Filmland Hessen 2/2008
01.11.2008
Wie produziert man einen Oscar-Preisträger?
Neues von der Investitionsbank Hessen
Von Polia Bauer und Ursula Vossen
Seit fast drei Jahren vergibt die wirtschaftliche regionale Filmförderung Hessen-Invest-Film, angesiedelt bei der Investitionsbank des Landes Hessen (IBH), mit dem inzwischen zweiten Förderprogramm im Auftrag des Landes Hessen Filmförderdarlehen für kommerzielle und kulturell erfolgversprechende Film- und Fernsehprojekte. Ein guter Anlass zu schauen, wie der Stand bei einigen der Projekte ist.
Erste Klappe für »Der große Kater«
Noch bis Mitte Oktober dauern in der Schweiz und in Deutschland die Dreharbeiten zu dem Film »Der große Kater«, der mit 400.000 Euro gefördert wurde. Nach dem gleichnamigen, stark autobiographisch gefärbten Schlüsselroman von Thomas Hürlimann, dessen Vater Ende der 70er Jahre Bundespräsident der Schweiz war, beleuchtet der Film die zunehmend hemmungslose Selbstinszenierung von Politikern. Die Regie liegt in den Händen von Wolfgang Panzer. Vor der Kamera von Edwin Horak agiert Bruno Ganz (in der Rolle des Bundespräsidenten Kater) neben einer Riege weiterer prominenter Darsteller wie Ulrich Tukur, Marie Bäumer, Christiane Paul, Edgar Selge und Justus von Dohnanyi. Produziert wird »Der große Kater« gemeinsam von der Neuen Bioskop Film, von Produzent Dietmar Güntsche, Barry Films und der Schweizer Abrakadabra Films
Kinostart für »Zweier ohne«
Am 16. Oktober ist der IBH-geförderte Film »Zweier ohne« im Verleih von Stardust in den deutschen Kinos gestartet. Drehbuchautor und Regisseur Jobst Christian Oetzmann erzählt nach der Novelle von Dirk Kurbjuweit die intensive Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft. In den jugendlichen Hauptrollen spielen die Nachwuchsstars Tino Mewes, Jacob Matschenz und Sophie Rogall. Für die (anderen) Rollen konnten unter anderem Peter Harting und Lena Stolze gewonnen werden. Die Bildgestaltung übernahm Kameramann Tomas Erhärt. Produzent ist Joachim Ortmanns von der Kölner Lichtblick Film in Koproduktion mit filmpool und WDR.
Langwieriger Produktionsprozess von »Die Fälscher«
Im Rahmen der Messe »eDIT - The Filmmaker's Festival« hielt die Produzentin Babette Schröder von Magnolia Film Rückschau auf die Produktionsgeschichte des von Hessen-Invest-Film geförderten Oscar-Preisträgers »Die Fälscher«. Im Gespräch mit Wolfgang Borgfeld ist den Fragen nachgegangen worden, wie man einen Oscar-Gewinner produziert beziehungsweise wie schwer oder wie leicht es war, den Film zu produzieren. So erzählte die Produzentin, wie sie anfangs über eine Recherche auf die Erinnerungen des Augenzeugen Adolf Burger gestoßen sei. Aber die Idee, die Geschichte zu verfilmen, hätten die Förderungen, nicht zuletzt wegen Übersättigung mit ähnlich historischen Stoffen, eher skeptisch gesehn. Zeitgleich sei auch die österreichische Aichholzer Film am Stoff interessiert gewesen. Doch den deutschen Anteil des Films zu finanzieren, habe sich schwierig gestaltet, einen Verleih und einen Sender zu überzeugen ebenfalls. Erst drei Jahre später sei die Zeit reif gewesen für den Film. Es folgten sechs Drehbuchfassungen. Parallel wurde gecastet. 2006 wird gedreht - in einer ruhigen Arbeitsatmosphäre gelingt es dem Regisseur Stefan Ruzowitzky die dramatische Geschichte authentisch und emotional zu verfilmen. Der Kameramann Benedict Neuenfels dreht mit einer freien Handkamera ganz dicht an den Figuren, fast dokumentarisch. Die Produzentin ist häufig mit am Set anwesend und es wird viel beim Schnitt diskutiert. Sehr anschaulich hat Babette Schröder die Zusammenarbeit mit Hessen-Invest-Film beleuchtet. Notwendige Digitalbearbeitungen konnten über die Finanzierung durch Hessen Invest-Film nach Frankfurt geholt werden, die bei der tvt erfolgten. Insgesamt sind die VFX im Film eher spärlich und unauffällig. International ist der Film ein großer Erfolg und wurde weltweit verkauft.
* Polia Bauer und Ursula Vossen sind zuständige Mitarbeiterinnen bei der IBH
Kategorie: Gastbeitrag (ehemals Selbstdarstellungen von institutioneneigenen Mitarbeitern / ab GRIP 63)
Schlagworte: Filmförderung, Wirtschaftsförderung, Dreharbeiten, Spielfilm, Kino
