GRIP 52
01.05.2015
Der strukturellen Schieflage begegnen
Warum die Frankfurter MBF für die Gründung der Allianz unabhängiger Filmdienstleister (AUF) eingetreten ist
Von Daniel Güthert
"Der Druck im Markt war enorm. Wir mussten reagieren." So deutet Peter Matthäi, Chef des führenden Kamera- und Lichtverleihs in Hessen, die Großwetterlage an, als vor einem Jahr - im Februar 2014 - die Gründung eines unabhängigen Verbandes, der Allianz unabhängiger Filmdienstleister (AUF), für Aufregung in der Branche sorgte. Sieben Rentalfirmen, darunter neben FGV Schmidle, Ludwig und anderen auch die Frankfurter MBF, hatten sich zu diesem Schritt entschlossen, um forthin die Belange mittelständischer Betriebe gezielter wahrnehmen zu können.
Ein Affront gewissermaßen dem VTFF, dem etablierten Verband technischer Betriebe gegenüber. Dort sieht man die eigenen Interessen unterdessen nicht mehr ausreichend gewahrt, da im VTFF gerade jene Akteure vertreten sind, gegen die sich das Unbehagen der mittelständischen Branche richtet. Denn was die AUF beklagt, ist die rapide Expansion der Tochterunternehmen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten im Marktgeschehen, mit der Folge eines inzwischen ruinösen Preiskampfes, wie Peter Matthäi, sagt. "Preise, wie sie die Bavaria-Tochter Cine-Mobil aufruft, sind für uns nicht darstellbar. Das macht einen Markt kaputt."
Auf 180 verschachtelte Tochtergesellschaften wird das Imperium von ARD und ZDF geschätzt, angesiedelt unter dem Dach primär von Bavaria, Studio Hamburg und ZDF-Entreprises. Dabei sind die Sender-Töchter weit davon entfernt, sich auf hauseigene Fernsehproduktionen zu beschränken. Sie mischen längst auch im freien Markt mit. So kämen selbst die Mittel der Filmförderung kaum noch in der freien Wirtschaft an. Aufgrund ihrer bundesweiten Vernetzung sei es für die öffentlich-rechtlichen Unternehmen ein Leichtes, den regionalen Förderkriterien zu entsprechen. Da passe es ins Bild, so die AUF in ihrer Kritik, dass die Sender häufig gleich noch Gesellschafter der jeweiligen Länderförderung sind.
"Auf diese strukturelle Schieflage wollen wir aufmerksam machen bei der Politik, bei Institutionen, Behörden und anderen Verbänden", so Matthäi, Mitglied auch des Vorstandes der AUF. Ursprünglich mit sieben Gründungsfirmen entstanden, ist die Zahl der Mitglieder bei der AUF inzwischen auf über 20 gestiegen, die nicht allein mehr aus Techniksektor kommen, sondern auch aus der Postproduktion, dem Atelierbetrieb oder dem Fahrzeugverleih. Denn auch diese Sparten fürchten die Verstetigung eines Konzentrationsprozesses, der einem fairen und freien Wettbewerb zuwiderlaufe und die Vielfalt am Markt gefährde. Dagegen will die AUF politisch vorgehen, unter Umständen aber auch juristisch. Nicht ausschließen will Matthäi, dass der Verband über kurz oder lang kartellrechtliche Überprüfungen und gegebenenfalls auch eine Klage vor den europäischen Wettbewerbsbehörden anstrengen wird.
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Filmtechnik, Filmproduktion, Institution, TV/Rundfunk, Filmförderung