GRIP 51
01.11.2014
Zum Abschied von der Branche gefeiert
18 Jahre lang wirkte Maria Wismeth an der Spitze der Hessischen Filmförderung
Von Uschi Madeisky
In diesem Sommer nahm Maria Wismeth, wie gesetzlich vorgegeben, im Alter von 65 Jahren ihren Abschied als Geschäftsführerin der Hessischen Filmförderung. Das Sommerfest der Branche, im Bertramshof des Hessischen Rundfunks, wurde ihr gewidmet. Auf großer Leinwand präsentierten die hessischen Kreativen eine Überraschungsfilmrolle: "Viva Maria". Mit viel Phantasie und liebevollem Witz hatten sie Maria Wismeth als Person wie auch ihr politisches Wirken in Szene gesetzt. Die Geehrte reagierte tief gerührt und hielt spontan eine Dankesrede, in der sie nach den 18 Jahren Erfahrung in der Leitungsposition noch einmal mit Verve ihre Ideen und Visionen der Film- und Medienwelt nahebrachte.
Ihr Nachfolger, der Frankfurter Filmproduzent Stephan Limbach, stellte sich vor und dankte seiner Vorgängerin für ihre Arbeit und ihren Einsatz. Dass das Buffett des Abends kostenfrei war, hatte Limbach noch als Vorstand des Film- und Kinobüros mit entschieden. Da war zu spüren, dass er, was die Fürsorglichkeit anbetrifft, in die Fußstapfen seiner Vorgängerin treten wird.
Es war eine gute Zeit mit Maria Wismeth und ihrer Crew; sehr weiblich geprägt, wobei mit „weiblich“ das Umfassende gemeint ist, so, wie in der Kunst dargestellt, die „Maria mit dem Schutzmantel“ alle mit einschließt. So vielen Filmschaffenden und ihren Problemen ein Ohr zu leihen, muss eine können. Förderentscheidungen waren immer mehr als nur ein Votum für oder gegen ein Projekt, häufig stand dabei eine künstlerische und wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel. Es war nie genug im Topf, dass alle etwas hätten bekommen können.
Auch wenn für die Mittelvergabe eine Jury zuständig war, so kannte Maria Wismeth doch sämtliche Projekte und beriet alle, die es brauchten. Sie begleitete die Projekte und ihre Macher, gleichgültig, ob jene ganz groß oder weniger groß herauskamen. Beachtung hat sie ihnen allen geschenkt. Gerade, weil sie sich nie in den Mittelpunkt stellte, bildete sie eine verbindende Mitte für die Film- und Kinoszene. Sie verstand es, zu unterstützen und zu vernetzen. Für mich war es etwas Besonderes, zu erleben, wie sie als Symbolfigur eine ganze Branche zusammenhalten konnte.
Der Etat der Kulturellen Filmförderung war nie sonderlich üppig, doch Maria Wismeth konnte damit gut haushalten, um das Beste daraus zu machen. Sie hat den Hessischen Film- und Kinopreis auf ein hohes Niveau gebracht; sie hat die Filmcommission etabliert, das Hessische Drehbuchcamp mitbegründet, Vorurteile abgebaut, Mut gemacht.
Sie hat Kunst und Kultur hochgehalten, Freiheiten gewährt, Talente entdeckt, Freundschaften mit anderen Filmförderern geschlossen und Auseinandersetzungen mit der Politik überstanden. Bei alledem hat sie ihre Mitarbeiterinnen bei Laune gehalten und ist gleichzeitig von ihnen vorbildlich unterstützt worden.
Und nicht nur das. Als Jurymitglied hat sie bei Hessen Invest Film mitgewirkt, und sie hat zusammen mit anderen Repräsentanten der Branche maßgebliche Grundlagen für die Filmförderungs-GmbH entwickelt, die im Jahre 2016 nun endlich Wirklichkeit werden soll. Und sie hat auch mit uns, dem Film- und Kinobüro, sehr entspannt zusammengearbeitet.
Unüberhörbar hat sie stets die Auffassung vertreten, dass Fernsehvertreter nicht in allen Regionalförderungen sitzen sollten, weil dies nicht zur Stärkung der Produzentenlandschaft beiträgt. Immer wieder hat sie Politiker, wie auch Sendeanstalten, gemahnt, sich stärker zurückzunehmen – bei der Filmpreisverleihung zum Beispiel, um den Preisträgern und den Akteuren der Film- und Kinowirtschaft den Vortritt zu lassen. Deren Leistungen sollten im Mittelpunkt stehen, das war Maria Wismeths Überzeugung, und so hat sie die Filmförderung verstanden und geleitet. Für die hiesigen Filmemacherinnen und Filmemacher war das ein Segen.
* Die Autorin ist freie Filmemacherin und Mitglied im Vorstand des Hessischen Film- und Kinobüros.
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Filmförderung, Kulturförderung, Filmpolitik, Auszeichnung, Institution