GRIP 38

01.05.2008

Internationaler Treffpunkt und Publikumsmagnet

Das Forum Film & TV auf der Frankfurter Buchmesse

Von Katharina Werdnik

Die Oscars waren 2008 geprägt von Literaturadaptionen. Die großen Abräumer basierten auf großen Buchvorlagen. „No Country for Old Men" nach einer Novelle von Cormac McCarthy und "There will be Blood" nach einer Novelle von Upton Sinclair. Seit dem Bestehen des Mediums Film wird immer wieder Literatur als Basis für Verfilmungen herangeholt: „Nosferatu", „Faust", „Der blaue Engel", „Vom Winde verweht", „Die Blechtrommel", „Das Parfum" oder ganz aktuell „Der Vorleser", um nur an einige der renommiertesten Literaturverfilmungen zu erinnern.

Ohnehin sind in fast allen filmproduzierenden Ländern rund dreißig Prozent aller Featurefilme literarische Adaptionen. Dies trifft sowohl auf den Kinofilmmarkt als auch auf das Fernsehen zu. Verfilmte Bestseller locken noch immer die Massen. Die Geschichte, die ein Buch erzählt, ist eben rezeptionsgeprüft. Im besten Falle wurde sie bereits hunderttausend Mal oder mehr gelesen und ist in vielen verschiedenen Ländern bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Geschichte auch auf der großen Leinwand funktioniert, ist demzufolge hoch.

Die Filmbranche sucht permanent nach guten Stories und findet sie häufig in der Literatur. Genau diese Tatsache war vor einigen Jahren Anlass für die Frankfurter Buchmesse, eine Plattform für die Begegnung zwischen Film- und Buchbranche zu schaffen, und die heißt "Forum Film & TV". In sogenannten Match’up-Meetings treffen hier die die Rechtehändler von Verlagen oder Agenturen auf Produzenten und Fernsehredakteure. Hier werden große und kleine Geschichten vorgestellt und gehandelt. Nicht selten ergeben sich neue internationale Konstellationen aus diesen Treffen. Da wird schon mal ein deutscher Produzent auf einen französischer Stoff aufmerksam, oder ein deutsche Buchvorlage wird von einem amerikanischen Studio optiert.

Im Laufe der Jahre hat sich das "Forum Film & TV" zu einem branchenübergreifenden und internationalen Treffpunkt entwickelt. Der Dreh- und Angelpunkt ist natürlich das Film Rights Center mit seinen Match’up-Meetings, aber auch das groß angelegte, international besetzte Workshop- und Seminarprogramm und die beiden Kinos sind wichtige Bestandteile des Forums. In den Kinos werden nicht nur Wettbewerbsfilme der jeweils letzten Berlinale präsentiert, auch große US-Filmverleiher wie 20th Century Fox oder Universal zeigen Previews ihrer jüngsten Literaturverfilmungen, häufig in Anwesenheit von Schauspielern und Regisseuren.

Inzwischen hat auch die ARD das Forum für sich entdeckt und ist mit einer Veranstaltungsbühne und Previews von ARD produzierten Verfilmungen präsent. Das deutsche Filmmuseum bestückt ebenfalls seit Jahren eine große Fläche mit außergewöhnlichen Exponaten und Informationen zum Film. Da liegt es gewissermaßen in der Natur der Sache, dass das Forum vermehrt auch zum Publikumsmagneten geworden ist.

So wird auch während der nächsten Buchmesseschau im Oktober das Forum Film & TV wieder internationale Drehscheibe rund um die Literatur und den Film sein. Dies ist natürlich vor allem den Verlagen und ihren Autoren zu verdanken; aber ohne Partner wie die Berlinale, das deutsche Filmmuseum oder Verleihern wie der 20th Century Fox hätte sich das Forum niemals so schnell etablieren können.

*Katharina Werdnik ist Projektleiterin "Forum Film & TV" der Frankfurter Buchmesse

Kategorie: Gastbeitrag (ehemals Selbstdarstellungen von institutioneneigenen Mitarbeitern / ab GRIP 63)

Schlagworte: Filmkultur, Drehbuch

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