GRIP 46
01.05.2012
Bitte keine halben Sachen
Ein Kommentar zu den Neuausrichtungsplänen der Edit
Von Dieter Brockmeyer
Von dem ewigen Lied um die Zukunft des Edit Filmmakers Festival scheint vorerst die letzte Strophe gesungen zu sein. In einer knappen Pressemitteilung hat Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) verkündet, dass das Festival so nicht fortgeführt werden wird, sondern "mit veränderten Inhalten und neuer Struktur." Eine Arbeitsgruppe sei eingesetzt, bestehend aus den drei Trägern Land, Stadt Frankfurt und der Landesmedienanstalt für Privaten Rundfunk (LPR) sowie Vertretern des Fachbeirat und der Agentur Peaceful Fish, die ein Konzept einer strategischen Neuausrichtung der Edit erarbeiten soll. Für diesen Herbst, so das Ministerium weiter, werde es nur eine kleine Ausgabe der Edit geben, die aber bereits aufzeigen werde, wo es hingehen soll. Mehr indes war aus dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst zur Causa nicht zu erfahren.
Doch die Verlierer dieser jüngsten Entwicklung stehen schon fest: es ist ganz klar der bisherige Organisator der eDIT, die Frankfurter Medien- und Eventagentur Luna Park 64. Dass das Festival, oder genauer gesagt, der Kongress in diese Sackgasse geraten ist, ist im Grunde vor allem Schuld der Politik. Jährlich wechselnde Vorgaben und Zielsetzungen, je nachdem, welches Ministerium beziehungsweise welche politisch Verantwortlichen gerade das Sagen hatten, machten eine klare Positionierung schlichtweg unmöglich. Dass unter diesen Umständen der langjährige internationale Partner, die Visual Effects Society (VES), aus dem Organisationsteam besprungen ist, um sich anderes Betätigungsfeld zu suchen, ist nur zu verständlich. Für die Edit aber wurde die Situation noch schwieriger, da man sich von der neuen, bestens ausgestatteten Konkurrenzveranstaltung in Stuttgart, der FMX, abheben musste.
Unter diesen Umständen haben Sebastian Popp und Rolf Krämer dennoch sehr gute Arbeit geleistet. Dass selbst sie im Moment von der Politik über die Weiterentwicklung im unklaren gehalten werden, ist im höchsten Maß unprofessionell. Allerdings scheint es, als wisse die Politik selbst noch nicht so recht, wo es hingehen soll. Auch dieses mutet unprofessionell an. Von dem Berliner Beratungsunternehmen Peaceful Fish, das bereits im vergangenen Jahr die Positionierungsstudie zum Kreativstandort Rhein-Main für die LPR Hessen erstellt hat, ist zwar eine Expertise zur Neuausrichtung eingeholt worden, aber zu fürchten ist von außen betrachtet, dass der Entscheidungsprozess sich wieder langwierig und halbherzig gestalten wird.
Um nicht falsch verstanden zu werden: So wie sich die Edit in den vergangenen Jahren entwickelt hat, macht ein radikaler Relaunch sicher Sinn. Der ursprüngliche Grund für den Kongress war, den Postproduktionsstandort rund um Frankfurt zu unterstützen. Aber zum regionalen Schaufenster der Leistungsfähigkeit für die Branche ist die Edit doch nie geworden. Heute ist der Postproduktionsstandort auch nur noch in Rudimenten vorhanden. Pixomondo etwa wird selten als Frankfurter Firma wahrgenommen. Warum also gibt die Stadt einen Empfang aus Anlass des Oscar-Gewinns, der im Grunde vom amerikanischen Pixomondo-Studio errungen wurde. Unter dem Aspekt der Wirtschaftsförderung macht das keinen Sinn.
Natürlich braucht es Vorzeigeunternehmen. Nur so lassen sich die für hessische Verhältnisse sehr hohen Zuschüsse zur Edit (immerhin über 800.000 Euro vom Land, von der Stadt und der LPR) rechtfertigen. Sicher, es stellt sich die Frage ob das Kulturministerium überhaupt der richtige Träger für ein solches Event ist, denn ursprünglich war die Edit im Wirtschaftsministerium beheimatet. Ein Wechsel zurück scheint im Moment nicht angedacht zu sein, und liegt auch nicht auf der Hand: denn wo gibt es mehr Know-How über die doch sehr speziellen Anforderungen der "Kultur- Kreativwirtschaft" als im Kulturministerium?
Es muss also ein glaubwürdiges Konzept her, das den internationalen Ansprüchen genügen muss, die bislang die eDIT prägten. Die Gefahr ist groß, dass das Konzept, dass jetzt diskutiert wird, wieder in den Instanzen zerredet wird. Schon jetzt wird die Zeit knapp, wenn man noch im Herbst auch nur eine kleine Teaserveranstaltung mit einiger Durchschlagkraft umsetzen will. Wenn aber wieder eine glaubwürdige Positionierung ausbleibt, dann haben wir nichts gewonnen. Dann setzt im Gegenteil das alte leidige Lied wieder zu einer neuen Strophe an!
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Festival, Filmpolitik, Kulturförderung, Postproduktion, Filmproduktion