GRIP 43

01.11.2010

Als Reporter ist der Chef kaum noch unterwegs

Seit 2000 produziert die Frankfurter Helios Medien GmbH. erfolgreich Industrie- und TV-Filme

Von Daniel Güthert

"Bewegte Bilder sagen mehr als tausend Worte. Bei uns dreht sich alles ums bewegte Bild." Mit diesem Slogan wirbt die Helios Medien Film- und Fernsehproduktion, ein Frankfurter Studio, das sich auf die Herstellung von Industrie- und Imagefilmen spezialisiert hat. Ein eher kleines Unternehmen, wie Gründer und Geschäftsführer Axel Hesse einräumt, das es aber in seiner Effizienz und Kreativität, wie er selbstbewußt ergänzt, auch mit den Großen der Branche wie Scopas, Acam oder screen art aufnehmen könne.

Als der Firmenchef sein Unternehmen vor zehn Jahren startete, geschah dies zunächst ausschließlich als Dienstleister für eine große Werbeagentur, indem er für den Kunden Kamera-Equipment und Schnittpatz vorhielt, während er selbst in Frankfurt und Rhein-Main weiter in seinem angestammten Job als TVReporter unterwegs war. In den USA hatte der studierte Romanist und Anglist 1989 Feuer gefangen für die Arbeit des, wie er sagt, TV-Journalisten nach CNN-Vorbild. So war die Entscheidung klar: Zurück in Deutschland heuerte er als Volontär bei Pro? an und war fortan als gefragter freier Berichterstatter im Einsatz - für den MDR, den hr, auch für RTL-Hessen später und den Kanal Deutsche Bank TV.

Parallel dazu expandierte die junge Firma; die Räumlichkeiten im Gutleutviertel wurden bald zu eng. So zog Hesse Anfang 2006 in die Kommunikationsfabrik an der Schmidstraße und residiert nunmehr in einem modernen Bürogebäude in Rödelheim, vis-a-vis des Wasserturmes, auf 200 Quadratmetern, mit kleinem Tonstudio, Schnitträumen und Büros. Und damit war peu-a-peu auch eine Verschiebung seines Tätigkeitssschwerpunktes erfolgt: weg vom Reporter hin zur Konzeptionierung und Herstellung von Industrie-, Werbe- und Imagefilmen.

An die 100 Produktionen stellt die Helios Medien im Jahr fertig, angefangen von kurzen 30-Sekunden Clips bis hin zu teuren Werbefilmen mit sechstelligen Etats wie beispielsweise den Tourismusfilm "An Hessen führt kein Weg vorbei", der 2009 im Auftrag der Hessen Agentur entstanden ist. Darin wird ein gutes Dutzend reizvoller Reiseziele in Hessen präsentiert, aufwendig fotografiert mit Dolly- und Kranfahrten und etlichen Hubschraubersequenzen. Auch für Schenker oder Axa-Colonia sind vergleichsweise teure Filme angefertigt worden. Aber der Firmeninhaber legt Wert darauf, daß auch Projekte mit sehr viel kleineren Etats mit großer Sorgfalt entwickelt werden. "Unser Anspruch ist," so Hesse, "auch aus kleinen Budgets für unsere Kunden das Maximum herauszuholen." Das Ziel sei dabei, mit innovativen Bildideen und ausgefeilter Bildgestaltung zu punkten.

Um gegen die eingeführten, großen Namen in der Branche bestehen zu können, setzt Hesse gezielt auf den Preiswettbewerb. Angesichts der schlanken Struktur seines Hauses mit acht festen und etwa zwei Dutzend freien Mitarbeitern - je nach Auslastung - sei es ihm möglich, der Kundschaft auch im Preis entgegenzukommen und bei bestimmten Leistungen bis zu 30 Prozent unter den Sätzen der Konkurrenz zu bleiben. Dies gelte gerade auch für den Technikverleih (Kamera, Schnitt), den er seit kurzem als weiteres Standbein mit in den Betrieb aufgenommen hat.

Jenseits des Kerngeschäfts tritt die Helios Medien zudem als einschlägiger Dienstleister mit EB-Kamerateams auf - ohne Einfluß freilich auf die redaktionellen Inhalte - und zählt dabei öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten (ZDF, SWR, MDR) ebenso wie private Sender (RTL, N24 und andere) zu den Kunden. Und gelegentlich kommt es noch vor, daß der Firmenchef wieder selbst als Reporter im Einsatz ist, wie etwa vergangenes Jahr beim Amoklauf in Winninden. Da gehörte er zum Reporter-Pool von N24 mit eigenen Beiträgen, ganz wie ehedem. Aber, so Hesse, das ist die absolute Ausnahme. "Dafür läßt mir die Firma heute eigentlich keine Zeit mehr."

Kategorie: Firmenportrait (GRIP FACE)

Schlagworte: Imagefilm, TV/Rundfunk, Filmproduktion, Crew

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