filmland hessen 1/2006
01.10.2006
Filmen in Frankfurt am Main
Skyline als Kulisse und post production auf höchstem Niveau.
Von Hermann Wygoda
»Wer genau hinsieht, kann die Filmstadt in Frankfurt sehen«, lautet ein gern kolportiertes Bonmot unter den Filmschaffenden der Mainmetropole. Wer Film mit Star-Glamour gleichsetzt, der ist in Frankfurt tatsächlich fehl am Platz. Wie in vielen anderen Bereichen auch, haben sich die Frankfurter darauf spezialisiert, still und heimlich an der Spitze zu sein und dort ungestört Geld zu verdienen. »So ist in Frankfurt alles vorhanden, was man für gute Filme benötigt, doch nutzen das«, wie Sebastian Popp, Chef von »lunapark64«, unterstreicht, »fast nur Produzenten von Industriefilmen und TV-Movies, die hier gern auch mit externen Stars arbeiten.« In seiner Nische ist Frankfurt also durchaus äußerst erfolgreich. Erfolgreicher, als sich so mancher Lokalpolitiker das vorstellt. Die gerade zu Ende gegangene Fußballweltmeisterschaft hat dies wieder unter Beweis gestellt. War 2005 mit über 1.000 Drehgenehmigungen bereits eine Steigerung um zehn Prozent im Vergleich zu 2004 erreicht worden, hat allein die WM noch einmal zehn Prozent drauflegen können. Für das gesamte Jahr 2006 erwartet denn auch Karina Geißler vom Servicecenter Veranstaltungen des Frankfurter Ordnungsamtes, dass die Zahlen »um gut zehn bis fünfzehn Prozent« steigen werden.
Im Servicecenter ist sie zuständig für den wichtigsten Teil von Filmaufnahmen, die im öffentlichen Raum der Mainmetropole erfolgen: den Drehgenehmigungen. Seit mehr als sechs Jahren erteilt sie die erforderlichen Drehgenehmigungen und konnte in diesem Zeitraum viel Erfahrung sammeln mit kleinen und großen Produktionen und den Problemen, die sie im Gepäck haben. »Aber wir haben ein ziemlich einfaches und unbürokratisches Verfahren entwickelt, das allen Beteiligten entgegenkommt«, so Karina Geißler.
Ausreichend ist ein formloser schriftlicher Antrag an das Frankfurter Ordnungsamt, Servicecenter Veranstaltungen. Die Anfrage muss Angaben über die Art der Produktion, über die gewünschten Drehorte mit Beschreibungen der jeweiligen Szenen und die voraussichtliche Zahl der Drehtage in Straßen und auf Plätzen mit den geplanten Uhrzeiten beinhalten. Den »Rest« erledigt dann Karina Geißler, indem sie sich mit der Ordnungsbehörde abspricht und abklärt, ob und unter welchen Bedingungen etwa eine Verkehrsstraße gesperrt werden kann. »Wenn es denn unbedingt eine verkehrsreiche Innenstadtstraße als Kulisse sein soll, dann kann man dort auch an einem Sonntagvormittag drehen, wenn wenig Verkehr ist,« weiß sie aus Erfahrung. Und so hat sie auch Beispiele für Straßensperrungen parat, die ungewöhnlich erscheinen.
Die Sachbearbeiterin weist aber auch darauf hin, dass für Straßensperrungen andere Termine gelten. Sperrungen müssen drei Wochen im voraus angemeldet werden, da dann auch Ortsbegehungen notwendig werden und alle beteiligten Ämter und Behörden einbezogen werden müssen. »Wir haben immer sehr gute Erfahrungen gemacht, wenn die Produktionsfirmen sich vielleicht auch schon vor dem Antragszeitraum mit uns in Verbindung setzen und ihre Ideen in einem persönlichen Gespräch erläutern, damit wir sie bereits vor Antragstellung beraten können.«
Karina Geißler versteht sich dabei als Mittlerin zwischen den Filmschaffenden und den städtischen Ämtern und Behörden. »Wir kennen uns in der Stadt und ihren unterschiedlichen Zuständigkeiten aus und können somit zwischen beiden Seiten, nämlich zwischen der Stadtverwaltung und den Produktionsfirmen, vermitteln und dazu beitragen, dass einerseits gute Filme mit Frankfurter Flair entstehen und andererseits aber auch den Anforderungen der Ämter und manchmal auch der Nachbarn entsprochen wird, um unnötigen Ärger zu vermeiden.«
Kategorie: Bericht/Meldung (GRIP INFO + Filmland Hessen-Beiträge)
Schlagworte: Dreharbeiten, Filmproduktion, Filmpolitik