Filmland Hessen 1/2008

01.08.2008

Wir wollen den Autoren den Rücken stärken

Ein Porträt des Verlags der Autoren

Von Annika Hohl

Der Verlag der Autoren wurde im Jahr 1969 zunächst als Theaterverlag gegründet und sein Name ist bis heute Programm: Der Verlag der Autoren gehört den Autoren des Verlages. Wer möchte, kann nach drei verlegten - vom Lektorat angenommenen, nicht zwingend aufgeführten oder verfilmten - Werken als Gesellschafter aufgenommen werden. 

Wurden anfangs nur Bühnenautoren vertreten, werden seit Anfang der siebziger Jahre auch Drehbuchautoren verlegt. Viele der Autoren waren seinerzeit ohnehin »Grenzgänger« zwischen den unterschiedlichen Medien, zwischen Theater, Hörspiel und Film. Mittlerweile sind solche »Grenzgänger« eine Ausnahme; die Regel sind Spezialisten für verschiedene Formate - Serie, Fernsehspiel, Kino - manchmal findet sogar eine genrespezifische Spezialisierung statt. So gibt es den Krimiautor, den Komödienautor oder den Sitcomspezialisten. Autoren der ersten Stunde waren Namen wie Rainer Werner Fassbinder, Urs Widmer, Walter Boehlich oder Helma Sanders- Brahms. Heute zählt der Verlag zu seinem Autorenkreis viele der wichtigsten deutschsprachigen Dramatiker und er vertritt im Drehbuchbereich etwa 80 Autoren und Filmemacher. Neben so bekannten Regisseuren wie Wim Wenders, Peter Lilienthal oder Edgar Reitz finden sich auch viele junge Talente. 

Geistiges Eigentum schützen 

Vier Mitarbeiter, drei Lektorinnen beziehungsweise Agentinnen und ein Volljurist, erledigen das, was man klassischerweise als Agenturtätigkeit bezeichnen kann. Sie verhandeln Verträge, werden aber auch vermittelnd tätig, sprich, sie akquirieren für die Autoren Aufträge und machen Vorschläge, wenn Sender und Produzenten an den Verlag herantreten. 

Wenn es von Autorenseite gewünscht ist, helfen sie auch, einen Stoff zu entwickeln und in eine präsentable Form zu bringen, suchen geeignete Partner und bieten dramaturgische wie juristische Hilfestellung. Seit einiger Zeit vertritt der Verlag auch Filmregisseure und verfügt damit über ein Netzwerk, das gegenseitige Kontaktmöglichkeiten und Anlaufstellen bietet. Neben dem Theaterverlag und der Drehbuchagentur existiert seit 1980 ein kleiner, feiner Buchverlag, in dem unter anderem die bekannte Regiereihe mit Büchern »über, von und mit« Lynch, Cassavetes, Fassbinder, Wenders und Truffaut erschienen ist. Der Verlag vertreibt das Fachmagazin »Revolver - die Zeitschrift für Film« und verfügt zudem über eine umfangreiche Theaterbibliothek. Seit September 2004 werden auch die Lizenzrechte an den Choreographien von William Forsythe wahrgenommen. Der Verlag der Autoren ist im Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage aktiv, der schon in den siebziger Jahren neben der »Regelsammlung« fürs Theater auch mit Vertretern der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine Grundlage zur Zusammenarbeit mit verlagsgebundenen Autoren geschaffen hat. Wir können den Autoren daher sehr vorteilhafte, sogenannte »Dreiecksverträge« anbieten, die Wiederholungshonorare und Erlösbeteiligungen vorsehen. 

Dies ist besonders wichtig in einem multimedialen Zeitalter, in dem mit geistigem Eigentum in so mancher Hinsicht leichtfertig umgegangen wird. Viele junge Drehbuchautoren sind geneigt, alle Rechte zu veräußern, damit der Auftrag auf jeden Fall zustande kommt. Da der Markt gesättigt ist, können es sich nur wenige leisten, »nein« zu sagen. Mit einer guten Agentur im Rücken lässt es sich in dieser Branche bestimmt besser leben! ‘

*Annika Hohl ist Lektorin und Agentin im Verlag der Autoren 

Kategorie: Gastbeitrag (ehemals Selbstdarstellungen von institutioneneigenen Mitarbeitern / ab GRIP 63)

Schlagworte: Drehbuch, Institution, Filmemacher*in, Filmwirtschaft

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