GRIP 05

01.03.1993

Die Filmhaus-Geschäftsstelle zieht um!

Die Bosch-Fabrik steht, wie bekannt, für das geplante Filmhaus/ Medienzentrum nicht mehr zur Disposition. Herr Lunkewitz hat sein Angebot zurückgezogen und die Bosch-Fabrik inzwischen anderweitig vermietet. Verhandlungen mit den Vermietern der "Adler - Werke" als möglicher Alternative gestalten sich schwierig; die Miete ist zu hoch, Kinos sind dort nicht einzubauen und ein Einzug ist nicht vor 1995/96 zu erwarten.

Von Ernst Szebedits

Eine vom Filmhaus am 09.02.93 in der Schirn durchgeführte Podiumsdiskussion mit den kulturpolitischen Vertretern der verschiedenen Parteien (SPD, GRÜNE, CDU, FDP) hat deutlich gemacht, daß ein Medienzentrum/Filmhaus, wie für die Bosch-Fabrik konzipiert, von SPD und Grünen weiterhin unterstützt wird. Deut­lich wurde aber auch, daß ein Filmhaus/ Medienzentrum nur in der konzipierten Form zu realisieren sein wird, d. h. in Zusammenarbeit mit privaten Firmen der Film- und Fernsehbranche. Hier bedarf es also weiter kontinuierlicher Arbeit, um das Filmhaus zu realisieren. Und: die Suche nach einem entsprechen­den Gebäude geht weiter.
Die Geschäftsstelle in der Kaiserstr. 39 ist und bleibt eine Notlösung. Weder ist durch die räumliche Situation ein konzen­triertes Arbeiten möglich, noch ist diese für Publikumsverkehr geeignet (Informati­on, Kontakte, Zentrum). Daneben besteht keine Möglichkeit, Seminare/Veranstaltungen in eigenen Räumen durchzufüh­ren, d. h. wir müssen jeweils Räume an­ mieten. Ein öffentlicher Ort kann so nicht entstehen!
Ein kleiner Schritt ist auch ein Schritt-wenn er denn nach vorne geht! Einen kleinen Schritt werden wir nun tun. Unsere Suche nach geeigneten Räumlich­keiten als Übergangslösung hat dazu ge­führt, daß wir ein Angebot aus der Hamburger Allee 45 erhalten haben. Mit Un­terstützung von TVT/Cine Team war es möglich, dort für das Filmhaus neue und bessere Räume anzumieten. Der Umzug ist für Ende März geplant, nachdem die Umbauarbeiten abgeschlossen sind. Ein Umzug in die Hamburger Allee bietet zumindest eine Verbesserung der derzeitigen Situation:
-räumlich steht dort mehr, bzw. sinnvoll nutzbarer Platz zur Verfügung (2 Büroräume, 1 Seminarraum, 1 Schneide­raum), abgeschlossen mit eigenem Zu­gang, -Einbindung in ein "Medienzentrum" Ham­burger Allee als öffentlicher Ort, mit Film- und Fernsehproduktionen, Filmverleih, Kino, Restaurant etc. -Kooperationsmöglichkeiten (Studio und Schneideraum bei TVT, technisches Equipment, Kino); eigener Seminarraum, d. h. wir können diverse Veranstaltungen im "eigenen" Hause durchführen, was zu einer stärkeren Identifikation mit dem Filmhaus als öffentlichem Ort führen sollte (Seminare, Publikumsverkehr, Events, Be­wirtung etc. ). -den Mitgliedern steht damit ein Ort/Raum (Vorraum/Seminarraum) zur Verfügung, der öffentlich ist, ausgestattet mit Sichtungsmöglichkeiten von Video und 16mm; Fachliteratur und eine kleine Bi­bliothek können während der Bürozeiten genutzt werden.

Insgesamt wird der Charakter des Filmhauses als öffentlicher Ort durch ei­nen Umzug in die Hamburger Allee stär­ker betont werden, die Arbeits- und Produktionsbedingungen sind effizienter und die Wirkung als "Zentrum" einer Filmszene könnte zumindest in Ansätzen erreicht werden. Dies hat natürlich seinen Preis, d. h. die Mietkosten werden etwas höher sein als bisher. Auch aus diesem Grunde suchen wir, und hoffen auf die Hilfe der Mitglieder, ganz massiv Fördermitglieder, die die Arbeit des Filmhauses auch finanziell unterstüt­zen. Über die Fördermitgliedschaft wird zugleich eine breitere Kooperation mit Firmen und Institutionen der Film- und Medienbranche angestrebt.
Da es in verschiedenen Gesprächen zu teilweise irrtümlichen Vorstellungen kam, muß es an dieser Stelle nochmals deutlich ausgesprochen werden: die Filmhaus - Geschäftsstelle zieht um in andere Räume! Damit ist weder das angestrebte Ziel, ein Filmhaus/Medienzentrum, erreicht, noch wird die Idee dieser notwendigen Einrichtung damit aufgegeben. Zentrale Aufgabe bleibt es weiterhin, das Konzept Filmhaus in entsprechenden Räumlichkei­ten zu realisieren - gemeinsam mit den verschiedenen Einrichtungen der kulturel­len Filmarbeit in Frankfurt.

Zum Schluß noch einige Hinweise:
im April wird die nächste Mitglieder­versammlung stattfinden - in der Hambur­ger Alle 45. Hierzu werden Sie rechtzeitig die Einladungen erhalten.
Unser Programm erscheint seit Februar monatlich als Anzeige im Strandgut. Das bisherige Verfahren, unser vierteljährli­ches Programm über einen Verteiler zu verschicken, der inzwischen auf über 700 Adressen angewachsen ist, wird so nicht fortgesetzt, auch aus Kostengründen.
Das Programm erscheint in der Zeitschrift GRIP, welche über den gleichen Verteiler, incl. Filmbüro Hessen, verschickt wird.
Dies ist möglich, da inzwischen gewährleistet ist, daß die Zeitschrift rechtzeitig zu den für das Programm des Filmhauses notwendigen Terminen erscheint.
Begrüßen möchten wir an dieser Stelle zwei Institutionen, die wir als Firmen­mitglieder gewinnen konnten: die "Ev. Akademie Arnoldshain", einem Fachpublikum bekannt durch die "Arnoldshainer Filmgespräche" und das "Gemeinschaftswerk der evange­lischen Publizistik", vertreten durch Karsten Visarius (Filmkritiker), Leiter des Referats Film- und AV-Medien. Filmhaus und "GEP" bereiten zur Zeit gemeinsam ein für November geplantes "Forum des europäischen Films" vor.
Nachbemerkung: es ist erstaunlich festzu­stellen, daß zu einer Podiumsdiskussion des Filmhauses Frankfurt mit dem Thema "Kulturpolitik in Frankfurt - Film und Medien" sehr wenig Mitglieder des Filmhauses bzw. der Filmszene erschei­nen und damit eine Möglichkeit, Präsenz und Dringlichkeit zu signalisieren, versäu­men. Es wäre interessant, die Gründe hierfür zu erfahren!?

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Filmhaus Frankfurt, Filmkultur

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