GRIP 43
01.11.2010
Zentrale Anlaufstelle für Filmproduktionen
Mit Klaus-Jürgen Etzrodt hat Frankfurt erstmals einen Filmbeauftragten benannt. Frankfurts erster Filmbeauftragter Klaus-Jürgen Etzrodt, hat sich viel vorgenommen
Von Dieter Brockmeyer
Frankfurt auf dem Weg zur Filmstadt. Mit Unterstützung des Wirtschaftsdezernenten Markus Frank (CDU) ist erstmalig die Position eines Filmbeauftragten in der Mainmetropole eingerichtet worden, besetzt mit einem Kenner der Szene: Klaus-Jürgen Etzrodt. Vor einem Jahr ist Etzrodt ins Sportamt gewechselt, in die Zuständigkeit des Wirtschaftsdezernats; zuvor aber war er Leiter des Service Centers für Veranstaltungen und damit indirekt auch befaßt mit den Drehgenehmigungen in der Stadt.
Zunächst wird er die Filmaufgabe neben seinen anderen Funktionen im Sportamt bewältigen müssen. „Das ist für die Stadt eine ganz neue Sache, da muss man erst mal sehen, wie es sich entwickelt", urteilt er ganz pragmatisch. Aber er kann sich auf den Rückhalt seines Dezernenten verlassen. Frank hat das Thema Creative Industries erkannt und auf die Agenda der Wirtschaftsförderung gesetzt. Und zumindest in kleinen Schritten hat er angefangen, die Arbeitsbedingungen für die Branche, somit auch für den Film in Frankfurt zu verbessern.
Der neue Filmcommissioner ist ein Typ, wie man ihn sich für diese Aufgabe wünscht, jemand, der die Dinge angeht und auf dessen Wort Verlass ist. In seiner Zeit als Leiter des Service Centers klopften regelmäßig auch Filmproduktion bei ihm an, denen er durch den Ämterdschungel half und mit Tips dienen konnte, wie er nicht ohne Stolz erzählt: "Ein Produzent suchte mal eine Kulisse wie die Bronx für ein Musikvideo, und ich wollte ihn nicht auch noch an den Ben Gurion Ring schicken. Zufällig war ich durch eine Unterführung gekommen, die sah perfekt aus; also empfahl ich diese Ecke. Das Video wurde dann tatsächlich dort gedreht."
Im Moment ist das Angebot des Filmbeauftragten noch im Aufbau, aber spätestens zum Jahresende soll alles stehen. Zentrale Aufgabe ist die Schnittstellenfunktion zwischen den Ämtern der Stadt und den Filmemachern, etwa um Drehgenehmigungen zu beschleunigen oder sonstige Hilfestellungen für Produktionen zu vermitteln. Eingreifen will er nur dann, wenn es wirklich irgendwo hakt. Ansonsten setzt er auf die in Vorbereitung befindliche Webseite, auf der alle Informationen gebündelt werden sollen. „Wenn Not am Mann ist, bin ich natürlich ansprechbar. Im Normalfall aber sollten alle Informationen auf der Webseite stehen und ausreichen, alles problemlos hinzukriegen."
Doch müssen dafür auch in der Stadt die Grundlagen geschaffen werden. Ihm gehe es vor allem darum, in den Ämtern Verständnis zu wecken für die Besonderheiten der Filmproduktion. „In einem Amt versteht erstmal keiner, warum für einen Film von einem Tag auf den anderen eine Straße abgesperrt werden soll, nur weil ein Regisseur abends noch eine Idee hatte. Da prallen Welten aufeinander. Die können aber erklärt werden, und dann geht auch manches, das sonst nicht geht." Sein Credo: Nur wenn man Verständnis füreinander hat, will man auch etwas für den anderen tun.
Ein anderes Ziel ist es, vermehrte Aufmerksamkeit auf die besonderen Motive in der Mainmetropole zu lenken. Von daher sei es durchaus denkbar, dass es in Zukunft wieder Locationtours geben wird, die interessierten Filmemachern an die attraktiven Locations heranführen sollen. Erste Erfahrungen solcher Touren hatte man in der vergangenen Jahren während der Frankfurter Buchmesse gesammelt; damals noch auf Initiative der Wirtschaftsförderung.
Mit der Wirtschaftsförderung und anderen Ämtern, aber auch mit der Filmförderung des Landes will Etzrodt eng zusammenarbeiten, zumal er seine Aufgabe insgesamt recht breit aufgestellt sieht. Er will für Kino- und TV Projekte genauso offen sein wie für Musikvideos und den Werbe- oder Industriefilm. Mittelfristig könnte auch eine Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen anstehen: „Wir haben hier in der Region einen riesigen Vorteil: Alles liegt hier sehr nah zusammen. Wenn ich in einem Mittelalterdorf drehen will, dann haben wir den Hessenpark direkt vor der Tür. Das sind doch Trümpfe, mit denen man wuchern sollte."
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Filmpolitik, Wirtschaftsförderung, Dreharbeiten, Filmproduktion
