Filmland Hessen 2/2008
01.11.2008
Die Kameraarbeit im Fokus
Mit dem Marburger Kamerapreis und den Marburger Kameragesprächen wird die Arbeit an der Kamera gewürdigt
Von Martin Loew
Kameraleute, so bedeutend und produktiv sie in ihrem Fach auch sein mögen, sind zumeist nur den Eingweihten aus der Filmbranche ein Begriff. Das dürfte für den Gewinner des diesjährigen Marburger Kamerapreises, Renato Berta, nicht anders sein als für die vorherigen Preisträger, obwohl sich darunter so renommierte Namen befinden wie der Franzose Raoul Coutard, wie Robby Müller oder der Doyen der Kameraelite, der 1926 geborene Oscargewinner Walter Lassally.
Genau aus diesem Grund aber wurde der Marburger Kamerapreis 2001, verliehen von der Stadt Marburg in Zusammenarbeit mit der Philipps-Universität, ins Leben gerufen. Film ist eine Kunst des Sichtbarmachens. Die atmosphärische Gestaltung eines Films, seine Ausleuchtung und Komposition bestimmen in tiefgreifender Weise, ob und wie sich der Zuschauer einbeziehen lässt oder ob er auf Distanz geht. Da jedoch über Arbeitsbedingungen und Leistungen der Bildgestalter kaum etwas bekannt ist, soll die Auszeichnung für herausragende Bildgestaltung im Film zu einer Verschiebung des Blickes, zu einer Veränderung der Wahrnehmungsweise filmischer Arbeit beitragen. Übergeben wird der Kamerapreis alljährlich im Rahmen der Marburger Kameragespräche, einer Fachtagung, die erstmals 1997 stattfand unter dem Titel »Kamerastile im aktuellen Film«. Seither ist diese Gesprächsreihe, die gemeinsam von der Philipps- Universität, dem Bundesverband Kamera sowie der Gesellschaft für Film- und Fernsehwissenschaft organisiert wird, erweitert worden, unter anderem auch durch die Vergabe des mit 5.000 Euro dotierten Kamerapreises. Dabei haben die Preisträger auch Gelegenheit, sich den Diskussionen mit Kollegen, Wissenschaftlern, Filmkritikern und nicht zuletzt mit dem Publikum zu stellen. Unter dem Eindruck der in diesem Rahmen vorgeführten filmischen Arbeiten werden Fragen der Kameraästhetik, des Stils, der Produktionsumstände behandelt, aber auch Einblicke in die Persönlichkeit der Preisträger vermittelt.
Und wer zu diesem Thema und zu den bedeutendsten Kameraleuten noch mehr erfahren möchte, dem seien die einschlägigen Publikationen im Schüren Verlag empfohlen, wie etwa das Buch von Marco Kregel: »Dem Film ein Gesicht geben - Sechs deutsche Kameraleute im Gespräch«.
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Auszeichnung, Crew, Institution, Filmtechnik, Dreharbeiten
