Filmland Hessen 2 / 2010

01.11.2010

Dialogstifter par excellence

Feierliche Emeritierung des Marburger Medienwissenschaftlers Karl Prümm

Von Anja Henningsmeyer* und Daniel Güthert

Sechs Redner würdigten in einer Feierstunde im Juli Karl Prümm, den scheidenden Lehrstuhlinhaber für Medienwissenschaft der Marburger Philipps-Universität - und dabei konnten die Elogen nur ausschnittsweise streifen, was dieser renommierte Hochschullehrer in den vierzig Jahren seiner Laufbahn alles bewirkt, angestoßen und erreicht hat. Mit der Emeritierung von Karl Prümm verlieren die Universität, aber auch die Stadt Marburg und das Land Hessen einen mindestens so beliebten wie wirkungsvollen Professor der Literatur- und Medienwissenschaften. Wenn es nach langem Ringen gelungen ist, die hessische Film- und Medienakademie (hFMA) endlich ins Leben zu rufen, dann war es zu weiten Teilen auch sein Verdienst. Zusammen mit drei weiteren Professoren verschiedener hessischer Hochschulen setzte sich Prümm schon 1997 in einem Brief an die damalige Ministerin Christine Hohmann-Dennhardt (SPD) für einen Hochschulverbund ein, der die dezentrale Ausbildung der Film- und Medienschaffenden in Hessen durch Verbundprojekte verbessern sollte. Als es nach zehn Jahren soweit war, dass die Idee der hFMA durch den damaligen Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) in die Tat umgesetzt wurde, gehörte er zu den Gründungsvätern. Bis zuletzt wirkte Prümm als ein zugewandtes und konstruktives Mitglied in den beiden Leitungsgremien der hFMA. Man lernte ihn schnell als einen humanistisch geprägten Menschen schätzen, der es stets verstand, Kritikfähigkeit mit kultiviertem Umgang in Einklang zu bringen. Prümms Projekte entstanden direkt aus der Natur der Sache mit dem Ziel, über die Lehre hinaus in die Praxis zu weisen: speziell die von ihm 1997 gegründeten Marburger Kameragespräche mit dem Marburger Kamerapreis sind ein beispielhaftes Zeugnis dafür, rückt doch diese Veranstaltung die weitgehend übersehene Leistung der Kameraleute - als die eigentlich Bildschaffenden - verdient ins Licht. So kommt seither die europäische Kamera-Elite alljährlich nach Marburg und führt mit Medienwissenschaftlern, Studierenden und Regisseuren den fundierten Dialog, der nicht zuletzt in die Branche zurückwirkt, wie Michael Neubauer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Kamera (bvk), in seiner Rede betonte. Das Interesse an der Selbstreflektion sei durch die Hinweise der Medienwissenschaft deutlich gestiegen. So kann man rückblickend sagen: Mit Karl Prümm ist ein Dialogstifter par excellence emeritiert. *

Anja Henningsmeyer ist Geschäftsführerin der hessischen Film- und Medienakademie (hFMA) 

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Ausbildung/Weiterbildung/Studium, Filmtheorie/Filmwissenschaft, Institution

Artikel im PDF aufrufen