GRIP 05

01.03.1993

Editorial GRIP 05

GET A GRIP ON IT!

Von Redaktion

Mit dieser fünften Ausgabe geht GRIP nun ins zweite Jahr. Mittlerweile gibt es eine immer stärkere positive Resonanz, GRIP hat sich allmählich etabliert. Damit haben wir ein ganz wesentliches Ziel erst einmal erreicht, nämlich dem Filmbüro und dem Filmhaus eine Möglichkeit zu geben, über Veranstaltungen hinaus in der Öffentlich­keit präsent zu sein. Dennoch ist GRIP nach wie vor keine Filmzeitschrift im klas­sischen Sinne, sondern in erster Linie Forum für Äußerungen und Ereignisse, die viel­ leicht auch nicht einmal unmittelbar mit den Aktivitäten von Filmbüro und Filmhaus zusammenhängen müssen. Viel wichtiger ist es, die Filmszene, deren Existenz bis­ lang ja immer erst noch argumentativ belegt werden mußte, selbst zu Wort kommen zu lassen, sichtbar zu machen. Hier sei übrigens auch betont, daß natür­lich alle Beiträge die Meinung und Ansich­ten von Personen darstellen, die dies ¡a auch mit ihrem Namen kennzeichnen. Es muß dabei nicht immer mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.
In Zukunft wollen wir vor allem den Informationsteil noch weiter ausbauen. Filmemacher und Produktionen sollen ihre laufenden Projekte darstellen können, wie dies schon einmal recht gelungen in GRIP 3 ausprobiert wurde. Ebenso wird es eine feste Rubrik geben, in der die neuen Ausgaben diverser Filmzeitschriften mit Themen und Autoren vorgestellt werden. Und wir wollen unseren Blick doch endlich auch erweitern in Richtung Darmstadt, Wiesbaden, Kassel und wo im Land noch alles Film gemacht und gezeigt wird. Dieses ist nicht zuletzt auch eine Reaktion auf die Tatsache, daß das Filmbüro insbe­sondere verstärkt Zuwachs aus dieser so­ genannten Provinz bekommt. 1993 wird sicher ein Jahr ziemlich schwie­riger und spannender Veränderungen. Den Auftakt macht eine ordentliche Anhörung vor dem hessischen Landtag am 27. April. Hier werden sich die Abge­ordneten über Möglichkeiten und Perspek­tiven der Filmförderung erkundigen. Das Filmbüro nimmt dies zum Anlaß, endlich mal auch in Wiesbaden hessische Filme zu zeigen (siehe Info auf Seite )!
Und - das Filmhaus Frankfurt zieht um. Dazu hat Ernst Szebedits mehr auf der folgenden Seite geschrieben. Aber eines ist klar: Der Umzug des Filmhauses aus der Kaiserstraße in die Hamburger Allee ist die Reaktion auf die finanzielle Krise der Stadt Frankfurt, die eine 'große' Lö­sung absehbar nicht leisten kann, und dem Rückzug von Herrn Lunkewitz. Trau­rig nehmen wir Abschied von einer Utopie Bosch-Fabrik. Aber zumindestens bleibt die Bosch-Fabrik als kulturell wertvoller Bestandteil Frankfurts in Funktion. Bernd Lunkewitz hat die Zeichen der Zeit erkannt und schafft die Avantgarde von Übermorgen: Die Bosch-Fabrik wir zur Zeit als Autogarage genutzt (sicl).
Nun hat die Hamburger Alle als Über­gangslösung - und das ist sie natürlich - den Vorteil, kurzfristig verwirklicht zu werden, und, wenn alles gut geht, werden Filmbüro und Filmförderung demnächst nachziehen können. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu engerer Kooperation, in deren Verlauf gemeinsam die Arbeit professionalisiert werden sollen.
In diesem Heft fehlen zwei bekannte Rubriken: Der Sportreporter Oswalt, um dessen Verbleib wir uns allmählich ernste Sorgen machen und das Politikerportrait. Angesichts der Kommunalwahlen, die während der Redaktionsarbeit im Gange waren, haben wir diesmal darauf verzichtet.
Und nun zum Schluß noch die letzte Nachricht, die uns per Computerfax er­ reicht hat: Die hessischen Staatstheater und Bühnen verzichten im Zuge der verschärften Spar­maßnahmen ab sofort auf eigene Inszenierungen. Die kleinen Bühnen wer­ den geschlossen, die größeren technisch gut ausgestatteten Theater werden ab sofort ausschließlich von amerikanischen Tourneetheatern oder großen Theater­unternehmern mit attraktiven Ausstat­tungsstücken wie z.B . "Das Phantom der Oper" bespielt. Die Theater können endlich ohne Subventionen auskommen. Dem gesamten künstlerischen Stab wird gekün­digt. Freie Autoren, Regisseure, Bühnen­bildner, Dirigenten, Sänger, Musiker, Schauspieler müssen sich nach anderen Einkünften umsehen. Nur die für die Aufrechterhaltung des technischen Betrie­bes unbedingt notwendigen Pförtner Haus­ meister, Klomänner- bez. frauen, Be­leuchter, Bühnentechniker, Karten­verkäufer, Garderobenfrauen und Ver­walter werden übernommen.
Damit kann das beim Einsparen von Sub­ventionen so überaus erfolgreiche Kinotheater-Modell nun endlich auch auf den zweiten Kulturträger, die Theater- und Opern- Bühnen, übertragen werden. Der erfolgreichen Abwicklung des Kulturbe­triebes Theater werden voraussichtlich le­diglich einige Aufschreie in den Feuilletons entgegenstehen. Der großen Masse der Wähler wird ein solches Verfahren laut Umfragen einiger Institute nach einer Zeit der Umgewöhnung nur recht sein.

Also: Packen wir's an!

Die Redaktion

Kategorie: Editorial

Schlagworte: GRIP, Filmhaus Frankfurt

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