GRIP 46

01.05.2012

Kino in gehobenem Stil

Das "Cinema" an der Frankfurter Hauptwache komplett renoviert

Von Daniel Güthert

Meldungen zu den Innenstadtkinos sind gewöhnlich eher negativen Ursprungs; häufiger ist von Schließungen die Rede als davon, dass die Filmtheater im Aufwind wären. Anders in diesem Fall. Rund 400.000 Euro hat Inhaber Harald Vogel nach eigenem Bekunden in die Hand genommen, um das Cinema an der Hauptwache zu Jahresbeginn komplett mit modernster 2K-Digitaltechnik auszustatten und zwei der drei Säle gleich auch neu zu gestalten, mit neuem Interieur, neuen Sesseln, mit mehr Exklusivität und mehr Beinfreiheit, wofür das Platzangebot im großen Saal von 280 auf 220 Sitzen reduziert worden ist und im kleineren Studio ebenfalls um 6 Plätze.

"Ich möchte mich im Kino wohlfühlen und dazu bedarf es eines entsprechenden Komforts. Und den erwartet auch das Publikum von mir," erläutert der Frankfurter Kinochef. Von Anbeginn an war Vogel daran gelegen, das Haus als einschlägiges Arthousedomizil zu positionieren, mit der inzwischen geläufigen Bandbreite bis hin zum gehobenen Mainstream. Action- oder Teeniefilme jedenfalls sucht man bei ihm vergebens. Und auch die Werbung hat er von seinen Leinwänden verbannt. Er will Kinogenuss pur servieren.

Tatsächlich scheint sein Konzept anzukommen. Das Cinema ist als feste Größe in Frankfurter Kulturleben etabliert und konnte gegen den bundesweiten Trend in den vergangenen Jahren sogar zulegen, mit einem Zuschauerplus von etwa 15 Prozent jährlich. Dabei war es einigermaßen wagemutig, als Vogel das Haus Ende 2005 übernahm. Zuvor hatten zunächst die Ufa und hernach auch der Kinounternehmer Frederik Hohrath das Handtuch werfen müssen. Nicht untypisch für die Situation der Innenstadtkinos. Zwei Jahre stand das Cinema schon leer, bevor schließlich Harald Vogel einstieg. Wobei dem Vernehmen nach die Eigentümerin der Immobilie, die als kulturaffin geltende Neufville-Stiftung, ihm mit günstigen Pachtkonditionen entgegengekommen sein soll. Gerade erst ist es ihm geglückt, sich mit der Stiftung auf eine Pachtverlängerung bis 2025 zu einigen.

So fühlte sich Harald Vogel bestärkt, in die zusätzliche Aufwertung seines Hauses zu investieren. Freilich nicht ohne dabei auch die Töpfe der öffentlichen Hand in Anspruch zu nehmen, wie sie den sogenannten Kriterienkinos für die Einrichtung digitaler Projektionstechnik offenstehen. Insgesamt ist die Umbaumaßnahme mit 240.000 Euro an Zuschüssen vom Bundesminister für Kultur (BKM), von der Filmförderungsanstalt (FFA) und vom Land Hessen gefördert worden. Erst im März 2011 hatte sich die Landesregierung in Wiesbaden nach monatelangem Tauziehen bereit erklärt, die Digitalumrüstung kleinerer und mittlerer Spielstätten in Hessen mitzutragen. Insgesamt 2 Millionen Euro sind dafür in den Landeshaushalt eingestellt, abgerufen aus dem EU-Programm für Regionalentwicklung (EFRE).

Nach dem Finanzierungsmuster wie beim Cinema ist auch die digitale Nachrüstung von Harald Vogels zweitem Filmtheater, der "Harmonie" in Sachsenhausen, geplant, die im Laufe des Jahres erfolgen soll. Dem Publikum aber kann es nur recht sein, wenn auf diese Weise die wenigen letzten Bastionen cineastischer Vielfalt in der Stadt erhalten bleiben.

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Filmförderung, Kulturförderung, Kino, Filmkultur

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