filmland hessen 1/2006

01.10.2006

Mit teuflischem Vergnügen

Erfolgreich im Markt: die Frankfurter Filmschmiede U5 produziert inzwischen TV-Movies am laufenden Band.

Von Daniel Güthert

Ein Fingerschnippen - und flugs ist der Teufel (Christoph M. Orth) zur Fliege mutiert. Und in Nullkommanichts auch prompt zurückverwandelt. Und wie selbstverständlich rauscht der Teufel mal durch Wände, und mal platzt er vor Wut, sollte es ihm gar zu bunt werden. Wer sich mit dem Teufel einlässt, erlebt Wundersames. Das weiß keiner besser als Norbert Walter, Geschäftsführer der U5-Filmproduktion. Denn für die Frankfurter Produktionsfirma hat Regisseur Rolf Silber im Sommer 2005 die liebenswürdige Fernseh- Komödie »Ein Teufel für Familie Engel« (Sat1) inszeniert - und darin geht es hoch her. »Uns war von vornherein klar«, so Schäfer, »dass wir in puncto Ausstattung und Special Effects etwas Besonderes bieten müssen.« So folgte dem Fünf-Wochen-Dreh eine Postproduktion von fünf Monaten (tvt-Postproduction) »Wir hatten speziell einen Digital-Supervisor beim Dreh, damit später in der Nachbearbeitung die gewünschten Effekte auch optisch überzeugend digitalisiert werden konnten.« 

Zugleich ist die Sat1-Produktion ein Beleg dafür, dass selbst manche Auftragsproduktion erst durch die hessische Filmförderung Hessen Invest machbar ist. Ein Darlehen von 300.000 Euro ist als Förderung in das Projekt geflossen, da der Film mit 1,75 Millionen Euro deutlich teurer als vergleichbare TV-Movies ausgelegt war. »Ohne die Hessen Invest Film wäre das Projekt wohl nicht entstanden, « ist auch U5-Geschäftsführer Karl-Eberhard Schäfer überzeugt. Und was die Recoupments anbelangt, rechnen die Produzenten mit entsprechend profitablen Auslandsverkäufen, angesichts eines attraktiven Familiy-Entertainment-Stoffes, der bei Sat1 für den Hauptabend um 20.15 Uhr vorgesehen ist (Sendetermin November 2006). 

So begrüßt U5-Chef Schäfer auch die Fortsetzung des Förderprogramms Hessen Invest Film, deren Neuauflage lange im Ungewissen lag: »Nur so können wir auch jenseits unseres Kerngeschäfts, das in erster Linie Spielfilme für das Fernsehen umfasst, etwas wagen. « Und darunter falle eben, so Schäfer weiter, die ungewöhnlich aufwendige Sat1 -Komödie »Ein Teufel für Familie Engel« oder auch die 2005 eingegangene Beteiligung an dem indisch-britischen Horror-Kinofilm »Sick House«. Ungewöhnlich an der internationalen Partnerschaft ist dabei, dass sich die U5 zum ersten Mal für ein Kinoprojekt engagiert und dass man keinen Einfluss auf die Stoffentwicklung gehabt habe. 

Bislang sind noch alle realisierten Drehbücher im eigenen Haus entstanden, das heißt entwickelt und ausgearbeitet worden. Ziel ist es, so das Credo laut Walter, Geschichten zu erzählen, die intelligente, anspruchsvolle Unterhaltung möglichst für die gesamte Familie bieten und in gewisser Weise auch in der Region, das heißt in Hessen angesiedelt sind und spielen. Für diesen Zweck hat die U5, die sich 1997 als die »Unabhängigen Fünf«, sprich U5, gegründet hat, noch zwei ausgewiesene Kreativköpfe mit an Bord: den Regisseur und Autor Rolf Silber sowie Autor Rudolf Bergmann. Der ursprünglich fünfte Mann im Team, Autor Christas Yiannopoulos, ist inzwischen ausgeschieden. Geblieben ist aber der Name: U5-Filmproduktion. 

Und sehen lassen kann sich die Bilanz des Hauses allemal. 35 Filme in neun Jahren. Allein in 2005 sind sieben Produktionen entstanden, darunter 5 Fernsehfilme, eine Mini-Serie für den WDR (»Rick und Olli«) sowie der Pilot für eine Dokumentarreihe auf Arte »Spirituelle Feste«. Auch für 2006 wird sich die Zahl der realisierten Titel auf sieben belaufen. Nach den zwei weiteren, bereits abgedrehten Folgen der Sat1-Reihe »Ein Fall für den Fuchs«, in der Gentleman-Ganove Max - gespielt von Walter Sittler - ungewöhnliche Fälle lösen muss, sind für die zweite Jahreshälfte unter anderem noch die ZDF-Story »Partnertausch« (Regie: Thorsten Schmidt) geplant und das TV-Movie »Vater auf der Flucht«, das von Frankfurt Downtown nach Mallorca führt (Regie: Franziska Meyer-Price). Im übrigen aber wird konsequent in Frankfurt und Umgebung gefilmt. Denn aus Sicht der U5-Produzenten bietet die Region für die von ihnen hergestellten Auftragsarbeiten ideale Bedingungen. Eine Fülle von Locations und Motiven, eine gute Infrastruktur und bestens qualifizierte Teams und Techniker. Ein Engpass droht lediglich, sobald man gleich mehrere Vorhaben zur selben Zeit realisiert. Dann kann es passieren, dass man sich Verstärkung von außerhalb holen müsse. So beklagt Karl-Eberhard Schäfer allenfalls kleinere Schönheitsfehler am Standort Rhein-Main, wie etwa die geringe Zahl renommierter Darsteller, die hier ansässig sind, oder auch den Mangel an geeigneten Atelierkapazitäten. Für die Dreharbeiten der ZDF-Polizei-Soap »Einsatz täglich«, mit 54 Folgen, die zu zwei Dritteln aus Studioaufnahmen bestand, habe man nach Berlin, zur BUFA, ausweichen müssen. Aber vielleicht tut sich eines Tages auch in dieser Hinsicht etwas in der Region. 

Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)

Schlagworte: Filmproduktion, TV/Rundfunk, Spielfilm, Filmwirtschaft, Filmförderung

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