GRIP 46

01.05.2012

An die Anfänge kann ich mich gut erinnern

Gratulation zu 30 Jahren Hessisches Film- und Kinobüro

Von Lilo Mangelsdorff

"Es kann was werden", das war eine von vielen sehr unterschiedlichen Antworten, die wir bei einer Mitgliederbefragung zum Filmbüro erhielten - neben Antworten wie: "Kommunikationsort", "Forum für Kritik, Austausch und Anregung" und natürlich auch kritischen Anmerkungen über die Vereinsarbeit. Die Umfrage war Teil der Erarbeitung eines ersten Kataloges der Mitglieder, der einen Einblick in die damalige hessische Filmszene gab. Damals - das war 1986; da existierte das Filmbüro Hessen seit 4 Jahren und zählte damals um die 150 Mitglieder. Einiges war damit auch in Gang gekommen. Die hessische Filmszene war vielseitig und lebendig und erste Vereinbarungen zur kulturellen hessischen Filmförderung waren mit dem Ministerium erzielt worden.

30 Jahre Filmbüro, das sind bei mir einzelne subjektive, lückenhafte Erinnerungen. Damals war ich Studentin an der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach, an der gerade der Studienschwerpunkt Film und AV Medien eingerichtet worden war, und ich wollte etwas mit Film machen. So zog es mich auch zu den Diskussionen, die dann schließlich 1982 zur Gründung des Filmbüros Hessen führten, in dessen Vorstand ich habe dann auch einige Jahre im Vorstand mitgearbeitet habe. Hintergrund des Zusammenschlusses von Filmschaffenden aller Bereiche in Hessen waren die Entwicklungen zunächst in Hamburg und dann in Nordrhein-Westfalen, wo es den dortigen 'Filmbüros' gelungen war, regionale kulturelle Filmförderungen in Selbstverwaltung politisch durchzusetzen. Dieses Ziel hatten wir auch in Hessen. Ich erinnere mich an lange Diskussionen über die Formulierung der Richtlinien zur Filmförderung. Dieter Kosslick, damals beim Hamburger Filmbüro und Rosemarie Schatter vom Filmbüro Nordrhein-Westfalen unterstützten uns in der Öffentlichkeit und mit konkreten Ratschlägen.

Daneben erinnere ich mich aber insbesondere an die vom Filmbüro Hessen initiierte 1. Frankfurter Filmschau im Januar 1984. Dies war damals eine Art Bestandsaufnahme. Wir wollten uns selbst und der Öffentlichkeit zeigen, welches kreative Film-Potential in Hessen angesiedelt ist. Und wir wollten die Kommunikation untereinander stärken durch die Aufführung unserer Filme in der Öffentlichkeit und die damit verbundenen Diskussionen. Diese erste Filmschau hatte den Charme und die Euphorie des Neuanfangs, eine Stimmung, wie sie bei den folgenden Filmschauen trotz Verbesserungen nicht wieder erreicht wurde. Der Filmstandort Hessen hatte sich in einer unerwarteten Vielfalt gezeigt und damit der Forderung nach kultureller Filmförderung eine Basis gegeben.

So fing es an; inzwischen hat sich das Film- und Kinobüro fest etabliert und hat an vielen Stellschrauben gedreht – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Und somit gratuliere ich und wünsche, wenn im Sommer am 23. August eine Jubiläumsfeier am Schwedler See stattfindet, dass es ein Erfolg wird und zu dem beiträgt, weswegen das Filmbüro gegründet worden ist: Kommunikation, Erfahrungsaustausch, Stärkung der hiesigen Filmszene und Verbesserung der existentiellen Rahmenbedingungen.

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Kino, Institution, Festival, Kulturförderung, Filmförderung

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