GRIP 50

01.05.2014

"Eine echte Finanzierungsalternative ist es nicht"

Erfahrungen mir Crowdfundig - die Frankfurter Kinowoche und Nippon Connection

Von Alexander Scherer

Kultur kostet Geld. Jeder, der ein Kultur- oder Filmprojekt finanzieren möchte, steht vor demselben Problem. Wie bringt man seine Finanzierung zustande? Neuestes Stichwort: Crowdfunding - Geld einsammeln per Einwerbung im Internet. Und das mit durchaus beachtlichem Erfolg. Die US-amerikanische Plattform Kickstarter brachte es 2013 auf die Summe von 355 Millionen Euro. Die bisher einträchtigste Crowdfunding-Aktion in Deutschland war die des Kinofilmes "Stromberg" mit über 1 Million Euro Einnahmen. Doch wie sieht es bei kleineren Kulturprojekten aus? Lassen sich solche Erfolgsstorys ohne weiteres übertragen? Diese Frage stellten sich nun auch die Frankfurter Kinowoche und das Festival Nippon Connection, die sich kurzerhand entschieden, an dem Projekt Kulturmut der Aventis-Stiftung teilzunehmen. Eine Crowdfunding-Konkurrenz verschiedener Kreativvorhaben, deren Sieger auf Zuschüsse aus Stiftungsgeldern hoffen durften.

Für Johanna Ruhl, Projektkoordinatorin der Kinowoche, die vom Deutschen Filminstitut organisiert wird, war es spannendes Neuland. In Verbindung mit kostenlosen Workshops und der Beratung durch den in Deutschland führenden Crowdfunding-Dienst Startnext wurde man auf die Aktion vorbereitet, die insgesamt 6 Wochen dauerte. Ende November war die Finanzierungsphase abgeschlossen. Ziel der Kampagne waren 20.000 Euro, die auch erreicht wurden. Damit gehörte man zu den Topteams der insgesamt 25 Projekte. Doch ein genauerer Blick auf die Zahlen offenbart: Crowdfunding ist kein Selbstläufer. Eingesammelt wurden per Internet gerade etwas mehr als 7.000 Euro. Die restlichen 13.000 Euro kamen schließlich von der Aventis-Stiftung.

Ruhl räumt ein, dass es nicht leicht gewesen sei, viele Unterstützer zu aktivieren: "Unsere ältere Klientel ist nicht sehr internetaffin, was eine Mobilisierung erschwert hat." Eine starke Community ist aber Voraussetzung, um so viele Interessenten wie möglich zu aktivieren. Immerhin spendeten 170 Einzelpersonen Beiträge zwischen einem und 50 Euro, wobei die Kinowochentickets für 18 Euro pro Stück inklusive kostenloser An- und Abreise besonders gut ankamen.

Nicht unähnlich ist das Bild bei Nippon Connection, die ebenfalls zu den Siegern gehörten und deren Zielsumme daraufhin ebenso durch Aventis aufgestockt worden ist. Als Ziel hatte man hier 15.000 Euro ausgegeben. Erreicht wurden 5.000; die Restsumme kam von der Stiftung. Dennoch wird der Response an sich - wie auch bei der Kinowoche - positiv bewertet: "250 Supporter mit Beiträgen zwischen 10 und 50 Euro waren schon ganz gut", so Marion Klomfaß, Leiterin des Festivals.

Trotzdem bleiben die Reaktionen verhalten. Ruhl und Klomfass bewerten die Erfahrungen zwar positiv und loben auch die Unterstützung durch die Kulturmut-Initiative und die Aventis-Foundation. Aber gemessen an Aufwand und Ergebnis, ist Crowdfunding vorläufig keine Alternative. "Eine Fortsetzung sehen wir nicht; auch ist es als Festival schwierig, denn wenn die Summe zu hoch ist, erreicht man sein Ziel nicht.", so Klomfass. Man kann das immer wieder mal machen", so Ruhl, "aber als echte Alternative reicht es für uns nicht."

Nicht jeder hat das Glück - wie im Falle von Stromberg - derart viele Fans mobilisieren zu können. Man darf gespannt sein, wie sich das Thema zukünftig für die Frankfurter Szene entwickelt. Im Idealfall kann es für Projekte mit hohem Finanzbedarf eine Ergänzung sein; zur echten Alternative gegenüber klassischer Film- oder Kulturförderung reicht es wohl (noch) nicht.

Kategorie: Hintergrundbericht (GRIP FORUM)

Schlagworte: Festival, Filmförderung, Kulturförderung, Webformat, Institution

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