GRIP 34

01.02.2006

Wo die Film-Schäflein grasen

Seit fünf Jahren bietet der Verein »Filmweide« in Wiesbaden Ausbildung und Beratung für den Film-Nachwuchs

Von Alexander Scherer

Filmweide – was für ein Name für einen Verein, der sich als Produktionsplattform für den filmischen Nachwuchs in der Rhein-MainRegion versteht. »Aber wir wollten auf amüsante Weise deutlich machen«, so Michael Schäfer, Gründungsmitglied des Vereins, »dass es um Film geht und um Nachwuchsförderung, denn bei Weide muss man doch unweigerlich an kleine Schäflein denken. Oder nicht?«

Angefangen hat die Story 1999 als Michael Schäfer seinen ersten Kurzfilm »Auf- und Abzüge« in Mainz drehte und mit einer Fülle logistischer, juristischer, auch finanzieller Probleme und Risiken konfrontiert war. »Und da ich wusste, dass es vielen Jung-Filmemachern ähnlich geht, beschloss ich, eine Plattform zu bilden, die diese Aufgaben übernimmt beziehungsweise erleichtert.« So gründete er im Jahr 2000 gemeinsam mit Bernd Güntzel-Lingner, Projektleiter der Jungen Filmszene im Bundesverband Jugend und Film (BJF), den Verein, womit auch die nötige rechtliche Grundlage geschaffen war  und zugleich die Möglichkeit eröffnet worden ist (dank der Vereinsgeschäftsordnung), die finanzielle Abwicklung eines Projekts über den Verein laufen lassen zu können. Schnell waren auch die ersten Mitglieder an Bord. Kurze Zeit später stieß Claudia Stump, Medienpädagogin im Medienzentrum Wiesbaden, hinzu, die zusammen mit Michael Schäfer heute zum Leitungsteam von »Filmweide« gehört.

Inzwischen hat der Verein fünf Filme vollständig produziert und bei weitern 20 Filmen als Co-Produzent oder in beratender Funktion mitgewirkt. Etliche dieser Filme liefen bei Festivals in ganz Deutschland und konnten sogar Preise erringen wie »Diesseits der Träume« von Michael Schäfer mit dem Preis für den besten männlichen Darsteller (Michael Sommer).

Doch Filmweide fungiert nicht nur als Produktionsplattform. In Kooperation mit dem BJF und dem Wiesbadener Medienzentrum bietet der Verein auch Seminare an, um professionelles Wissen an junge Menschen weitergeben zu können. Das Spektrum reicht von theoretischen Grundlagen im Bereich Drehbuch und Dramaturgie bis hin zu praktischer Arbeit mit Schauspielern und Grundlagen der 16mm Filmtechnik.

Genauso wichtig ist aber auch der unmittelbare Informationsaustausch. Regelmäßig wird per Internet und Newsletter über Aktuelles informiert. Außerdem trifft sich das Forum jeweils einmal am letzten Donnerstag jeden Monats um in Referaten wichtige Regisseure, aktuelle Projekte oder mitgebrachte Drehbücher der Nachwuchsfilmschaffenden vorzustellen und zu diskutieren. Grundsätzlich steht das Forum für alle Interessierte offen.

Doch trotz des intensiven Engagements solcher Initiativen wie der Filmweide bleibt noch viel für die Nachwuchsförderung zu tun. »Was mir aus meiner Schaffensbrille fehlt«, so Bernd Güntzel-Lingner, »ist eine noch systematischere Organisation des noch unbedarften Nachwuchses, der ja letztendlich den Ausgangspunkt, die Basis einer zukünftigen Spitzenförderung bildet.« Echte Förderung setze überwiegend erst dann ein, wenn die filmischen Youngster ohnehin schon professionelles Niveau erreicht hätten.

So ist zu begrüßen, wenn Bewegung in die verkrustete Ausbildungsszene gerade auch der Rhein-Main-Region kommt, wo man inzwischen mit Einrichtungen wie dem Verein »Filmweide«, ideale »Weidemöglichkeiten« vorfinden kann. Wie weit das letztendlich gehen kann, hängt immer auch vom Engagement der Einzelnen in einem solchen Verein ab. Wer sich davon angesprochen fühlt sollte nicht zögern, sich näher zu informieren und vielleicht sogar eine Mitgliedschaft in Erwägung ziehen

Informationen: www.filmweide.de

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Ausbildung/Weiterbildung/Studium, Nachwuchs, Institution

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