GRIP 11

01.07.1995

Sehr zufrieden!

Ein Gespräch mit dem Chief Executive der Reed Midem Organisation, Xavier Roi, über Diversifikation und die Zukunft des internationalen Standorts für Medienmessen, Cannes, sowie die Zukunft der Organisation in Europa, in Asien und anderswo.

Von Dieter Brockmeyer

Sie sind bekannt für Ihre internationalen Medienmessen in Cannes. Jetzt haben Sie die Immobilienfachmesse MIPIM erfolgreich etabliert und starten nun die MAPIC. Wie paßt das in ihr Konzept?

Seit mehr als 30 Jahren war unser Konzept, Entscheidungsträger auf höchstem Niveau zum Informationsaustausch zusammenzubringen oder neue Partnerschaften zusammenzubringen. Dabei ist es völlig gleich, um welchen Markt es sich dabei handelt. Was das Format angeht, so baut sich etwa die MIPIM genauso auf, wie die anderen RMO-Messen. Wir haben also geschaut, wo ein Bedarf war. Unsere Forschungen ergaben, daß es nirgends eine solche Kontaktbörse auf internationalem Niveau gab. Daß wir damit Recht hatten, sehen Sie schon daran, daß wir mit der MIPIM auch während der weltweiten Immobilienkrise weiter an Boden gewinnen konnten.

Trotzdem Kommunikationsmessen sind nach wie vor Ihr Kerngeschäft. Jetzt haben Sie die MIP-TV und MIPIM nach Asien exportiert. Sind Sie damit bisher zufrieden?

In der Tat, sehr zufrieden! Der äußerst dynamische Markt in Asien war der Hauptgrund für unser Engagement. Da etwa 50 Prozent der regionalen Bevölkerung, also etwa zwei Milliarden Menschen, unter 25 Jahre alt sind, ist die Nachfrage nach Musik oder ganz allgemein nach Unterhaltungsmöglichkeiten immens. Von daher haben wir MIP-ASIA und MIPIM-ASIA in direkter Absprache mit den Bedürfnissen der Industrie konzipiert. So war die erste MIP-ASIA auch ein großer Erfolg mit etwa 3. 000 asiatischen und westlichen Fachbesuchern und 378 Ausstellern aus 33 Ländern. 72 Prozent davon hatten noch nie an irgend einer MIP teilgenommen. Da war ganz offensichtlich ein Bedarf für ein solches Treffen. Für die MIPIM-ASIA sind jetzt - Ende April - schon fast ausgebucht, also fast die ganze Kapazität.

Aber einige westliche Aussteller der MIP-ASIA sollen gar nicht zufrieden gewesen sein, und wollen das nächste Mal nur noch als Besucher teilnehmen.

Sie werden es mir nicht übel nehmen, wenn ich Ihnen hier widerspreche. Natürlich, nach einer solchen Veranstaltung kann es immer nötig sein, Angebote für unsere Teilnehmer zu erweitern, zu verwerfen oder zu optimieren. Wir sind immer offen für den Fortschritt und natürlich auch für Verbesserungen. Sie können aber sicher sein, die Aussteller des letzten Jahres werden Ende November alle wieder dabei sein.

Gibt es noch andere Marktplätze, auf die Sie zielen?

Für den Moment wollen wir das Erreichte erst einmal kon- 15 solidieren. Unser Multimedia-Markt in Cannes, MILIA, ist erst zwei Jahre alt und braucht noch unsere ganze Aufmerksamkeit. Und der asiatische Markt ist so komplex, daß wir unsere Messen dort erst einmal sichern müssen. Sicher, unser Ziel ist es, Nischen für zukünftige Veranstaltungen zu finden und zu expandieren. So könnte es durchaus passieren, daß wir in der nahen Zukunft entweder neue Messen in anderen Teilen der Welt starten; für den Moment aber ist die Frage für uns nicht aktuell.

Sie sehen Cannes als den internationalen Marktplatz. Ist es da nicht kontraproduktiv, zusätzlich noch andere Orte zu etablieren?

Auch hier muß ich Ihnen widersprechen. Wir haben sogar die Erfahrung gemacht, daß viele der Besucher die erstmals in Hongkong waren, nun auch in Cannes teilnehmen wollen. Wir stärken also vielmehr den Marktplatz Cannes.

Wo will RMO im Jahr 2005 sein?

Wir sind darauf spezialisiert, internationale Fachmessen zu organisieren und zu kreieren. Ich hoffe, daß das so bleiben wird und wir vor diesem Zeitpunkt eine neue Messe starten, bei der wir unseren savoir-faire und unseren kulturellen Ansatz beibehalten wollen. 

Das Gespräch führte Dieter Brockmeyer

Kategorie: Interview

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