GRIP 52
01.05.2015
Moderne Geschichtenerzähler mit Fokus auf die Region
Portrait der Frankfurter Screen Art® Fernsehproduktion
Von Philipp Mehler
Das "kleinste Hochhaus der Stadt" bleibt immer noch ein Hochhaus. In der Falkensteiner Straße, in der siebten Etage, hat die Screen Art Fernsehproduktion ihren Sitz. Und einen beeindruckenden Ausblick auf die Skyline und das Frankfurter Umland. Doch nicht nur das: Mit fünf Schnittplätzen, Redaktionsräumen, Büros, Kamerateams und einem ganzen Fuhrpark ist die GmbH in der Lage, alle Produktionsschritte eines Fernsehbeitrags zu leisten. Und das ist auch das Konzept der Screen Art Productions: hochwertige Reportagen und Dokumentation für das Fernsehen zu drehen: Von der Recherche zu den Dreharbeiten bis hin zum finalen Schnitt wird hier unter einem Dach alles zusammengeführt.
Ulrike Gehring, Geschäftsführerin, Redakteurin und Regisseurin in einer Person, weiß um die Vorteile dieser Konstellation, und nicht nur in Hinsicht auf die Produktionslogistik: "Wir arbeiten in einer Nische, in der wir sehr eng an den Menschen und den Situationen arbeiten, über die wir berichten. Als Team sind wir sehr eingespielt und verfügen über die erforderliche Sensibilität. Zum Beispiel wenn wir eine Geburt filmen." So sind dann die fertigen Filme auch gleichzeitig die "Babys" des ganzen Teams – alle Beteiligten sind von Anfang bis Ende am einem Projekt beteiligt – ein großer Luxus, aber auch eine Stärke dieser Produktionsbedingungen.
Das Unternehmen arbeitet fast ausschließlich für die Senderfamilie der ARD, gelegentlich auch für arte. Der in der Nähe ansässige Hessische Rundfunk (hr) nimmt dabei keine Sonderstellung ein, greift aber gerne auf die Ressourcen der Fernsehproduktion zurück. Die Teamgröße von Screen Art variiert dabei je nach den Erfordernissen der Produktion. Eines der größten Projekte in den vorherigen Jahren war eine Echtzeitdokumentation, bei der dreißig Kamerateams an dreißig verschiedenen Orten einen ganzen Tag dokumentierten – und das an Heilig Abend. Ein aufwendiges und innovatives Fernsehformat. Allein der Schnitt dauerte acht Monate, was aber keine ungewöhnliche Länge für einen solchen Auftrag darstellt.
Die Projekte werden mit den TV-Redaktionen abgesprochen und dann umgesetzt. Für ihren letzten Film, die Reportage "Böses Blut", die Ende vergangenen Jahres in der ARD-Reihe "Story im Ersten" ausgestrahlt wurde und die kräftig im "Blutspende-System" herumrührte, arbeitete Gehring eineinhalb Jahre. "Man muss erst mal in See stechen: Recherchieren, Experten finden und eine Nähe zum Thema aufbauen, um überhaupt richtig berichten zu können. Journalistisch gesehen ist ein solcher Zeitraum natürlich ein großer Luxus".
Neben festangestellten oder fest assoziierten Mitarbeitern verfügt Screen Art über einen großen Pool an freien Mitarbeitern. Die meisten davon leben hier in der Region oder kommen aus Mainz, wo der Betrieb ein zweites kleines Produktionsbüro unterhält. Das dritte Standbein ist in Berlin-Brandenburg. Wichtigster Standort ist und bleibt aber Frankfurt.
Der ideale Standort für Fernsehproduktionen ist die Rhein-Main Region dabei nicht – jedenfalls nicht, was die Senderdichte und Fördersituation betrifft. Warum sich Ulrike Gehring dennoch hier wohl fühlt, liegt in der inhaltlichen Ausrichtung ihrer Arbeit begründet. In Frankfurt und der Region sind fast alle Typen und Milieus vertreten. Bankentürme, Bahnhofsviertel und das vielseitige Umland bieten auf engstem Raum eine unerschöpfliche Vielfalt an Geschichten, Persönlichkeiten und Kulturen.
Die Internationalität sowie die auch nicht zu unterschätzende Expertendichte zu fast allen denkbaren Themen leisten ihr übriges, um die Region nachhaltig interessant für Fernsehproduktionen zu halten. So sieht die Firmenchefin sich und ihr Team als "moderne Geschichtenerzähler". Und die sind immer gerne da, wo sich die interessantesten Geschichten abspielen. Und wenn man den Blick aus den Fenstern des Produktionsbüros über die altbekannte Skyline hinweg schweifen lässt wird deutlich: die nächsten großen Geschichten werden nicht lange auf sich warten lassen.
Kategorie: Firmenportrait (GRIP FACE)
Schlagworte: Filmproduktion, TV/Rundfunk, Postproduktion, Dokumentarfilm, Filmtechnik