Filmland Hessen 2 / 2010

01.11.2010

Zwei verlorene Seelen in Deutschland

Der israelische Regisseur Eran Riklis drehte in Wiesbaden und Frankfurt „Playoff"

Von Harald Zander

Er steht kettenrauchend am Spielfeldrand und beobachtet voller Leidenschaft seine Mannschaft. So erinnern sich ehemalige Teammitglieder an den legendären israelischen Basketballtrainer Ralph Klein (1931 - 2008). Und so spielt ihn auch Hollywoodstar Danny Huston in „Playoff" unter der Regie von Eran Riklis („Lemon Tree"). Klein war für die Israelis in den siebziger Jahren ein Nationalheld. Er machte die Basketballer von Maccabi Tel Aviv zum Europameister. Doch dann geschieht das Unglaubliche. Der gebürtige Berliner, dessen Vater in Auschwitz ermordet wurde, kehrt auf dem Höhepunkt seiner Karriere nach Deutschland zurück und wird Trainer der damals völlig bedeutungslosen, westdeutschen Nationalmannschaft. Für die Israelis ein absoluter Schock. 

Mit dieser umstrittenen, neuen Trainerrolle beginnt der Film „Playoff". Sein Protagonist heißt hier jedoch Max Stoller, was dem Drehbuch gewisse künstlerische Freiheiten erlaubt. Schließlich ist der Basketball nur Hintergrund für eine ganz andere Geschichte. Stoller begibt sich in Frankfurt auf die Suche nach einem traumatischen Erlebnis mit seinem Vater und trifft dabei auf eine türkische Immigrantin und deren Tochter. Für Regisseur Riklis ist es „die Geschichte zweier verlorener Seelen." Die eine sucht in Deutschland ihre Vergangenheit, die andere ihre Zukunft. Und zugleich geht es um die Gegenwart, um das Verhältnis zwischen Israel und Deutschland. ' 

Optimale Bedingungen für die Dreharbeiten 

„Playoff" ist eine Coproduktion von Egoli Tosseil Film, Fidelite Films (Frankreich) und Topia Communications (Israel) mit Unterstützung von Hessen Invest Film, Eurimages, Deutscher Filmförderfonds (DFFF), Filmförderung Baden-Württemberg (MFG) und der Filmförderungsanstalt (FFA) sowie dem deutsch-französischen Abkommen und dem Rabinovitz Fond (Tel Aviv). Zur Besetzung gehören neben Danny Huston, die Französin Amira Casar und die Deutschen Hanns Zischler, Max Riemelt, Mark Waschke und Irm Hermann. Zu dem Gesamtbudget von 5,3 Millionen Euro hat Hessen allein eine Million Euro beigesteuert, die hier höchstmögliche Fördersumme. Eran Riklis drehte zum ersten Mal in Deutschland. Besonders beeindruckt war er dabei von den hessischen Gegensätzen, von „der Intensität Frankfurts einerseits und der Ruhe Wiesbadens andererseits". Auch war er überrascht, wie leicht es gewesen sei, Straßen oder Brücken für die Dreharbeiten zu sperren. „Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt." Unabhängig von den Außenaufnahmen in Frankfurt und Wiesbaden ist vor allem in den Wiesbadener Rhein-Main-Hallen gedreht worden, wo beispielsweise alle Basketball-Sequenzen entstanden sind. Hier fand man noch den für die achtziger Jahre typischen Parkettboden, den heutige Basketball-Arenen nicht mehr besitzen. Und die Produktion nutzte auch sonst alle technischen Möglichkeiten, die Hessen anbieten kann, angefangen vom Kopierwerk der ABC Taunus Film bis hin zur Tonbearbeitung bei Fundamental. 

Mit Blick auf den Oscar 

Für den Produzenten Jens Meurer (Egoli Tossell) ist Eran Riklis der ideale Regisseur. „Er blickt mit israelischen Augen auf Deutschland, so wie auch die Hauptfigur. Und die Mischung von einem bekannten Star und einem tollen deutschen Ensemble, ich glaube, dass sich das auch international sehen lassen kann." Dabei schielt Meurer schon ein bisschen auf eine mögliche Oscar-Nominierung, denn „Playoff" wird größtenteils in englisch gedreht. „Wir kommen also nicht in die Kategorie .Fremdsprachiger Film', sondern sind normal dabei. So wie mit unserem deutschen Film .Ein russischer Sommer', der zwei Nominierungen erhielt. Und ich denke, dass diese Geschichte auch für ein amerikanisches Publikum interessant ist." Der Weltvertrieb von „Playoff" wird bei Wild Bunch liegen, die den Film auch in Deutschland verleihen. Die Premiere soll nächstes Jahr auf der Berlinale oder in Cannes stattfinden. 

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Filmemacher*in, Dreharbeiten, Filmproduktion, Filmförderung, Spielfilm

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