GRIP 36
01.05.2007
Eine strukturelle Aufgabe
Was die Film Commission Hessen FrankfurtRheinMain für den Film und Medienstandort leistet
Von Kathrin Ahrens
Das Ziel einer Film Commission ist die Stärkung des Produktionsstandortes. Die Erfahrung zeigt, dass in den Regionen, die sich eine Film Commission leisten, ein deutlich höheres Aufkommen an Dreharbeiten zu verzeichnen ist. Bei den Filmproduktionsfirmen tickt die Uhr und es kommt vor dem Dreh darauf an, möglichst zügig an eine kompetente Beratung und Vermittlung von Ansprechpartnern zu gelangen. Diese Dienstleistungen sind ein essentieller Mehrwert, den eine Film Commission zur Verfügung stellen kann.
In diesem Sinne versteht sich auch die Hessen Film Commission. Sie ist Anlaufstelle für Filmproduktionsfirmen; sie berät und nutzt ihre Mittlerfunktion zwischen Branche und Behörden. Mit branchenspezifischem Marketing bei nationalen wie internationalen Film-Messen und speziellen Promotion Touren, die location hessen organisiert, ist das Frankfurter Büro aktiv beim Anwerben von Filmprojekten eingebunden. Auf der Basis einer kontinuierlich aktualisierten Datenbank bietet die Hessen Film Commission zudem einen umfassenden Informationspool über Drehorte und Filmschaffende der Region.
Weiterhin hält die Film Commission engen Kontakt zu Städten und Gemeinden und betreibt ein vitales regionales Netzwerk. Sie steigert die mediale Präsenz der Region durch koordinierte Pressearbeit und erarbeitet in Workshops mit Behörden, freiberuflichen Loacation Scouts und den verschiedenen Tourismus-Organisationen die Voraussetzungen und die Infrastruktur für die unterschiedlichen Drehorte.
Die Idee zu den Film Commissions entstand in den USA und entwickelte sich dort in den 40er Jahren. Filmproduzenten drehten nicht mehr nur in ihren Studios und mussten feststellen, dass sie mehr und mehr Unterstützung brauchten, nicht nur beim Auffinden geeigneter Drehorte, sondern auch bei Dienstleistungen vor Ort. Unerläßlich wurde immer mehr die Kooperation mit Polizei, Militär, Feuerwehren, Rangern und Behörden. Je mehr die Produzenten begannen über die Grenzen einer üblichen Studio-Filmproduktion hinaus zu denken, desto mehr Städte und Gemeinden richteten sich auf diese Bedürfnisse ein. Eingebunden wurden auch die Industrie- und Handelskammern, Fremdenverkehrs- und Tourismus-Organisationen. Heute gibt es in den USA zig Film Commissions mit professioneller Organisation.
Seit 2003 formieren sich auch mehr und mehr Film Commissions in Deutschland und Europa. In Frankreich gibt es beispielsweise 31 Film Commissions, in Italien 30 und Spanien 20. Die Gründung eines Europäischen Verbandes der Film Commissions, über den fortan die Profilabgleiche und die Vernetzung und Interessenvertretung erfolgen sollen, steht kurz bevor.
In Deutschland gibt es den Verband der deutschen Film Commissions und Location Büros. Die Film Commissions gehören meist zur jeweiligen Filmförderung des Landes. Die Dependance location-hessen gehört seit 2003 dem Verband an und ist, soweit es der Etat erlaubt, aktiv mit den German Film Commissions auf Veranstaltungen, Filmmessen und Märkten vertreten.
Die Film Commission ist per se eine rein strukturelle Fördereinrichtung, die in Ergänzung zur monetären Filmförderung aber ein wichtiges und etabliertes Instrument für die Standortwerbung darstellt. Die monetäre Filmförderung hilft, Produktionen ins Land zu holen. Die Film Commission hilft, die Produktionen, die im Land sind, zufriedenzustellen.
Die Unterstützung vom Land für die Hessen Film Commission ist essentielle Bedingung für den Erfolg. In der augenblickliche Situation ist festzustellen, dass die Politik sich zur Unterstützung bekennt, die Konsequenzen allerdings noch erheblich weiter reichen müssen. Dann könnten die Kräfte effektiver gebündelt werden und viele Abläufe innerhalb der Verwaltungen vereinfacht werden. Sobald diese Unterstützung sichtbar wird, kommen zwangsläufig Produzenten mit ihren Filmvorhaben auch in die Region.
Kategorie: Hintergrundbericht (GRIP FORUM)
Schlagworte: Dreharbeiten, Wirtschaftsförderung, Filmproduktion, Filmförderung, Filmpolitik