harfouch zwei vornehmlich von der Bühne her bekannte Darsteller empfangen haben.

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Auszeichnung, Schauspiel

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