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24.03.2023

Die Frankfurter Festhalle: Ein Ort der Erinnerung?
Filmvorführungen, Lesung und Diskussion im Kino Cínéma

Die Debatte um den untersagten Auftritt des Musikers Roger Waters in Frankfurt am Main nehmen das Filmhaus Frankfurt und die Deutsch-Israelische Gesellschaft zum Anlass, den Blick auf den avisierten Veranstaltungsort zu richten: Die Frankfurter Festhalle, die während der Novemberpogrome 1938 als Sammelstelle für tausende Juden diente, die von dort in die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau deportiert wurden.
Um über die historischen Bezüge des Gebäudes zu informieren und aufzuklären, wird am Sonntag, 16. April um 11 Uhr im kooperierenden Cinéma Kino (Roßmarkt 7, 60311 Frankfurt) der Dokumentarfilm „Julius Meyer. November 1938“ (D 2018/2019, 25 Min.) des Frankfurter Filmemachers Heiko Arendt gezeigt, der zeitgenössische Bilder mit Schilderungen des Rechtsanwalts Dr. Julius Meyer montiert, der das demütigende und grausame Geschehen schriftlich dokumentierte.
Zuvor wird der bekannte Sprecher Jochen Nix Passagen des Originaltextes von Julius Meyer lesen, die im Film nicht vorkommen. Ebenso wird der historische Dokumentarfilm „Rundgang durch die "ILA" in Frankfurt a/M“ (D 1909, 9 Min.) mit Bildern der im Jahr 1909 eingeweihten Halle kurz nach ihrer Fertigstellung zu sehen sein.
Im Anschluss an das Programm diskutieren Nadine Docktor, Vermittlung und Transfer am Fritz Bauer Institut, und Heiko Arendt, Filmemacher aus Frankfurt, über die Relevanz und Verantwortung einer nachhaltigen Auseinandersetzung mit Tatorten nazistischer Verbrechen. Moderiert wird die Veranstaltung von Simon Arnold, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt.


Tickets sind beim Cinéma Kino erhältlich, online allerdings nur zum vollen Preis. Ermäßigte Tickets gibt es zu den normalen Öffnungszeiten an den Kassen aller Arthouse Kinos (Cinéma, Harmonie, Eldorado). Telefonische Reservierung ist leider nicht möglich. 

Filmbeschreibung „Julius Meyer. November 1938“:
Der Film widmet sich der Verhaftung von Rechtsanwalt und Notar Dr. Julius Meyer während der November-Pogrome 1938 in Frankfurt. Darüber legte Meyer 1940 schriftlich Zeugnis ab. In dem Bericht erzählt er von der willkürlichen Festnahme in seiner Wohnung, der Busfahrt zur Festhalle, den Schikanen und Demütigungen an diesem gefängnisgleichen Sammelplatz bis hin zum Transfer an den Südbahnhof. Von dort fuhren die Züge mit etwa 3.000 als Juden verfolgten Frankfurtern im Alter von meist 18 bis 60 Jahren in die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau ab. Gesprochen wird der Text von Jochen Nix.

Filmbeschreibung „Rundgang durch die "ILA" in Frankfurt a/M“:
Dieses Dokument über Angebot und Atmosphäre der für Frankfurt und die Luftfahrt bedeutenden Internationalen Luftschifffahrt-Ausstellung im Jahr 1909 enthält Aufnahmen der frisch eingeweihten Festhalle.

Beteiligte Personen:
Nadine Docktor
arbeitet als abgeordnete Lehrerin am Fritz Bauer Institut im Bereich Vermittlung und Transfer. Sie berät und unterstützt Lehrkräfte und Multiplikator:innen bei der Vermittlung der Themen Nationalsozialismus, Holocaust und des Erinnerns und entwickelt Materialien für unterschiedliche Bildungsangebote wie Workshops oder Führungen.
Heiko Arendt
Filmemacher und Fotograf, in Frankfurt
Jochen Nix
Schauspieler und Sprecher in Frankfurt
Moderation: Simon Arnold, Diplom-Psychologe und psychoanalytischer Berater, koordiniert das Forschungsprojekt zu „Antisemitismuserfahrung in der Dritten Generation“ am Sigmund-Freud-Institut.

Die Veranstaltung wird unterstützt vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main.