GRIP 04

01.12.1992

Editorial GRIP 04

Get A GRIP On lt!

Von Redaktion

Erst einmal wünschen wir allen ein gutes und erfolgreiches Neues Jahr! Allerdings, so gut hat 1993 in vielfacher Hinsicht gar nicht angefangen. Was die hessische Filmszene betrifft, so haben wir einen Verlust zu melden: das APOLLO-Kino in Altenstadt hat geschlossen. Vorläufig, so sagt die Betreiberin Karin Rogalski, um Druck auf die Politiker auszuüben. Denn aus eigener Kraft kann Karin Rogalski das Kino nicht mehr erhalten. Wobei es schon fast an ein Wunder grenzt und zu­ mindestens ein gehöriges Engagement ahnen läßt, daß das APOLLO überhaupt bis jetzt spielen konnte.
Mit dem APOLLO geht wieder ein Programmkino mehr zu Ende. Zwar wird allenthalben der Erhalt der Programmkinos und Kinos auf dem Land beschworen, - so wird in diesem Jahr die Filmförderung um 100. 000 Mark erhöht, um Kinos auf dem Land zu unterstützen. Da wundert es ei­gentlich doch umso mehr, daß man sich seit Jahren in Frankfurt um das Studenten­kino CAMERA streiten muß. Die Entschei­dung hängt im wahrsten Sinne des Wor­tes zwischen Universität und dem Land Hessen. Offensichtlich wird eine zügige Lösung weniger durch formale Probleme behindert, als vielmehr durch den Einfluß von Personen, die ihr Interessen nicht öffentlich äußern. Das ist nicht nur eine Zumutung für den Verein pupille + Schöne Neue Welt, der ein Konzept zum Betrei­ben der CAMERA als Kino vorgelegt hat, sondern auch für das neue Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaf­ten.
So beginnen wir diesmal GRIP auch mit einer kleinen Text-Collage, die das Phänomen aus unterschiedlichen Positionen be­leuchtet; das Konzept von pupille + Schöne Neue Welt, die Pressemitteilung des Dezernats für Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt anläßlich der Kinopreisverleihung und vier Fragen an Wolf Dietrich von Verschuer, die er auch beantwortet hat. 

Das Filmbüro Hessen wird im Jahr 2002 zwanzig Jahre alt sein; vorab konnte während der letzten Filmschau schon mal des zehnten Jahrestages der Gründung erinnert werden. Vor allem Anlaß, ein wenig zu resümieren. So sind zwar die drei wichtigsten Forderungen, die seiner­zeit zur Gründung des Filmbüros erhoben wurden, erfüllt: Eine hessische kulturelle Filmförderung, ein Frankfurter Filmhaus und ein regelmäßiges Filmfestival in Form der Frankfurter Filmschau. Aber die Arbeitssituation für Filmschaffende hier in Hessen hat sich dadurch nur wenig verändert, sprich, verbessert. Vor allem die Mittel der Förderung sind zu knapp bemessen und das Frankfurter Filmhaus ist auf absehba­re Zeit ein Provisorium. Doch die öffentli­che Präsenz des Filmhauses, das seit eini­ger Zeit eine enorme Aktivität entfaltet, bleibt nicht ohne Rückwirkung. Allmählich scheint sich die Vorstellung, das Hessen, respektive Frankfurt und Film vielleicht doch keine naturgegebenen Gegensätze bilden, durchzusetzen. Von einer solchen Erkenntnis wird auch die Arbeit des Filmbüros profitieren und hoffentlich kön­nen wir schon vor der Jahrtausendwende deutliche Verbesserungen, besonders in Hinblick auf die Filmförderung, vermer­ken.
Auch in Zeiten der vielbeschworenen Re­zession ist das der gute Vorsatz für's neue Jahr,

in diesem Sinne,
die Redaktion

P.S.: Zahlreiche Leser werden in dieser Ausgabe die beliebte Kolumne 'Welt des Sports' unseres Sportberichterstatters Oswalt schmerzlich vermissen. Die Nach­richt, daß Dragoslav Stepanovic die Frank­furter Eintracht verläßt hat ihn so getroffen, daß er vorübergehend schreibunfähig wurde. Aber bekanntermaßen ist der Ball rund, so daß wir fest darauf hoffen, in der nächsten GRIP-Ausgabe wieder gemeinsam mit Oswalt einen Blick in die Welt des Sports tun zu können. Von hier aus rufen wir deshalb - nicht ganz uneigennützig - Oswalt zu: Kopf hoch - es wird schon wieder!

Kategorie: Editorial

Schlagworte: GRIP, Filmhaus Frankfurt, Kino, Institution, Filmpolitik

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