GRIP 52
01.05.2015
Im Zentrum stehen die Filmfestivals
Wie sich Frankfurt seiner filmkulturellen Verpflichtung stellt
Von Daniel Güthert
In seiner Jahresbilanz 2014 kam Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) zu dem Ergebnis, dass es gelungen sei, das hohe künstlerische Niveau in der Stadt zu erhalten und zugleich Prozesse in Gang zu setzen, die "Frankfurt auch in den nächsten Jahren als Kulturstadt zukunftsfähig machen werden". Eine Vielzahl an Beispielen aus den klassischen Bereichen der Hochkultur, sprich aus dem Museumsleben, der Theaterlandschaft und der Oper mögen Grund genug sein, diese Einschätzung zu rechtfertigen.
Doch was ist mit der filmkulturellen Szene? Wo liegen da die Akzente? Für Stadtrat Semmelroth steht an erster Stelle die Förderung der örtlichen Filmfestivals, die der Stadt Strahlkraft verleihen, weit über die Stadtgrenzen hinaus: "Die vielseitigen und hochkarätigen Frankfurter Filmfestivals sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft insgesamt."
Tatsächlich wartet Frankfurt mit einem dicht gespickten Festivalkalender auf, der passend zur Mainmetropole durch und durch kosmopolitisches Flair und Weltoffenheit propagiert. Da stehen internationale Reihen wie die "Lichter Filmtage", das Kinderfilmfest "Lucas" oder "Afrika Alive", neben Länderkinematographien aus allen Winkeln rund um den Globus, angefangen von "Nippon Connection" und "Cuba im Film", über die "Türkischen Filmtage" und das italienische "Verso Sud" bis hin zu neueren Werkschauen des indischen oder chinesischen Filmschaffens ("New Generation", "China in Motion"). Und nicht zu vergessen solche traditionsreichen Nachwuchsfestivals wie die "Visionale" oder das beliebte Kurzfilmprogramm "Shorts at Moonlight".
Auf gut ein Dutzend Termine mit mehr als 400 Filmen summiert sich das Angebot, das in seiner Vielfalt und seinem hohen cinephilen Anspruch ein kulturelles Markenzeichen darstellt, jenseits dessen aber auch für wertvolle standortökonomische Effekte sorgt. Andererseits bewegt sich die überwiegende Zahl der Filmschauen, wenn sie nicht wie "Lucas" institutionell an ein Haus angegliedert sind, auf wirtschaftlich schmalem Grat. Ohne Zuschüsse von Stadt, Land oder Sponsoren wären sie nicht denkbar.
Insofern ist die Entscheidung der Stadt, den entsprechenden Ressortposten "visuelle Medienarbeit" 2013 von 65.000 auf 110.000 Euro anzuheben, begrüßt worden als ein richtungsweisendes Bekenntnis zum Erhalt der reichen Festivallandschaft. Wenn auch nicht ausschließlich, so kommt der Fördertopf dabei ganz überwiegend den verschiedenen Festivals zugute, wodurch, wie der zuständige Dezernent nachdrücklich bekräftigt, Vielfalt und zugleich der Bestand gerade der größeren Festivals auch in Zukunft gesichert werden solle.
Am stärksten haben von der Aufstockung die beiden großen, besucherstärksten Aushängeschilder, das "Lichter Filmfest" und "Nippon Connection", profitiert. Deren städtischer Zuschuss hat sich nahezu verdoppelt - auf aktuell 30.000 Euro für "Lichter" respektive 28.000 Euro für "Nippon". Aber auch kleinere Reihen wie die "Türkischen Filmtage" sind Nutznießer der Etatsteigerung und erhalten mit 14.000 Euro das Zweifache früherer Zuwendungen. Und wieder andere Veranstalter sind überhaupt erstmals in die Förderung gekommen, wie etwa das Kurzfilmprogramm "Shorts at Moonlight", das neuerdings mit 7.000 Euro rechnen kann, oder die lateinamerikanische Kinoschau "Dias de Cine", die 1.000 Euro erhält.
Daß dennoch für die meisten dieser Initiativen die Bäume wirtschaftlich nicht in den Himmel wachsen, liegt auf der Hand. Besser stehen jene Veranstaltungen da, die - wie "Africa Alive", "Verso Sud" oder "Lucas" - an das Deutsche Filmmuseum respektive des Filmforum Höchst fest angebunden sind. Sie brauchen schon mal keine Spielstätte anzumieten und werden nicht selten aus anderen Projekttöpfen mitgetragen. Herausstechendstes Beispiel hier das Kinderfilmfest "Lucas", das mit etwa 50.000 Euro aus dem Museumspool veranschlagt ist.
Damit ist aber auch der Haushaltsansatz des Kulturdezernenten in Sachen Festivals mehr oder minder erschöpft. Zuschüsse kommen allenfalls noch aus anderen Referaten. Die Biennale des bewegten Bildes beispielsweise findet Unterstützung (50.000 Euro) im Wirtschaftsressort der Stadt, das Film und Medien im Rahmen seines Entwicklungsplanes für die Kreativwirtschaft fördert. Auch aus den Ämtern Soziales und Bildung fließen Beihilfen. Alles in allem kommen somit die Festivals bei der Vergabe projektbezogener Gelder recht gut weg. Das, was ansonsten für filmkulturelle Maßnahmen im Haushalt steht, bezieht sich auf die institutionelle Förderung mit rund 220.000 Euro, worunter das Filmhaus Frankfurt, das Institut Neue Medien, die Kinothek Asta Nielsen und der Bundesverband Kommunale Filmarbeit fallen. Mit jährlich über 2,2, Euro Millionen wird schließlich noch das Filmmuseum subventioniert, das als Museum allerdings eine Sonderrolle innehat. Fehlt nur eine Zahl am Schluss: die des Kulturhaushalts insgesamt. Der lag 2014 bei knapp 250 Millionen Euro.
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Festival, Filmpolitik, Filmkultur, Filmförderung, Kulturförderung