GRIP 52
01.05.2015
Von anderen Bundesländern lernen
Die Förderung junger Produzenten an anderen Standorten und was sich in Hessen tut
Von Alexander Scherer
Wenn man sich in den Bundesländern umschaut, merkt man: der Nachwuchs artikuliert sich und will nichts mehr dem Zufall überlassen. Es zeigt sich eine zunehmend stärkere Anbindung an die dortigen Strukturen und Bedingungen. So gibt es in Hamburg beispielsweise seit 2013 die Initiative "Hamburg lebt Kino" Hier haben sich 16 junge Produktionsfirmen zu einem Netzwerkverbund zusammengeschlossen, der nicht nur als Kooperations- sondern auch als politische Plattform dienen soll. Gleich zu Beginn hat sich die Gruppierung mit einem filmpolitischen Papier vorgestellt und eine Konzentration auf die Förderung von Drehbuch und Stoffentwicklung gefordert.
Zentraler Gedanke war, dass vor allem junge Firmen nach der ersten Debütfilmförderung nicht stehen bleiben. Hier gab es insbesondere auch beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) einen gewissen Stillstand. Hier konnte man in vielen Gesprächen den NDR dazu bewegen, sein Engagement für den Nachwuchs auszuweiten, wie Raoul Reinert, Inhaber von Cuckoo Clock Entertainment und Mitinitiator der Gruppe bekräftigt. Vorbild war dabei das Fifty-Fifty Modell, wonach Sender und regionale Förderung junge Produzenten paritätisch fördern.
Viel erwarten kann man auch aus NRW. Hier ist mit dem Mediengründer-Stipendium eine vielversprechende Instrument durch das Mediengründerzentrum NRW aufgelegt worden. Ende Januar sind 12 junge Mediengründer in ein einjähriges Stipendiaten-Programm gestartet. Für ihre einzelnen Unternehmen erhalten sie jeweils einen Betriebskostenzuschuss von 10.000 Euro im Jahr.
Ebenso ein bemerkenswerte Initiative stellt das Nachwuchsbüro Babelsberg dar, eine Anlaufstelle für junge Filmschaffende, die 2015 mit Unterstützung des Medienboard an den Start geht. Das Vorhaben wird mit 12.000 Euro bezuschusst. Ein Jahr erhalten die Absolventen der Filmuniversität Konrad Wolf Büroräume einschließlich der laufenden Kosten zur Verfügung gestellt. Außerdem gehört zur Unterstützung eine Beratung in Finanzierungsfragen durch die Investitionsbank Berlin-Brandenburg (ILB).
Was tut sich in Hessen in dieser Hinsicht? Welche Anstöße kommen hier seitens der Politik oder der Fördergremien? Immerhin hat sich der Nachwuchs inzwischen mit der Gruppe "Junge Generation Hessischer Film" eine Stimme gegeben. Seit letztem Jahr trifft man sich in regelmäßigen Abständen.
Seit Januar vergangenen Jahres gibt es ein politisches Positionspapier und die Gruppe ist filmpolitisch in den bestehenden Gremien aktiv. Als ständiger Vertreter zur hessischen Filmförderung ist derzeit Christoph Oliver Strunck im Einsatz und er sitzt neuerdings auch im Vorstand der Vereinigung der hessischen Filmwirtschaft. Strunk, der den Zusammenschluss "Junge Generation Hessischer Film" maßgeblich mit angeregt hat, ist Filmproduzent und hat eine Reihe von Filmen hergestellt respektive in Koproduktion verantwortet wie das Drama "Tage, die bleiben" (2011), der ein internationaler Festivalerfolg war. Zuletzt hat er mit "Meine innere Stimme" (2013) seinen ersten Dokumentarfilm als Autor, Regisseur und Produzent hergestellt.
Neben seinen zahlreichen Engagements in den verschiedenen Gremien sieht Strunck vor allem aber seine Funktion im Zusammenhang mit der „Junge Generation Hessischer Film“. Eine ideale Ausgangsbasis, denn die Diskussionen um die künftige Filmförderung sind in vollem Gange. Und dass sich die ganze Sache beschleunigen wird, dürfte klar sein, denn spätestens zum 1. Januar des nächsten Jahres soll es eine neue hessische Filmförderung geben.
Eine stärkere Berücksichtigung des Nachwuchses ist Ziel, wobei dies auf mehreren Ebenen stattfinden soll, sowohl auf der Ebene der Entwicklungsförderung als auch auf Ebene der Produktionsförderung. Damit muss natürlich auch gleichzeitig die Einbindung auf EU-Ebene stattfinden.
"Entscheidend ist, dass wir eine nachhaltige Förderung des hiesigen Nachwuchses etablieren und Anreize schaffen, Talente zu halten und neue Talente in Hessen anzusiedeln. Dafür bietet sich in Hessen eine einzigartige Chance, denn hier wurde von Anfang die Branche miteinbezogen", so Strunck. Man merkt deutlich: Die jungen Produktionsfirmen und Macher wollen auch in Hessen nichts mehr dem Zufall überlassen.
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Filmförderung, Nachwuchs, Filmpolitik, Filmproduktion, Institution