GRIP 52
01.05.2015
Das Schlüsselwort heißt "pitch"
Ein Themenabend mit der Coaching-Expertin Sibylle Kurz in Kooperation von Filmhaus Frankfurt und hessischer Film- und Medienakademie
Von Daniel Güthert
"Pitch" – ein Begriff, der in aller Munde ist, zumindest in der Kreativszene. Wie bringe ich ein Projekt oder eine Idee an den Mann respektive die Frau? Wie überzeuge ich mein Gegenüber von der Einzigartigkeit und Qualität just meines Drehbuchs oder meines Sujets? Egal, ob ich einem Produzenten, einer Redaktion, oder einem Fördergremium mein Filmvorhaben präsentiere, ob ich an einem Wettbewerb teilnehme oder einen Auftraggeber für eine bestimmte Werbekampagne gewinnen will, immer geht es nur um eins: für ein Produkt, im Zweifel für mich selbst beziehungsweise meine Qualifikation zu werben und das möglichst erfolgreich. Was also ist das Geheimnis des gelungenen Auftritts?
Darüber hat die international erfahrene Coach- und Pitchexpertin Sibylle Kurz Anfang des Jahres im Filmhaus Frankfurt referiert, organisiert von der hessischen Film und Medienakademie (hFMA). Seit Jahren gehören die Veranstaltungen zum Thema Pitching zum Kernangebot des Hochschulverbundes, um den Nachwuchs auf die Anforderungen des Marktes, nicht nur fachbezogen, sondern auch hinsichtlich sogenannter Softskills vorzubereiten. Gerade in diesem Punkt sieht die Geschäftsführerin der hFMA, Anja Henningsmeyer, die besondere Stärke der Pitchingspezialistin. "Bei Sibylle Kurz geht es nicht vorrangig um die Vermittlung einer Präsentationstechnik, sondern ihr glückt es phänomenal, den jungen Leuten ein neues, selbstbewusstes Verhältnis zu ihrem jeweiligen Projekt zu geben, bei ihnen eine Überzeugung zu entfachen, die von innen heraus kommt."
Kein Wunder also, wenn der Abend "Pitch & Sell" im Filmhaus ausgebucht war. Die gut 30 Teilnehmer, bunt gemischt von den Hochschulen der Region sowie aus Kassel, erlebten einen sehr konzentrierten, ungeheuer dichten, gleichwohl anschaulichen Exkurs in Sachen Selbstvermarktung. Dabei berichtete Sibylle Kurz, die seit vielen Jahren Pitching an der Filmhochschule Ludwigsburg lehrt und zuvor als Topmanagerin beim Home-Video-Verleiher VCL im globalen Mediengeschäft zu Hause war, auch darüber, was es heißt, Projekte, Ideen oder Filmrechte anzubieten, zu verhandeln und zu vertreiben. Welche Implikationen greifen, welche Fallstricke drohen und vieles mehr.
Doch wichtiger als die reine Faktenlehre, so wurde bald deutlich aus ihren Ausführungen, ist ihr, bei jedem einzelnen das Selbstverständnis, das Gefühl für das eigene Projekt zu wecken, sich somit Klarheit zu drei Fragen zu verschaffen: Wer bin ich? Was bin ich? Was will ich? Darunter lasse sich alles andere subsumieren. Die eigenen Vorlieben, die Stärken und Schwächen, die Zielgruppen, eventuelle Coproduktionspartner, Sponsoren, die Auswahl der Festivals, bei den man sein Werk einzureichen gedenkt. Pitching sei, so Sibylle Kurz, wie eine Art Gebrauchsanweisung, eine Art Lesehilfe, die Person und das jeweilige Projekt, aber auch die Haltung und Motivation dahinter kennenzulernen. Oder anders gesagt, es ist die Kunst, in knapper, anschaulicher Form, strukturierte Informationen dem Adressaten als emotionales Erlebnis zu vermitteln.
Vieles konnte naturgemäß in der Kürze der Zeit nur angerissen werden und war bestenfalls als Einstieg gedacht. Denn schon anderntags und nochmals für April hatte die hFMA die Expertin für mehrere Tage Einzelcoaching gebucht, wo die Studierenden zu jeweils spezifischen Fragen eine weitergehende individuelle Beratung erhalten konnten. Gern würde die hFMA-Chefin noch mehr machen auf diesem Feld, was aber angesichts der beträchtlichen Kosten nicht ganz einfach ist. Insofern ist sie glücklich, mit dem Filmhaus einen komplementären Partner an der Seite zu haben, mit dem man sich eine ähnliche Zielgruppe teilt und gemeinsam solche Maßnahmen in Angriff nehmen kann.
Auch für den Leiter des Filmhauses, Ralph Förg, ist die Kooperation mit der hFMA eine willkommene Ergänzung des umfassenden Seminarprogramms, das vom Filmhaus jährlich angeboten wird. Und mehr noch vertritt er die Überzeugung, dass es Aufgabe der Institutionen sei, die Ressourcen für den Nachwuchs nicht etwa zu parzellieren, sondern sie im Interesse einer effektiven Fort- und Weiterbildung im Mediensektor zusammenzuführen. "Und das ist mit der hFMA gewährleistet. Infolgedessen werden wir diese Linie auch in Zukunft so fortsetzen."
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Dreharbeiten, Ausbildung/Weiterbildung/Studium, Filmhaus Frankfurt, TV/Rundfunk, Spielfilm, Institution