GRIP 34

01.02.2006

Filme sehen lernen

Wie der auf Filmbücher spezialisierte Fachverlag »2001« mit Erfolg auf Neue Medien setzt.

Von Wolf Kunik

Der Versandverlag »Zweitausendeins« hat sich in den letzten Jahren zu einer renommierten Adresse für Filmschaffende gemausert. Rund 30 Titel über Drehbuchschreiben, Kameraführung, Regie, Filmanalyse, Dokumentarfilme, bis hin zur Schauspielerei und der internationalen Filmgeschichte weisen Neulinge und Profis in die Welt vor und hinter der Kamera ein. Viele Titel, wie die Standardwerke von Syd Field oder Christopher Vogler zum Schreiben von Drehbüchern, haben sich sogar zu Klassikern entwickelt.

»Das größte Filmlexikon der Welt« wird nahezu in allen Fachredaktionen als Nachschlagewerk genutzt. Mit seinen Publikationen und DVDs ist der Verlag aus der Filmwelt kaum noch wegzudenken. Gerade erst erschien das Handbuch »Filme machen«, das in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Filmhochschulen entstanden ist. Didaktisch aufgebaute DVDs, wie »Filmgeschichte weltweit« und »Filme sehen lernen«, erweitern das Programm durch neue Methoden interaktiver Wissensvermittlung.

»Angefangen hat alles mit dem Autor Sol Stein und seinem Creative Writing«, so Martin Weinmann, Lektor von »Zweitausendeins«. Anfangs habe man die Software unterschätzt, weil sie so simpel erschienen sei, bis man schließlich die Stärken des Mediums erkannt habe. Allgemeingültige Standardverfahren des Erzählen seien eben auch in der Businesswelt hilfreich, um die Geschichte des eigenen Unternehmens fesselnd darzustellen.

Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des filmspezifischen Programms seien die Bücher zu Dramentechniken und Drehbuchschreiben von Syd Field, die sich über 35.000 Mal verkauft hätten, wie Lektor Ekkehard Kunze erläutert. Gute Geschäftsbeziehungen zu den USA hätten dafür gesorgt, dass immer mehr Fachliteratur namhafter amerikanischer Autoren übersetzt und erfolgreich herausgegeben worden sei.

»Der absolute Hauptpfeiler in unserem Programm ist allerdings das Filmlexikon«, so Weinmann. Ursprünglich war das Filmlexikon beim Rowohlt-Verlag beheimatet, der die Reihe aber wegen der schwierigen Kalkulierbarkeit abgegeben hat. 4000 neue Filmtitel und mehr müssen jährlich erfasst werden. Der redaktionelle Aufwand dafür ist enorm. Für den Verlag »zweistausendeins«, der das Lexikon heute herausgibt, lag die Lösung in einer Datenbank, die über das Internet abrufbar ist und alle 14 Tage aktualisiert wird und damit das Nachschlagewerk kontinuierlich auf dem neuesten Stand hält. Mit dem Kauf des Buches erwirbt der Käufer somit das Recht, für ein Jahr auf diese Datenbank zuzugreifen. Und Martin Weinmann ist positiv überrascht, wieviele Nutzer nach Ablauf des Jahres, ihren Vertrag – gegen Gebühr – verlängern. Jetzt ist sogar ein Ergänzungsband in Planung. Er soll die Jahre 2002 bis 2006 umfassen.

Geprägt wird die Programmgestaltung des Verlages derzeit durch zwei Trends: mehr heimische Autoren und verstärkten Einsatz neuer Medien. In der Bestrebung, eine eigene deutsche Lehrbuchkultur aufzubauen, sollen für die neuen Ausgaben deutsche Autoren bemüht werden. So arbeitet beispielsweise Joachim Hammann zusammen mit dem Lektorat an einer Fortsetzung zu dem Klassiker »Die Odyssee des Drehbuchschreibers« von Cristopher Vogler. In diesem neuen Werk soll die europäische Sicht zu diesem Thema im Vordergrund stehen. Und Dorothea Neukirchen hat mit ihrem Buch »Schauspieler vor der Kamera. Handbuch für Camera-Acting« auch einen Beitrag in dieser Richtung geleistet. Auch das umfassende Handbuch zu allen Bereichen der modernen Filmproduktion »Filme machen« reiht sich in diese neue Linie ein.

Dass man über Filme nicht nur lesen und reden, sondern sie auch sehen will, liegt nahe. In Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig ist das DVD-Projekt »Filme sehen lernen« entstanden. Anhand von Filmbeispielen kann der Betrachter Grundlagen über Kameraeinstellungen, Kamerabewegungen und Schnitttechniken erlernen.

Ein positives Beispiel für interaktives Lehrmaterial, das durch einen überraschenden Erfolg belohnt worden ist: Die DVD, im Februar 2005 erstmals erschienen, liegt inzwischen in der vierten Auflage vor.

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Filmtheorie/Filmwissenschaft, Filmkultur

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